Wer hat's erfunden?

Im Falle von hydraulischen Ladekranen dürfen mal nicht die erfindungsreichen Schweizer, sondern die Schweden mit Fug und Recht ausrufen: "Wir haben's erfunden". Nicht ohne Stolz verweist Hiab-Deutschland-Chef Olaf Fiedler auf die Historie. Vor 70 Jahren tüftelte der Schwede Eric Sundin aus dem kleinen, mittelschwedischen Städtchen Hudiksvall den ersten hydraulischen Ladekran aus. Es war ihm zu mühsam, die großen Mengen an Baumstämmen aus den weiten Wäldern der Umgebung mit Muskelkraft zu verladen. Gedacht waren die Stämme übrigens für die Produktion von Skiern. Neu erfunden hat der schwedische Hersteller anders als vor 70 Jahren diesmal zwar kein Gerät. Dennoch steckt jede Menge Erfindergeist in den neuen Produkten der Marken Hiab (Ladekran), Multilift (Abroller/Absetzer, siehe Schwerpunkt nächste Ausgabe) sowie Moffet (Mitnehmstapler). Die bekannten Marken flankiert vom Hiab-Logo will man pünktlich zum Jubiläum wieder stärker herausstellen, der Name der Mutter Cargotec tritt zurück. Am meisten tat sich bei Eric Sundins Erfindung, dem Ladekran. Hier gönnt sich Hiab zur Feier des Jahres einen Modellwechsel von der 2000 vorgestellten XS- auf die X-Serie. Die klotzt mit Superlativen: Doppelt so schnell wie beim Vorgänger soll das Ausschubtempo sein, das schnellste am Markt, sagt Olaf Fiedler. Außerdem lag der Schwerpunkt der Entwicklung auf der Optimierung von Verschleiß und Verbrauch: Die bisher wartungsintensiven Kranarm-Teleskope sollen dank Einsatz von Teflongleitführungen wartungsfrei sein, wie Techniker Rolf Wilke preist. Hochwertige Soft-Seal-Hydraulikkupplungen sollen für ein dichtes, sauberes und effizientes Hydrauliksystem sorgen. Bis zu 30 Prozent Minderverbrauch verspricht Hiab. Bei der Bedienung gibt es optional zur klassischen Klaviersteuerung ein mit Fahrern entwickeltes Joystickpult. Neue langlebigere Lackierung Gesetzlichen Auflagen gehorchend, aber raffiniert und optisch einleuchtend umgesetzt wurde die Anzeige des Belastungszustands des Kranes: Es gibt ein Display mit Dioden am Bedienpult, an der Fernsteuerung sowie je nach Anstrengungsgrad höher frequent blinkende LED am Stützfuß. Fehlbedienungen sollen fast unmöglich sein. Eine neue Geometrie sorgt dafür, dass das Gelenk nie niedriger als der Schubarm liegt - ebenfalls risikominimierend. Dank neuer Lackierung sollen die Krane auch keine Aufblühungen mehr bilden. Das war seit der gesetzlichen Verbote von Chrom VI bei der Verzinkung bei allen Herstellern der Fall, relativ harmlos, aber hässlich. Mit Euro 6 ist bei frontmontierten Kranen endgültig kein Platz mehr, um die Stützfüße seitlich unterzubringen. Sie wurden generell neu gestaltet und lassen sich mit (vorgeschriebener) hydraulischer Unterstützung leicht hochklappen sowie im Stand im Winkel verstellen. Außerdem reklamiert Hiab mit 6,80 Meter Abstützung einen Bestwert in Sachen Standsicherheit. Mit LSS kaum Nachwippen des Arms Für Stabilität sorgt auch ein neues System namens LSS, das lästige Nachschwingungen unterdrückt - einer ersten Vorführung nach sehr wirkungsvoll. Daneben war das Ziel, Leitungen nicht außen verlaufen zu lassen; vor allem im Knickbereich des Arms ist die "Verletzungsgefahr" für die Technik, etwa beim Hantieren im Wald, gebannt. Kunststoffverkleidungen an den Flanken sorgen zudem für aufgeräumte Optik der dunkelgrauen Greifer, die für bis zu 18,5 mt Lastmoment in vier Abstufungen mit bis zu 17,50 Meter Ausladung (19,40 Meter mit Armverlängerung) und Tragkraft von 5,5 bis 5,8 Tonnen erhältlich sind. Am meisten Erfindergeist beweist Hiab bei den Moffet-Mitnahmestaplern, die man 1967 übrigens ebenfalls aus der Taufe hob: Erstmals weltweit hat man jetzt einen elektrisch angetriebenen Mobilhelfer realisiert, nicht als Versuchsträger, sondern serienreif. Seine Vorteile leuchten sofort ein, wenn man ihn im Vergleich mit dem konventionellen, in der Grundkonstruktion identischen M2-Diesel-Pendant in Betrieb nimmt. Das knattert und brummt laut und wie gewohnt vor sich hin. Beim Stromer nimmt man außer einem kaum hörbaren Surren und leisen Puffen aus der zahnradgetriebenen Hydraulikpumpe kaum etwas wahr, wenn der Stapler seine Hub- und Gabelarbeit verrichtet. Ähnlich wie beim Elektroauto betrachtet man fasziniert das stille Spiel der Kräfte, je nach Version 1200 oder 2000 Kilo Hubkraft bringt der Elektromotor im Heck des Moffet E2/E4 auf. Seine Kraft - je nach Akku 180, 130 oder 100 Ah - zieht er aus Lithium-Ionen-Packs neuester Bauart, die sich per 220-Volt-Stecker auch mal zwischenladen lassen. Maximal sechs Stunden soll eine volle Ladung über Nacht dauern, zwei Arbeitstage hat man dann locker Saft. Nachtanken kann man sich sparen, wenn man die von Hiab geplante Aufladung am LKW-Heck ordert: Dann wird während der Fahrt gespeist. Dazu bräuchte man allerdings eine zweite Lichtmaschine, wie Stephan Hoppe, Produktmanager bei Moffet präzisiert. Den offensichtlichen Vorteilen beim Thema Geräusch- und Abgasemissionen - vor allem in sensiblen städtischen Ladezonen ein starkes Argument - sowie Verbrauch und den niedrigeren Kosten bei der Wartung stehen für den Produktmann natürlich die höheren Kosten des E-Staplers gegenüber. Staatliche Unterstützung gefordert "Rund 40 Prozent teurer ist der Stromer im Vergleich zum Diesel-Modell", gibt der Moffet-Mann unumwunden zu, verweist aber auf das Beispiel Holland, wo die E-Versionen des in Irland produzierten Mitnehmstaplers bereits erfolgreich erprobt würden - mit staatlicher Förderung. Anders gehe das am Anfang nicht. Es sei für die Transporteure schwierig genug, das Angebot eines Mitnahmestaplers überhaupt honoriert zu bekommen. Wem's den Aufpreis von etwa 6000 Euro Wert ist, dem rechnet Moffet eine Amortisationszeit von gut drei Jahren vor, bei 300 Arbeitsstunden und fünf Jahren Betrieb. Unbezahlbar: die geschonten Nerven der Anwohner.

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