Fahrzeugbeschaffung: Elektrisiert!

Umso mehr mittelschwere und schwere Lkw insbesondere mit batterieelektrischem Antrieb auf den Markt kommen - und das tun sie -, desto mehr dürfte sich für so manches Unternehmen die Frage stellen, wie man aus Finanzierungssicht den Einstieg in den klimafreundlichen Transport gestaltet. Schließlich stellt der Bund für die Anschaffung von batterie- und brennstoffzellenelektrischen Fahrzeugen sowie die entsprechende Tank- und Ladeinfrastruktur ein attraktives Förderprogramm bereit. So kann etwa beim Kauf eines E-Lkw die Förderung von 80 Prozent des Mehrpreises zum Diesel beantragt werden. Die Anträge werden allerdings im Rahmen eines Priorisierungs-Verfahrens beschieden. Zentrales Kriterium ist hierbei die erwartete CO2-Einsparung je investiertem Fördereuro (siehe auch VR 17/2021). Von der Kaufprämie profitieren am Ende auch Leasingkunden. Daimler Truck etwa hat eigenen Angaben zufolge bereits Mittel aus dem Fördertopf für den E-Actros beantragt und auch genehmigt bekommen, "sodass wir dem Kunden attraktive Leasingraten anbieten können". Diese Mittel könne der Kunde unbürokratisch über die Daimler-Truck-Niederlassungen in Anspruch nehmen, ohne selbst einen Antrag stellen zu müssen. Daimler Truck bietet seine batterieelektrischen Fahrzeuge E-Actros und Fuso E-Canter aktuell im Full-Service-Leasing an, während das für die zweite Jahreshälfte angekündigte Entsorgungsfahrzeug E-Econic nur zum Verkauf steht und der Fuso E-Canter auch vermietet wird (siehe auch Übersicht auf Seite 39). Gefragt seien für vollelektrische Lkw risikofreie Produkte, so Daimler Truck. "Mit unserem Komplett-Service-Leasing inklusive Fördermitteln bieten wir genau das maßgeschneiderte Produkt für dieses Kundenbedürfnis an", heißt es aus Stuttgart. Scania derweil bietet für seine E-Lkw alle gängigen Produkte der Scania Finance an – Kauf, Mietkauf mit Blockrate oder voller Tilgung, Kilometerleasing mit garantierter Rücknahme des Fahrzeugs, Restwert-Leasing, Fullservice-Leasing sowie Langzeitmiete. "Aktuell sind die Kilometer-Leasingverträge die meistgenutzten, da damit das Verwertungsrisiko für den Kunden am Laufzeitende entfällt", heißt es seitens des schwedischen Lkw-Bauers. Auch Scania weist darauf hin, dass sich positiv beschiedene Fördergelder in einer attraktiven Leasingrate widerspiegeln. Ernüchterung bei Förderprogramm Volvo Trucks bietet für den Verteilerverkehr den Volvo FL Electric mit 16 Tonnen und den Volvo FE Electric bis 18 Tonnen und 26 Tonnen in Serienproduktion an, 2022 sollen der Volvo FH, Volvo FM und Volvo FMX Electric bis 44 Tonnen dazukommen. Bestellt werden können sie bereits, wobei Full-Service-Verträge die Batterieabdeckung beinhalten. Für eine Einschätzung, welche Beschaffungsform derzeit von Volvo-Kunden am meisten genutzt wird, ist es für Peter Ström, Geschäftsführer und Vice President Volvo Group Trucks Central Europe, allerdings noch zu früh: "Derzeit ist noch keine Tendenz erkennbar, da die Anträge mit dem Förderprogramm verbunden sind, welches sich noch immer in der Genehmigung befindet", sagt Ström. Das Förderprogramm für klimafreundliche Nutzfahrzeuge sei zwar als eine Art Initialzündung für die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs aufgenommen worden und entsprechend groß sei die Resonanz auf den ersten Förderaufruf bei Unternehmern gewesenen. Tatsächlich aber herrsche, so Ström, "große Ernüchterung". Zahlreiche Förderanträge seien abgelehnt worden, sehr viele Unternehmen warteten seit inzwischen fast fünf Monaten auf die Beantwortung ihrer Förderanträge. Dies führe in der Konsequenz dazu, dass der gesamte Markthochlauf verzögert wird und Elektrofahrzeuge nicht auf die Straße kommen können, obwohl die Hersteller Fahrzeuge liefern könnten. Auch Tassilo von Domarus, Manager E-Mobility bei Renault Trucks Deutschland, hält es noch für zu früh, um validierte Aussagen zum meistgenutzten Beschaffungskonzept machen zu können. "Da es noch eine relativ neue Technik ist, präferieren die Kunden zu Anfang eher das Leasing", so von Domarus. Leasingkunden profitieren