Essen. Der Verband für Fach- und Führungskräfte (DFK) hat eine Umfrage zum mobilen Arbeiten sowie den digitalen Kommunikationsmöglichkeiten durchgeführt und sie einer ähnlichen Erhebung von 2012 gegenübergestellt. In der Studie wird deutlich, dass Fach- und Führungskräfte die Flexibilität hybrider Arbeit schätzen, aber auch durch umfassendere Erreichbarkeit belastet sind.
Die guten Seiten des „New Normal“…
Rund 600 Fach- und Führungskräfte wurden befragt. Die Hälfte davon waren leitende Angestellte, hinzu kamen außertariflich Angestellte (27 Prozent) und Geschäftsführer (rund 18 Prozent). Sie kamen zur Hälfte aus Unternehmen mit über 1000, zur anderen Hälfte aus Unternehmen mit unter 1000 Mitarbeitern. Eine große Mehrheit der Befragten (80 Prozent) schätzt die Flexibilität, die das mobile Arbeiten bietet. Fast ebenso viele (76 Prozent) können ihr Berufs- und Privatleben dadurch besser miteinander vereinbaren.
…und die verbesserungswürdigen
Auf der anderen Seite gaben 49 Prozent der Befragten an, dass sie mit den digitalen Kommunikationsmitteln schlechter abschalten können. Immerhin 45 Prozent meinten, dass Homeoffice und die entsprechende Kommunikation zu einer höheren gesundheitlichen Belastung führen.
Die Zahlen stimmen trotz allem optimistisch, wenn sie mit der Umfrage von 2012 verglichen werden: Damals gaben 78 Prozent der Befragten an, dass sie schlechter abschalten können und zwei Drittel spürten eine gesundheitliche Belastung durch das Homeoffice und die digitale Kommunikation.
Wer ist wie erreichbar...
Die digitalen Kommunikationsmittel eröffnen Fragen zur Erreichbarkeit. 75 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte gaben an, unter der Woche abends erreichbar zu sein. 2012 waren es mit 90 Prozent noch deutlich mehr. Am Wochenende erreichbar sind 50 Prozent, in der Vergleichsstudie waren es 70 Prozent. Im Urlaub liegt der aktuelle Wert bei 42 Prozent, 2012 waren es 60 Prozent.
Während 2012 nur 32 Prozent der Umfrage-Teilnehmer sagten, dass sie über ihre Erreichbarkeit selbst entscheiden können, sind es in der aktuellen Erhebung 51 Prozent.
Insgesamt stellt der DFK fest, dass die Werte zur Erreichbarkeit um 15 bis 20 Prozent zurückgegangen sind. 23 Prozent der Befragten gaben an, gar nicht außerhalb der Dienstzeiten erreichbar zu sein – vor zehn Jahren waren es nur fünf Prozent.
...und was wünschen sich die Befragten?
Insgesamt schätzt der DFK ein, dass sich heute Fach- und Führungskräfte deutlich besser von der Arbeit abgrenzen können, als noch 2012. Trotzdem geben 65 Prozent der Befragten an, dass es in ihrem Unternehmen keine Maßnahmen für eine verbesserte Abgrenzung gibt. Vor zehn Jahren lag dieser Wert bei 81 Prozent. Dennoch: „Betriebsvereinbarungen, betriebsinterne Regelungen wie Zeiterfassung mit Überstundenausgleich oder ähnliches sind nach wie vor die Ausnahme“, so der Verband.
60 Prozent der Befragten wollen keinen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice. Auch Regelungen zur Erreichbarkeit wünschen sich nur 13 Prozent im Gesetz. Der DFK sieht betriebsinterne Lösungen bevorzugt: „Auch wenn die Fach- und Führungskräfte bewusster und selbstbestimmter mit der digitalen Kommunikation umgehen, sie wünschen sich dabei betriebsinterne Leitplanken, die in der Praxis immer noch viel zu selten sind“, resümierte DFK-Verbandsgeschäftsführer Sebastian Müller. (jl/sn)