Zufall gibt weiter Gas

Während in diesem Frühjahr manche Speditions- und Logistikunternehmen Umsatzrekorde für das vergangene Jahr verkündeten, war für den Mittelständler Zufall Logistics Group, Göttingen, das Geschäftsjahr 2017 eher durchwachsen. Peter Müller-Kronberg, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, zeigte sich bei der Präsentation der Unternehmenszahlen dennoch zufrieden: "Das Geschäftsjahr 2017 hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir sind mit der Umsatzentwicklung zufrieden." So verzeichnete Zufall insgesamt ein Umsatzplus von 3,8 Prozent im vergangenen Jahr und erwirtschaftete 316,4 Millionen Euro Umsatz. Das Ebit sei aber - nicht zuletzt durch kräftige Investitionen in die Zukunft - leicht unter Vorjahresniveau gelegen, räumt Geschäftsführer Jürgen Wolpert im Gespräch mit der Verkehrs-Rundschau ein. Im Jahr 2016 hatte das Unternehmen laut Bundesanzeiger ein Ebit von 6,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Zur Entwicklung der einzelnen Geschäftsbereiche: In seinem traditionell umsatzstärksten Bereich "nationaler Verkehr" erwirtschaftete Zufall in 2017 einen Umsatz von 121,5 Millionen Euro und damit 1,7 Prozent mehr als in 2016. Deutlich stärker, um 4,7 Prozent, legte der Umsatz des Bereichs "europäische Landverkehre" zu, in dem Zufall 75,9 Millionen Euro erwirtschaftete. Umsatzeinbußen um 9,2 Prozent musste das Unternehmen dagegen in seinem Nachtexpressgeschäft mit Night Star Express (NSE) in 2017 hinnehmen. 26,6 Millionen Euro - mehr war am Ende nicht drin, was Wolpert mit dem Standortwechsel des vormaligen Kunden Hyundai nach Berlin begründet. Dessen Mengen blieben zwar in dem NSE-Netz, würden jetzt aber von einem anderen NSE-Partner abgewickelt. "Sukzessive werden wir diese Lücke schließen. Das braucht aber Zeit." Neues Wissens-Hub testet Innovationen Überraschend stark wuchs Zufall in der Luftfracht. Dort legte der Umsatz in 2017 um 53,4 (!) Prozent auf insgesamt 10,8 Millionen Euro zu. Auch in der Seefracht stieg der Umsatz im vergangenen Jahr, und zwar um 13,1 Prozent auf 23,1 Millionen Euro. Und die Erträge in beiden Segmenten, so Wolpert, hätten sich ähnlich positiv entwickelt. Wichtiges Wachstumsfeld für Zufall bleibt auch die Kontraktlogistik, die beim Umsatz um 4,4 Prozent auf 52,2 Millionen Euro wuchs. Um weiterhin auf der Erfolgsspur zu bleiben, investiert der Mittelständler kräftig in die Zukunft: So will Zufall künftig in einem eigenen "Wissens-Hub" an Innovationen und der Zukunft der Logistik tüfteln. Entstehen werde dieses in unmittelbarer Nähe zur Göttinger Firmenzentrale auf dem kürzlich von der insolventen Spedition Hermann Weber gekauften Grundstück, kündigte Müller-Kronberg im Pressegespräch an. "In gemischten Teams über alle Alters- und Hierarchiegrenzen hinweg werden wir Themen wie Automatisierung und Digitalisierung erproben und außerhalb des Tagesgeschäfts innovative Lösungen für unsere Kunden finden", verriet er. Allein in den nächsten Monaten sollen Investitionen in Höhe von 1,5 Millionen Euro in das Projekt fließen. Zudem sollen in dem Wissenshub zum Beispiel Mitarbeiter-Schulungen durchgeführt, autonome Flurförderzeuge und Kommissioniertechniken getestet und Prozess-Ideen entwickelt werden. Zusätzlich sollen Nachwuchslogistiker in einem eigenen "Azubi-Unternehmen" ihre Ideen einbringen und aus Fehlern lernen können. Transportmanagement-System geht voran Auch die Einführung des Transportmanagement-Systems kommt laut Wolpert voran. Die ersten Niederlassungen seien schon aufgeschaltet, der Betrieb sei gut gestartet. "Die Lösung der Firma Anaxco wurde an unsere Anforderungen angepasst. Damit schaffen wir eine größere Transparenz für unsere Kunden, Mitarbeiter und Partner." Die Anbindung Dritter funktioniere einfach und schnell und die Arbeitsabläufe würden einfacher werden, betont er. Zudem könne Zufall Kunden Informationen proaktiv und schneller zur Verfügung stellen, begründete er die Investitionen in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Last, but not least will Zufall in der E-Mobilität nicht den Anschluss verlieren und hat daher ein 18-Tonnen-E-Fahrzeug des Herstellers E-Force im Alltagsbetrieb getestet. Noch sei die Reichweite des Fahrzeugs, auch durch die schwierige Topografie der Rhön bedingt, für Zufall aber keine wirtschaftliche Alternative, führte Wolpert aus. Das Unternehmen werde aber weiter testen, und für die Innenstadt-Belieferung setzt die Göttinger Niederlassung seit Kurzem einen "E-Street-Scooter" mit einer Reichweite von 80 Kilometern ein. Mehr zum Thema lesen Sie im Dossier Stückgut www.verkehrsrundschau.de/dossiers