demnach von festen monatlichen Raten für Finanzierung, Versicherung und Wartungsvertrag sowie einer Batterie-Leistungsgarantie. In Zusammenarbeit mit Partnern unterstütze Renault Trucks die Kunden zudem bei der Installation und Wartung der Ladeinfrastruktur. Und: "Die genehmigte Förderung verringert die Anschaffungskosten und wird über die Leasingrate an unsere Kunden 1:1 weitergegeben", so von Domarus. Aus dem Hause MAN ist aktuell der 26-Tonner E-TGM für Einsätze im Verteilerverkehr erhältlich. Der Beginn der Fertigung schwerer E-Trucks soll Anfang 2024 erfolgen, teilte der Hersteller im Februar mit. Laut Alfons Fehlner, Vertriebschef von MAN Financial Services, greifen bei E-Lkw alle Beschaffungsformen analog dem Verbrenner. Alle vom OEM angebotenen, fahrzeugspezifischen Service-Verträge sowie Captive-Versicherungslösungen können demnach im Rahmen einer Leasing- oder Mietkauffinanzierung inkludiert werden. Meist werde bei E-Lkw das Kilometerleasing gewählt, so Fehlner, "da die Kunden selbst noch wenig Verwertungserfahrungen mit der E-Mobility-Technologie haben." Mietangebote eher rar gesät Die Miete wird derweil über die Konzernschwester Euro-Leasing abgewickelt, die unter dem Dach von MAN Rental aktuell einen flächendeckenden Elektro-Mietfuhrpark aufbaut. Derzeit habe man leichte Nutzfahrzeuge wie den MAN E-TGE und den VW E-Crafter in der Mietflotte. "Darüber hinaus verfügen wir über einige MAN E-TGM", sagt Euro-Leasing-Geschäftsführer Gerhard Künne. Die Mietraten variieren dabei je nach Umfang der Serviceleistungen und der Fahrzeugausstattung. "Für einen E-TGM mit Fahrgestell ohne Aufbau sprechen wir von einer Mietrate ab 3134 Euro pro Monat", so Künne. Herstellerunabhängige Lkw-Vermieter geben sich in Sachen alternative Antriebe dagegen eher abwartend. So hat etwa die Fraikin Group in Deutschland noch keine E-Lkw ins Portfolio aufgenommen. "Denn die Entscheidung über Diesel, Gas, Strom und Wasserstoff ist aus politischen, technologischen und wirtschaftlichen Gründen noch lange nicht gefallen", sagt Deutschland-Geschäftsführerin Silke Stubenrauch. Auch Umrüstung wird gefördert Momentan eher auf Kauf setzen Kunden des Unternehmens Quantron aus Augsburg, das Busse und Lkw vom Diesel auf alternative Antriebe umrüstet, darunter etwa die TG2-Baureihe von MAN oder den DAF CF. Es wird aber auch Restwert-Leasing angeboten. Die Kaufprämie könne hier als Anzahlung genutzt werden und verringere so die Raten, so Chief Marketing Officer Volker Seitz. "Es gibt übrigens nicht nur Kaufprämien, sondern auch Umrüstprämien für Unternehmer, die nicht warten wollen und schnell emissionsfrei werden möchten", sagt Seitz. Diesen Aspekt betont auch Udo F. Mann, Partner und geschäftsführender Gesellschafter der Leasinggesellschaft FML Finanzierungs- und Mobilien Leasing aus Hamburg. "Prinzipiell kann jeder Umbau über die FML finanziert werden", so Mann. FML kaufe hierzu das Fahrzeug aus dem Bestand heraus und finanziere den Umbau unter Berücksichtigung der Förderung sowie deren Voraussetzungen und finanziere dann den Gesamtbetrag für den Kunden neu. Ein noch junger Player im E-Lkw-Markt setzt hingegen auf All-in-one-Lösungen. So bietet das schwedische Unternehmen Volta Trucks, das in diesem Herbst die ersten 100 Fahrzeuge seines batterieelektrischen 16-Tonnen-Lkw für Kundentests zur Verfügung stellen will, die Variante Truck-as-a-Service (TaaS) an. "Gegen eine monatliche Gebühr erhält der Kunde einen Volta-Zero-Lkw und alle Dienstleistungen, die für den Betrieb einer Elektroflotte und für eine maximale Betriebszeit erforderlich sind", erklärt Volta-Gründer Carl-Magnus Norden. Dazu zählen neben Fahrzeugwartung und -service auch Beschaffung, Installation und Unterstützung der Ladeinfrastruktur. Wenngleich Volta neben Leasing auch eine Kaufoption anbiete, sei Truck-as-a-Service das bevorzugte Beschaffungskonzept, "da es die Umstellung auf Elektrofahrzeuge vereinfacht, das Kundenrisiko minimiert und die Betriebszeit zu einem wettbewerbsfähigen Preis maximiert", so Norden. H2-Lkw im Pay-per-Use-Modell Ein ähnliches Konzept verfolgt