Einer der letzten und größten Düngemittelproduzenten in Deutschland, die SKW Piesteritz in Wittenberg, drosselt die Produktion und stellt eine von zwei Ammoniakanlagen für unbestimmte Zeit ab. Grund seien die schwierige Marktlage und politisch bedingte Rahmenbedingungen, wie das Unternehmen mitteilte.–
"Bis heute hat die Politik absolut nichts Wirksames gegen das Fluten des europäischen Marktes mit billigen russischen Düngemitteln unternommen", sagte Geschäftsführerin Antje Bittner. Zudem würden Unternehmen wie SKW Piesteritz durch Entscheidungen der Bundesregierung, die die Wettbewerbsnachteile immer weiter vergrößerten, aus dem Markt gedrängt.
Bisher konnte SKW Piesteritz die Produktion von Düngemitteln in der für die deutsche Landwirtschaft sensiblen Düngemittelperiode aufrechterhalten, was laut Bittner „bereits in der Vergangenheit herausfordernd [war], wir haben jedoch zu jeder Zeit die Verantwortung für die langfristig stabile Versorgung der Landwirtschaft mit heimischen Produkten wahrgenommen. Dies ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht länger möglich. Die Bundespolitik belastet verstärkt seit 2022 unser Unternehmen trotz eindringlicher Warnungen an die zuständigen Bundesminister über das wirtschaftlich Tragbare hinaus. Jetzt sind wir gezwungen zu reagieren. Wir werden durch die Politik dazu gedrängt, die Düngemittelproduktion massiv zu reduzieren.“ Gleiches gilt auch für das wichtige Produkt AdBlue.
Aspekt Adblue
Die Stickstoffwerke in Piesteritz sind nicht nur einer der größten deutschen Produzenten von Düngemitteln sondern auch von dem Kraftstoffzusatz Adblue. Die Harnstofflösung wird bei der Abgasnachbehandlung von Dieselmotoren eingesetzt. Nahezu jeder Lastwagen der Speditions-, Logistik und Transportbranche in Deutschland fährt mit Diesel. Ohne AdBlue werde es Probleme mit der Lkw-Logistik in Deutschland geben, was anschließend zu leeren Supermarktregale führt, warnt SKW Piesteritz vor.
Bereits im Spätsommer 2022 hatte das Unternehmen Ammoniakanlagen heruntergefahren, da die Gaspreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine in die Höhe geschossen waren und eine kostendeckende Produktion nach Darstellung von SKW nicht mehr möglich war. Die Preise für Adblue zogen aus Furcht vor einer Mangellage kräftig an.