Nissan Transporter: Townstar Elektro im ersten Test
Nissan Transporter: Townstar Elektro im ersten Test
21.03.2023 08:30 Uhr | Lesezeit: 8 min
Nissan hatte schon vor einigen Jahren begonnen seine Transporter zu elektrifizieren. Nach dem Env200 ist jetzt der Townstar EV erhältlich und soll sogar kurzfristig lieferbar sein.
Auch wenn die Ausrichtung der EU in Sachen Verbrennungsmotor noch nicht ganz klar ist, hat der Autohersteller Nissan inzwischen eine deutliche Vorstellung von der Zukunft: Elektrofahrzeuge sollen mehr und mehr den Weg in den Markt finden. Betrachtet man die Nische der Transporter, so hatte Nissan mit dem Env200 einen ersten recht erfolgreichen Schritt getan: Er kam 2013 auf den Markt und erlebte zwischen 2017 und 2021 eine Blütezeit, die Nissan eigenen Angaben zufolge zwischenzeitlich sogar einen Marktanteil von 35 Prozent im Bereich der elektrischen N1-Fahrzeuge bescherte.
Der Townstar EV wird nun offiziell als Nachfolger des Env200 angeführt. Man will, so Nissan, die gleiche Zielgruppe ansprechen und mit modernerer Technik sowie einigen technischen Nachbesserungen punkten. Beim Townstar EV handelt es sich um ein Allianzprodukt; er wird bei Renault als Kangoo E-Tech und bei Mercedes-Benz als ECitan verkauft.
Der Townstar: Batterie und Reichweite
An den technischen Details zeigt sich schon, dass der Townstar tatsächlich vor allem für den Stadtverkehr gedacht ist. Es gibt genau einen Antriebsstrang für alle Ausstattungsformen, der nicht veränderbar ist. Im Townstar arbeitet eine 45 Kilowattstunden starke Batterie, die eine Reichweite von bis zu 301 Kilometern ermöglichen soll. Der Motor leistet 90 kW (122 PS) bei 245 Newtonmeter Drehmoment.
Etwas mehr Spielraum gibt es bei der Wahlmöglichkeit der Ladeeinheit: Der Nissan kommt standardmäßig mit einem 11 kW-Lader (AC) daher. Wahlweise kann als Sonderausstattung auch ein 22 kW-Lader verbaut werden. Wer CCS benötigt, muss diesen ebenfalls aus dem Katalog der Sonderausstattungen wählen und darf sich dann über maximal 80 kW (DC) freuen.
Was unterscheidet den Nissan Townstar vom ECitan und dem Kangoo E-Tech?
Obwohl es sich beim Townstar EV um ein Allianzprodukt handelt, gibt es doch ein paar Dinge, die dem Transporter eigen sind. Dazu gehören:
Die Form des Kühlergrills
Die Assistenzsysteme
Das künstlich generierte Geräusch bei langsamer Fahrt
Zudem muss der Townstar auch auf Ausstattungsvarianten verzichten: So wird es zum Beispiel keine Version wie bei Renault geben, bei der auf die B-Säule verzichtet wird.
Längen und Gewichte
Der Nissan Townstar EV kann in zwei Längen bei gleichbleibender Laderaumhöhe bestellt werden. Je nach Version liegt das Laderaumvolumen bei 3,3 bis 4,3 Kubikmetern. Mit der Sonderoption "flexible Trennwand" kann zudem der Beifahrerraum als Ladefläche genutzt werden – so gibt es 0,6 Kubikmeter extra. In jedem Fall finden im Heck des Transporters zwei Europaletten Platz. Im Fall des längeren Modells ist laut Nissan sogar eine Beladung über die Seitentür möglich. Zudem finden sich im Laderaum genügend fest verbaute Verzurrmöglichkeiten.
