Der Containerumschlag im Hamburger Hafen entwickelte sich im ersten Halbjahr 2022 positiver als erwartet. Mit einem Umschlagergebnis von 4,4 Millionen TEU (Standardcontainereinheiten) wurde in den ersten sechs Monaten des Jahres ein leichtes Plus von 0,9 Prozent erreicht. Das gab der Hafen in einer Pressemitteilung am Mittwoch, 17. August, bekannt. Gegenüber den großen nordeuropäischen Wettbewerbshäfen Antwerpen-Brügge, Rotterdam und Bremen/Bremerhaven, die alle Rückgänge im Containerumschlag meldeten, verzeichnete Hamburg demnach als einziger Haupthafen der Range ein Plus. Im Durchschnitt betrug der Gesamtrückgang im Segment Containerumschlag bei den großen vier Nordrangehäfen in den ersten sechs Monaten 4,6 Prozent. Gegen diesen Trend gewann Hamburg Marktanteile von 1,1 Prozentpunkten hinzu und erreichte als einziger der Haupthäfen ein Wachstum beim Containerumschlag.
Gesamtumschlag geringer also im Vorjahreszeitraum
Der Gesamtumschlag fiel mit insgesamt 61,8 Millionen Tonnen (-2,7 Prozent) etwas geringer aus als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Rückgang beim Gesamtumschlag ist mit einem schwächeren Ergebnis beim Massengutumschlag zu erklären. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten in Hamburg 17,6 Millionen Tonnen (-8,9 Prozent) Massengüter umgeschlagen. In allen drei Segmenten Sauggut (3,0 Millionen Tonnen / -7,2 Prozent), Greifergut (10,2 Millionen Tonnen / -3,2 Prozent) und Flüssigladung (4,5 Millionen Tonnen / -20,5 Prozent) führten zum Teil verschärfte EU-Sanktionen gegenüber Russland sowie marktbedingte Veränderungen beim Handel und Transport der Rohstoffe zu diesem Umschlagergebnis.
Verkehrsfluss gestört
„Das erste Halbjahr 2022 stellte die Hamburger Hafenunternehmen, deren Beschäftigte und alle Logistikpartner und Hafenkunden vor ganz besondere Herausforderungen. So führte der Krieg in der Ukraine zu weitreichenden Sanktionen im Außenhandel, die sich auch in beträchtlichem Umfang auf den Seegüterumschlag im Hamburger Hafen auswirkten und weiter auswirken. Im Zusammenhang mit dem nahezu komplett eingestellten Containerverkehr mit russischen Häfen gab es als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine neben Rückgängen im Stückgutumschlag auch deutliche Rückgänge beim Massengutumschlag“, sagt Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing.
Mattern weist darauf hin, dass nicht nur der Krieg in der Ukraine sondern auch die Auswirkungen der globalen Coronapandemie weiterhin Transport- und Versorgungsengpässe für Handel und Industrie verursachen. Auf zahlreichen Transportrouten führe das zu längeren Transportzeiten und stark angestiegenen Frachtraten. Die Hauptursachen für die aus dem Takt gekommenen Lieferketten, Verzögerungen und Störungen weltweiter Transportabläufe sind nach Ansicht von Mattern nicht allein den Häfen zuzuordnen. Vielmehr sei es so, dass an der Schnittstelle Land-Seetransport Störungen, wie z.B. Schiffsstau und Verzögerungen im Lkw- und Bahnverkehr, für die Hafenkunden und die Öffentlichkeit am deutlichsten sichtbar und bemerkbar werden.
Auch die Zunahme von Bautätigkeiten im Streckennetz der DB, der Hamburger Hafenbahn sowie auf Umschlagterminals beeinträchtigten zeitweise spürbar den reibungslosen Verkehrsfluss und effizienten Umschlag.
Seehafenhinterlandverkehr auf der Schiene auf Vorjahresniveau
In den ersten sechs Monaten wurden auf den Gleisen der Hamburger Hafenbahn 1,4 Millionen TEU transportiert. Das ist mit -0,2 Prozent nur knapp unter dem Ergebnis aus dem Vorjahr. Insgesamt wurden per Eisenbahn im ersten Halbjahr 23,6 Millionen Tonnen (-0,3 Prozent) in und aus dem Hamburger Hafen transportiert.
Ausblick
Für die kommenden Wochen wünscht sich die Marketingorganisation des Hamburger Hafens eine Einigung im noch nicht gelösten Tarifkonflikt zwischen den Verhandlungspartnern Verdi und den deutschen Seehafenbetrieben. Vor dem Hintergrund einer Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Lage, die durch einen zu erwartenden Anstieg der Energiepreise und eine Abschwächung beim Konsum geprägt sein dürfte, ist für die weitere Entwicklung beim Seegüterumschlag bis zum Jahresende eher eine Abschwächung zu erwarten. Für ein zeitlich begrenztes Wachstum könnte die Verlagerung von vor allem Massenguttransporten sorgen, die wegen der anhaltenden Niedrigwasserphase auf dem Rhein zu einem Ausweichen auf andere Transportrouten führen könnte. Der Hamburger Hafen könnte als vielseitig aufgestellter Universalhafen und führender Eisenbahnhafen davon profitieren.
Ein Umschlagergebnis von rund 130 Millionen Tonnen und 8,7 Millionen TEU ist bei einer Stabilisierung der Transportketten und weltwirtschaftlichen Lage optimistisch, aber nicht ausgeschlossen.