Die Versorgungsfunktion der Logistik, der Fachkräftemangel und die aktuellen Einschränkungen der globalen Lieferketten waren drei der zentralen Themen bei einem virtuellen Pressegespräch zum Tag der Logistik am 21. April.
Oliver Luksic, FDP-Politiker und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), betonte, dass die Bedeutung der Logistik für die Gesellschaft nicht hoch genug eingeschätzt werden könne: „Logistik ist wie die Lebensadern der Wirtschaft“- es handle sich um eine krisenfeste Branche, die extrem agil und flexibel sei.
Gemeinsame Aufgabe von Politik und Wirtschaft sei es, das Image von Arbeitsplätzen in der Logistik weiter zu verbessern, sagte Luksic. Die Bundesregierung habe bereits Förderprogramme für die Ausbildung sowie die Weiterbildung auf den Weg gebracht, um dem Fachkräftemangel in diesem Bereich entgegenzuwirken.
Weiter hob er die Bedeutung der Digitalisierung für die Logistik hervor. So müsse die Routenplanung weiter optimiert und die Erhebung und Verwertung von Echtzeit-Verkehrsdaten noch verbessert werden.
Luksic: „Klimaziele für Güterverkehr schwierig zu erreichen“
Beim Thema Umweltschutz gab der Staatssekretär zu, dass die deutschen Klimaziele „extrem ehrgeizig“, und für den Güterverkehr vor dem Hintergrund des weiterhin ansteigenden Warenaufkommens schwierig zu erreichen seien. Das BMDV wolle helfen, die Lade- und Tankinfrastruktur in den kommenden Jahren weiter auszubauen; Betreiber von Lkw mit LNG (Flüssig-Erdgas) sollen zudem vor dem Hintergrund der aktuell hohen Kraftstoffpreise entlastet werden. Gleichzeitig betonte Luksic, dass der Staat nicht alle Preiserhöhungen „wegsubventionieren“ könne.
Wimmer: „Die Logistik bietet krisensichere Jobs“
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung Logistik (BVL) Thomas Wimmer, hob die Vorteile der Arbeitsplätze in der Logistik hervor: „Das sind krisensichere Jobs.“ Bei vielen Prozessen in der Logistik sei einhundertprozentige Zuverlässigkeit erforderlich: „Hierfür braucht es Spezialisten“. Laut Wimmer arbeiten derzeit etwa drei Millionen Menschen in Deutschland in der Logistik. Der drittgrößte Wirtschaftszweig generiere einen Umsatz in Höhe von rund 290 Milliarden Euro jährlich.
Wimmer machte aber auch klar, dass die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine die internationalen Lieferketten vor große Herausforderungen stellen. Wenn Rohstoffe aus Russland plötzlich nicht mehr zu Verfügung stünden, könne etwa an anderer Stelle kein Düngemittel mehr produziert und geliefert werden – dies beeinträchtige wiederrum die Getreideernte, was zu einer Hungernot in afrikanischen Ländern führe. „Wenn dann Verbraucher noch Sonnenblumenöl oder Klopapier orten, gibt es zusätzlich Bedarfsschwankungen – das macht alles noch herausfordernder“, so Wimmer.
Kreativität, Flexibilität und Transparenz von Branchenunternehmen gefordert
Aus Sicht des Sprechers des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB), Alexander Handschuh, sei Kreativität und gute Kommunikation notwendig, um Menschen den Mehrwert der Logistik näherzubringen – etwa beim Bau und der Nutzung von Logistikimmobilien. „Projekte müssen wir zu den Projekten der Bürgerinnen und Bürger machen“, betonte Handschuh.
Als letzter Redner der Runde nannte Norbert Brandau, Leiter Logistik bei Amazon, zwei Schlagworte, wie aus Sicht des Konzerns eine Tätigkeit in der Logistik attraktiver gemacht werden könne: Transparenz und Flexibilität. Das bedeute zum einen, etwa im Rahmen von Tage der offenen Tür Menschen Einblicke in die Arbeit von Logistikunternehmen zu geben, so Brandau. Zum anderen riet er Betrieben, ihren Angestellten flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit des Home Office zu bieten, wie Amazon dies bereits tue.
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