Die Nutzlast ist abhängig von der Ausstattung des Townstars und liegt bei der kurzen Version bei maximal 537 Kilogramm, im längeren Transporter dürfen 702 Kilogramm eingepackt werden. Unabhängig von der Version ist zudem ein Anhänger mit 1500 Kilogramm Gesamtgewicht erlaubt.
Die Testfahrt mit dem Townstar EV
Seine Eignung zum Cityflitzer hat der Nissan Townstar EV bei einer ersten Testfahrt unterstrichen. Dank angenehmer Beschleunigung ist es immer möglich auch mit den schnelleren Verkehrsteilnehmern im urbanen Gebiet mithalten zu können. Auch die Lenkung und die Übersicht geben keinen Grund zur Kritik. Der Transporter verfügt über zwei Fahrmodi (normal & battery), die über den Handschalter eingestellt werden.
Dieser ist allerdings weniger geglückt: Das Verstellen der Fahrstufe geschieht in derart kleinen Abständen, dass man immer zwei Mal schauen muss, wo man gerade eingerastet ist. Zudem ist es auch nur über den Schalthebel per Kippen nach rechts möglich, in den Rekuperationsmodus zu gelangen. Die drei Stufen werden dann via Tiptronic eingestellt. Immerhin: Auch beim Verzögern über das Bremspedal zeigt der Townstar eine Rekuperation an, wonach man sich den „Umweg“ über den Schalthebel theoretisch sparen könnte. Einen One-Pedal-Mode, der das Auto über Rekuperation zum Stillstand bringt, gibt es nicht.
Assistenzsysteme für alle Fälle
Ein großes Augenmerk hat man bei Nissan den Assistenzsystemen gewidmet, die übrigens teilweise unabhängig von der Allianz mit Renault und Mercedes verbaut werden. So gibt es eine 360 Grad-Kamera, die eine passable Rundumsicht ermöglicht. Leider ist entweder die Auflösung der Kameras oder die des 10 Zoll Multibildschirms etwas gering; für das Gefühl von besserer Übersicht reicht es aber allemal.
Im Zubehörkatalog kann sich der Kunde dann komplett austoben; von einem halbautonomen Fahrassistenten bis hin zu automatischem Einparken ist so ziemlich alles mit dabei, was es heute auf dem Markt gibt. Optional lässt sich der Townstar EV auch noch mit aktiv beheizbarem Lenkrad und Windschutzscheibe ausstatten.
Eine Verbrauchsfahrt war bei der kurzen Vorstellung in Paris leider nicht wirklich möglich, denn die vorgesehene Teststrecke führte fast ausschließlich durch 30er-Zonen. Am Ende der Testrunde (ohne Beladung) gab der Bordcomputer des Nissan-Transporters einen Wert von 18,6 Kilowatt auf 100 Kilometer wieder, welcher allerdings nicht repräsentativ für deutsche Innenstädte sein dürfe. Ein Verbrauchstest steht allerdings schon im Terminkalender der VerkehrsRundschau und wird nachgereicht.
Preis und Lieferzeit
Der Nissan Townstar EV ist aktuell bereits bestellbar und beginnt in der kleinsten Version und der Geringsten der vier Ausstattungsvarianten bei 33.750 Euro netto. Interessant an dieser Stelle ist die Ankündigung des Herstellers, auch bei Sonderkonfigurationen eine Lieferzeit von vier bis sechs Monaten einhalten zu können. Für die heutigen Verhältnisse wäre das tatsächlich vergleichsweise kurz.
Der Nissan Townstar EV wartet gegenüber seinem Vorgänger in der Tat mit einigen technischen Updates auf, für viele muss allerdings wie üblich der Zubehörkatalog bemüht werden. Überlegenswert ist sicher die variable Trenndwand mit faltbarem Beifahrersitz, die für schmale 250 Euro Aufpreis (netto) erhältlich ist. Wer von Haus aus im urbanen Gebiet unterwegs ist, eine regelmäßige Lademöglichkeit hat und nicht auf das letzte Gramm Nutzlast angewiesen ist, für den könnte der Townstar EV eine Alterantive sein.
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