auch Hyundai Hydrogen Mobility. Das Joint Venture zwischen der Hyundai Motor Company und dem Schweizer Unternehmen H2 Energy hat in der Schweiz die ersten Brennstoffzellen-Lkw vom Typ XCient Fuel Cell auf die Straße gebracht. "Wir bieten diese Fahrzeuge kilometerabhängig zu einem Pay-per-Use-Satz an und planen, diese im EU-Raum auch zu verkaufen", sagt CEO Beat Hirschi. Bei Payper-Use zahlen Nutzer für den Kilometer nach einem vereinbarten Satz. "Das Fahrzeug kommt mit einem Sorglospaket, denn Gewährleistung und Garantie auf die wichtigsten Komponenten wie Brennstoffzelle, Antriebstrakt oder Batterie sind für acht Jahre inklusive", sagt Hirschi. Das Unternehmen sorge vor der Übergabe zudem für grünen Wasserstoff, dass die Tankstelleninfrastruktur vorhanden und getestet ist und dass der Kunde kürzeste Wege zu einem kompetenten, geschulten Servicepartner hat. "Hohe Planungssicherheit": Jana Kraus, Firmenkundenbetreuerin bei der Targo Leasing Was spricht für das Leasing von Lkw mit alternativen Antrieben?Aufgrund der monatlich fest kalkulierten Raten hat man beim Fahrzeugleasing grundsätzlich eine hohe Planungssicherheit und ist liquiditäts-schonender unterwegs als beim Kauf. Dadurch entsteht wiederum mehr Handlungsspielraum für andere Investitionsbedarfe. Zudem ist man am Ende der Vertragslaufzeit flexibel und kann bei Bedarf schnell und einfach auf ein neueres Fahrzeugmodell wechseln. Diese Vorteile wiegen bei der Beschaffung von Lkw mit alternativen Antrieben umso mehr – wer jetzt investiert, kann Anreize wie steuerliche Begünstigung, Maut-befreiung und vor allem die sehr attraktive staatliche Förderung mitnehmen.Inwiefern profitieren Leasingkunden von dieser Förderung? Wird sie bewilligt, kann der Kunde die staatliche Förderung als Sondertilgung in die Finanzierung einbringen, so reduziert sich die Leasingrate. Da wir als Bank unsere Kunden beim Umstieg auf alternative Antriebe begleiten wollen, haben wir 2021 ein eigenes Förderprogramm für das Leasing von Fahrzeugen mit Elektro-, Hybrid- und Brennstoffzellenantrieb aufgelegt. Hier bieten wir einen besonders günstigen Kalkulationszins.Auf welche Besonderheiten ist beim Leasing von E-Lkw & Co. noch zu achten?Die Förderbedingungen sehen vor, dass der Kunde das Fahrzeug mindestens vier Jahre nutzen muss. Ein Leasingvertrag beispielsweise läuft also mindestens 48 Monate.Bieten Sie für die E-Ladeinfrastruktur ebenfalls Finanzierungsoptionen an?Nein, wir verleasen nur mobile Wirtschaftsgüter. Die Ladeinfrastruktur ist ein Immobilienthema und hängt an vielen individuellen Gegebenheiten, die der Kunde selbst am besten kennt. Unternehmen, die wegen der Finanzierung eines oder mehrerer E-Lkw zu uns kommen, haben die Frage nach der Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof in der Regel bereits für sich geklärt. mh Beschaffungsmodelle E-/H2-Lkw nach Herstellern Hersteller Kauf Mietkauf Kilometer-Leasing Restwert-Leasing Fullservice-Leasing Miete Pay-per-use Daimler Truck nur E-Econic nur E-Actros Fuso E-Canter ✔ ✔ MAN FS ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Hyundai Hydrogen Mobility ✔ ✔ Quantron ✔ ✔ ✔ Renault Trucks ✔ ✔ ✔ ✔ Scania Finance ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Volta ✔ ✔ ✔ Volvo Trucks ✔ in Klärung ✔ ✔ ✔ in Klärung Marktübersicht E-Lkw Welcher Hersteller hat vollelektrische Lkw im Portfolio? Welche technischen Spezifikationen bringen sie mit? Auf VR plus finden Sie eine Marktübersicht mit allen batterieelektrischen Lkw über 7,5 Tonnen, die bereits auf dem deutschen Markt zu haben beziehungsweise für das Jahr 2022 als lieferbar angekündigt sind. In Kürze Wer in saubere Antriebstechnologien investieren will, hat in Sachen Finanzierung die Wahl zwischen Kauf, Leasing, Miete oder mancherorts einem All-inclusive-Paket. Wir geben einen Überblick, bei welchen Herstellern Elektropioniere derzeit fündig werden und welche Beschaffungsform sich anbietet. 80 Prozent des Mehrpreises zum Diesel können beim E-Lkw-Kauf gefördert werden Aktualisiert 11.03.2022, 13:00 Uhr

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