Hylane: H2-Lkw für alle

Frau Schiffer, Hylane ist ein junges Unternehmen. Sie sind erst seit September 2021 auf dem Markt. Was ist seither passiert? Wir haben seit unserer Gründung 44 Brennstoffzellenfahrzeuge gekauft und unterhalten damit die größte Flotte an Wasserstoff-Lkw in Deutschland. Aktuell befinden sich die Fahrzeuge im Zulauf, wir gehen davon aus, dass die ersten gegen Ende August bei uns eintreffen. Da die Wasserstoff-Lkw im Vergleich zum Diesel immer noch erheblich teurer sind, haben wir einen Förderantrag für alle 44 Fahrzeuge gestellt, der vollumfänglich bewilligt wurde. Das war ein riesiger Meilenstein für uns, denn so können wir die Fahrzeuge zu attraktiven Preisen vermieten. Und es gibt auch schon erste Kunden ... Genau. Einer unserer größten Kunden ist DB Schenker. Dorthin werden auch einige der ersten Fahrzeuge ausgeliefert. Wie groß ist die Nachfrage nach Brennstoffzellen-Lkw? Man muss es so deutlich sagen: Die Nachfrage ist riesig. Wir haben den Markteintritt von Hylane im April kommuniziert, seitdem erhalten wir zum Teil zweistellige Mietanfragen pro Tag. Deshalb planen wir bereits, wie wir die Flotte weiter skalieren können, und wollen uns auch beim zweiten Förderaufruf wieder bewerben. Das heißt, es sind schon alle 44 bestellten Fahrzeuge vermietet? Nein, es sind noch Lkw verfügbar. Aber es gibt doch eine große Nachfrage? Springen Kunden auf einmal wieder ab? Die Beratung der Kunden, die sich für Brennstoffzellen-Lkw interessieren, ist deutlich umfassender. Bei einem Diesel weiß jeder, woran man ist. Bei Wasserstoff-Lkw stellen wir fest, dass wir intensiver beraten müssen. Häufige Fragen sind etwa, wie die Betankung abläuft, wo man überhaupt Wasserstoff beziehen kann, wie der Service organisiert ist etc. Sie haben die Lkw von vier Herstellern bestellt. Mit welchem Hintergrund? Wir glauben, dass es am Anfang wichtig ist, viel über die neue Technologie zu lernen. Wir haben nicht nur vier verschiedene Fahrzeughersteller, sondern auch vier verschiedene Produzenten, was die Brennstoffzellen angeht. Wir denken, es ist jetzt am Anfang wichtig, herauszufinden, welches Fahrzeug sich für welche Anwendung eignet, um diese Informationen dann an unsere Kunden weiterzugeben. Anhang dessen wählen Sie dann auch die Hersteller für die zweite Bestellung aus? Wir werden die Erfahrungen sicher nutzen, um sie in unsere Flottenerweiterung mit einzubeziehen. Wird denn ein neuer Hersteller bei der zweiten Runde mit dabei sein? (lacht) Das können wir noch nicht sagen. Wir geben uns aber sehr viel Mühe, dass es so sein wird. Haben Sie den Eindruck, dass die doch recht komplexe Welt der Brennstoffzellen-Lkw Unternehmer abschreckt und sie dann doch wieder zum Diesel zurückführt? Auf viele trifft das sicher zu. Wir stellen aber fest, dass Unternehmen, die sich in einem so frühen Stadium mit der Technologie beschäftigen, sich ihrer Pionierrolle durchaus bewusst sind und wissen, welche anspruchsvolle und bedeutende Aufgabe auf sie zukommt. Unsere Kunden sind hochmotiviert, und ich habe das Gefühl, dass sie zu einem gewissen Grad sogar Forschungs- und Entwicklungsarbeit leisten möchten. Das ist auch nachvollziehbar, denn jeder hat das Interesse, schnell erste Erfahrungen mit Brennstoffzellen-Lkw zu sammeln. Allen ist aber auch bewusst, dass Wasserstoff-Fahrzeuge noch nicht mit einem Diesel vergleichbar sind. Sie haben die aktuelle Förderung angesprochen. Wäre es möglich, die Brennstoffzellen-Lkw auch ohne die Unterstützung in einem Pay-per-use-Modell anzubieten? Theoretisch ist das möglich. In der Praxis wären die Mietraten aber so hoch, dass wir wahrscheinlich kaum Nachfrage hätten. Ein Wasserstoff-Lkw kostet je nach Hersteller das Sechs- bis Achtfache eines vergleichbaren Diesels. Das kann und will sich kaum ein Kunde leisten. Wir nutzen die Förderung ausschließlich dafür, die Fahrzeuge zu leistbaren Mietraten anbieten zu können. So halten wir die monatlichen Kosten so gering wie möglich. Sprechen wir über das Thema Tankinfrastruktur. Wie haben Sie dieses Problem gelöst? Es gibt drei Lösungen, die wir anbieten. Wir arbeiten einerseits mit verschiedenen Partnern zusammen, zum Beispiel mit H2-Mobility, ein