Genf. Der Dachverband der Fluggesellschaften (IATA) rechnet wegen des Corona-Einbruchs in diesem Jahr mit dem schlimmsten finanziellen Einbruch in der Luftfahrtgeschichte. Die Airlines dürften zusammen 84 Milliarden Dollar (74,3 Milliarden Euro) Nettoverlust machen, teilte der Verband am Dienstag in Genf mit. Im kommenden Jahr sei mit weiteren 15 Milliarden Dollar Nettoverlust zu rechnen.
Passagiere würden nach dem Corona-Schock auch 2021 noch nicht zu alten Fluggewohnheiten zurückkehren. Die Personenkilometer bleiben nach den IATA-Analysen auch im kommenden Jahr noch 29 Prozent unter dem Niveau von 2019, wie Chefökonom Brian Pearce erläuterte. Die Berechnungen beruhten auf der Annahme, dass keine große zweite Welle von Corona-Infektionen mit neuen Reiserestriktionen auf die Welt zukomme.
550 Milliarden Dollar Schulden bis Ende 2020
Die Fluggesellschaften dürften Ende des Jahres Schulden in Höhe von 550 Milliarden Dollar haben, nach 430 Milliarden Dollar Anfang 2020. Weil viele Fluggesellschaften die Nachfrage zunächst durch günstige Tickets stimulieren müssten, sei es schwierig für sie, wieder in die Gewinnzone zurückzukommen. Das sei frühestens 2022 zu erwarten.
Rekordwert für Frachtumsätze erwartet
Etwas positiver sieht die IATA die Zukunft im Frachtbereich. Zwar rechnet der Dachverband damit, dass die beförderten Frachttonnen um 10,3 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr auf 51 Millionen Tonnen sinken werden. Allerdings erwarten die Luftfahrt-Experten, dass der Mangel an Kapazität aufgrund der nichtverfügbaren Beiladefracht in Passagierflugzeugen die Frachtraten für 2020 um etwa 30 Prozent ansteigen lässt. Die IATA prognostiziert daher einen Rekordwert der Frachtumsätze für dieses Jahr von 110,8 Milliarden US-Dollar (97,5 Milliarden Euro). Damit würde der Anteil des Frachtbereichs am Gesamtumsatz der Luftfahrt-Branche sich mehr als verdoppeln – von 12 Prozent im Vorjahr auf 26 Prozent.
Verband rechnet 2021 weiter mit starkem Wachstum bei Fracht
Für 2021 erwartet der Verband ebenfalls ein starkes Wachstum der Frachtumsätze – um 25 Prozent auf den dann neuen Rekordwert von 138 Milliarden US-Dollar (121,5 Milliarden Euro). Dies entspräche 23 Prozent des Branchenumsatzes. Die IATA rechnet damit, dass die Luftfrachtnachfrage weiterhin stark sein wird, da die Unternehmen zu Beginn des wirtschaftlichen Aufschwungs ihre Lagerbestände wieder auffüllen, während eine langsame Rückkehr der Passagierflotte das Wachstum der Frachtkapazität begrenzen und die Frachterträge auf dem Niveau von 2020 stabil halten wird.(dpa/sn)