Der Logistikimmobilienmarkt hat ein schwaches Jahr hinter sich. Von der schlechten Wirtschaftslage im Allgemeinen und einem schwächelnden E-Commerce im Besonderen über Zinswende und gestiegene Finanzierungs- und Baukosten bis hin zu den massiv verteuerten Mieten – die Gründe sind vielfältig, dass der Flächenumsatz 2023 deutlich eingebrochen ist und auch die Neubautätigkeit zuletzt äußerst verhalten war.
Ob der Logistikimmobilienmarkt sich in einer Krise befindet oder es sich um „nur“ um eine Delle handelt und wie es 2024 um die Nachfrage nach Logistikflächen bestellt sein wird, erörterten Immobilienexperten am Mittwoch auf der Onlineveranstaltung „Quo Vadis Logistikimmobilienmarkt“.
Julian Sommer, Regional Director West beim Entwickler DFI Real Estate, wollte den Logistikimmobilienmarkt zwar nicht in einer Krise verorten, sprach aber von einer Korrektur, die nach den Ausnahmejahren der Coronazeit, als Logistikimmobilien geradezu gehypt wurden, eingetreten sei. Auch aktuell sei in Bezug auf die Vermietungsaktivitäten eine gewisse Vorsicht der Nutzer zu beobachten. „Das ist möglicherweise auch auf die gesamtwirtschaftliche Lage zurückzuführen, damit müssen wir umgehen“, so Sommer.
Rückgänge bei den Flächenbedarfen
„Was die Nutzer betrifft, mache ich mir etwas Sorgen“, so Kuno Neumeier, Geschäftsführer Logivest. Auf alle Logistikflächen gesehen belaufe sich der Leerstand aktuell auf drei Prozent. „Einen gewissen Grundleerstand gibt es immer, dieser Wert macht uns keine Sorgen“, so Neumeier. Bei den Logistikdienstleistern jedoch habe es in den letzten Monaten auffällige Rückgänge bei den Flächenbedarfen gegeben. „Es gibt hier Leerstände“, so Neumeier und verweist dabei auf einen gewissen Angebotsüberhang auf der Plattform Logivisor, die Flächen von Logistikdienstleistern an Verlader vermittelt. Der dort zu beobachtende Trend sieht er als Zeichen dafür, das die Flächenbedarfe weiter zurückgehen könnten, „wenn es uns nicht gelingt den Konsum anzukurbeln beziehungsweise auf der wirtschaftlichen Ebene die Kurve zu kriegen.“
Neumeier warnte zudem vor den Folgen einer drohenden Abwanderung von Produktionsstandorten ins Ausland. „Wenn Verladervolumen weg geht, gehen auch Lagerflächen weg“, so Neumeier.
Umso mehr zeigte sich der Logivest-Geschäftsführer davon überrascht, dass 30 Prozent der Neubauaktivitäten zuletzt spekulativ erfolgten. „Das ist eigentlich ein tolles Signal und zeigt, dass die Logistikimmobilienwirtschaft solide dasteht und bereit ist in gute Standorte zu investieren.“
Für Nicholas Brinckmann, Sprecher der Geschäftsführung der Hansainvest Real Assets, bleibt der Logistikmarkt auch weiterhin „die spannende und interessante Assetklasse“, die sich deutlich stabiler zeige als Gewerbe- oder Büroimmobilien. Brinckmann stellte dabei auch das aus Investorensicht „tolle Preisniveau“ vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzierungskosten heraus. Dennoch seien natürlich auch Investoren zurückhaltender geworden.