Unternehmen, das im Moment das größte Netzwerk an Wasserstofftankstellen in Deutschland betreibt. Wenn sich unsere Kunden in der Nähe einer solchen Station befinden, erhalten sie eine Hylane-Tankkarte, mit der sie dort Wasserstoff beziehen können. Außerdem wissen wir, an welchen Standorten in Zukunft Wasserstofftankstellen in Betrieb gehen werden. In diesem Fall können wir als Überbrückung eine mobile Lösung anbieten. Bei Kunden, die sich nicht in der Nähe einer bestehenden oder zukünftigen Tankstelle befinden, installieren wir über unsere Partner eine feste Anlage auf dem Betriebshof. In jedem Fall reichen wir den Wasserstoffpreis ohne Aufschlag durch und stellen ihn unseren Kunden in Rechnung. Im Moment ist der Wasserstoff, der in Deutschland für den Verkehr zur Verfügung steht, noch nicht grün. Das heißt aber auch, dass es trotz Brennstoffzellen-Lkw noch keinen Umweltnutzen gibt ... Das ist nicht ganz richtig. An den meisten Tankstellen wird eine Mischung aus grünem und grauem Wasserstoff angeboten. Der Anteil an grünem Wasserstoff wird nach und nach größer werden. Natürlich muss der Weg zwangsläufig dahin führen, dass wir irgendwann an allen Tankstellen grünen Wasserstoff anbieten können. Es wäre aber aus unserer Sicht auch falsch, von Tag eins an darauf zu warten, dass an allen Tankstellen grüner Wasserstoff verfügbar ist. Wir möchten mit unserem Modell zunächst beweisen, dass Wasserstoff-Mobilität funktioniert, und wollen so zu einem Markthochlauf beitragen. Wenn wir von Anfang an ausschließlich nur mit grünem Wasserstoff fahren würden, behindern wir diesen Hochlauf eher, als dass wir ihn in Gang setzen. Wann rechnen Sie damit, dass genügend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht? Es gibt verschiedene Prognosen von unabhängigen Instituten und Beratern, die in etwa von den Jahren 2027-2030 ausgehen. Wir erleben bis dato beim Thema Wasserstoff, dass diese Prognosen früher eintreten als ursprünglich gedacht. Das wäre natürlich toll. Im Falle unserer Partner sieht die Roadmap vor, dass die meisten in den kommenden zwei Jahren auf ausschließlich grünen Wasserstoff umsteigen wollen - und zwar zu den gleichen Konditionen, wie wir sie heute vorfinden. Zum Abschluss: Hersteller wie beispielsweise Hyzon haben noch gar kein Servicenetz in Deutschland. Wie gehen Sie dieses Problem an? Es wäre unrealistisch, sofort mit einem flächendeckenden Servicenetz zu starten. Die Lösung ist abhängig von der Konstellation Kunde/Hersteller. In manchen Fällen kommen sogenannte Flying Doctors zum Einsatz, die gewisse Arbeiten direkt beim Kunden übernehmen können. In anderen Fällen sehen wir uns die Routen der Transportunternehmer an und bauen sukzessive entlang der Strecken ein Servicenetzwerk auf. Das braucht Zeit und führt am Anfang unweigerlich dazu, dass man den Lkw nicht so flexibel einsetzen kann, wie es bei einem Diesel der Fall ist. Aber auch diese Situation wird zu Beginn mit den Kunden besprochen. Mehr zum Thema finden Sie unter #Wasserstoff www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Auch Deutschland steht vor dem Henne-Ei-Problem. Wer kauft sich einen Wasserstoff-Lkw, wenn es keine Tankstellen gibt oder umgekehrt? Hylane will dieses Problem lösen und vermietet Brennstoffzellen-Lkw. Die Suche nach einer Tankmöglichkeit ist dabei fester Bestandteil der Kundenberatung. Hylane und das Miet-Modell Hylane wurde im September 2021 gegründet und ist ein Tochterunternehmen der DEVK-Versicherungsgesellschaft. Aufgabe von Hylane ist, Brennstoffzellen-Lkw an Transportunternehmer zu vermieten.Kleine Rate statt KaufIm Moment gibt es nur wenige Hersteller, die überhaupt in der Lage dazu sind, Brennstoffzellen-Lkw zu liefern. Zudem kosten die wenigen verfügbaren Modelle in etwa das Sechs- bis Achtfache eines klassischen Diesels. Hylane selbst hat sich bis dato 44 Brennstoffzellen-Lkw gekauft und erhielt dank KsNI-Förderung 80 Prozent der Mehrkosten vom Staat erstattet. Die Lkw werden nun nach einem speziellen Modell vermietet: Der Kunde zahlt nur für die Kilometer, die er gefahren ist, und für den Wasserstoff. Alles andere übernimmt Hylane. ff

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