Realogis, nach eigenen Angaben Marktführer für Industrie- und Logistikimmobilien in Deutschland, hat die Mietpreisentwicklung bei funktionalen Bestandsimmobilien analysiert und stellt für das erste Quartal 2022 in vielen Märkten eine weiterer Verteuerung fest. Unter funktionalen Bestandsimmobilien versteht Realogis beheizte Immobilien mit einer Hallenhöhe von mindestens 7,50 Metern, eine Andienung über Rampen und/oder ebenerdig sowie großzügige Andienungszonen.
„Im Schnitt über alle Standorte hat sich die Spitzenmiete für funktionale Bestandsobjekte um 6,1 Prozent verteuert, in keinem der Märkte ist sie gefallen“, sagt Florian Stork, Realogis-Geschäftsführer und für München sowie die süddeutschen Märkte verantwortlich. Die Mindestmiete im Bestand ist demnach um 10 Prozent gestiegen, in acht von 32 analysierten Märkten wurde die Mindestmiete für Bestandsimmobilien sogar auf zwischen knapp 20 bzw. 30 Prozent angehoben.
Der teuerste Logistikstandort für Bestandsobjekte unter den 8 Top-Standorten ist demnach Berlin mit einer Spitzenmiete von 7,50 Euro pro Quadratmeter, gefolgt von Hamburg mit 7,20 Euro pro Quadratmeter, wo sich die Spitzenmiete um 10,8 Prozent verteuert hat. Am oberen Ende der Spanne folgen Stuttgart (6,50 Euro pro Quadratmeter, plus 3,2 Prozent) und München (6,50 Euro pro Quadratmeter). In Berlin und München haben sich die Mietpreise binnen eines Jahres in diesem Segment nicht verändert.
Außerhalb der acht Top-Standorte heißen die Spitzenreiter mit den höchsten Spitzenmieten Ingolstadt mit 6,15 Euro pro Quadratmeter (plus 2,5 Prozent), Regensburg mit 6,00 Euro pro Quadratmeter (plus 25 Prozent) sowie Nürnberg und Dresden mit einem jeweils innerhalb eines Jahres unveränderten Mietpreis von 6,00 pro Quadratmeter.
Für Neubauten hatte Realogis bereits im März mehrheitlich steigenden Mieten ermittelt (VerkehrsRundschau berichtete).
ESG-Preisaufschläge könnten Mieten weiter verteuern
Der Trend zu steigenden Mieten bei Logistikimmobilien dürfte sich weiter fortsetzen. Ein Grund: ESG-Preisaufschläge könnten künftig zum Alltag bei Neuvermietungen gehören, wie Kuno Neumeier, CEO der Logivest Gruppe, meint. Demnach würden Photovoltaik-Anlagen installiert und nicht zuletzt durch die Unsicherheiten des Ukraine-Krieges gewännen regenerative Energien an Relevanz. „Auch die Politik schärft nach und will in den nächsten Jahren Regularien für ESG-konforme Logistikimmobilien schaffen“, so Neumeier.
Doch wer zahlt den Preis, wenn teils kostenintensive Nachrüstungen notwendig werden? Schon jetzt seien einige Vermieter dazu übergegangen, eine neue Klausel in ihre Mietverträge einzufügen, weiß der Logivest-CEO. „Diese soll ihnen Mieterhöhungen – teils im zweistelligen Prozentbereich – ermöglichen, sobald neue Nachhaltigkeitsstandards vom Gesetzgeber gefordert werden.“ Ein durchaus nachvollziehbarer Schritt, der aus Mietersicht jedoch auch Gefahren berge: „Das heißt, der Mieter hat wenig Handhabe gegen möglicherweise willkürliche Mieterhöhungen“, so Neumeier.