Berlin. Die Einführung der 2G-Regel für weite Teile des Einzelhandels ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft wird nach Einschätzung vieler Experten dem Online-Handel noch einmal einen massiven Schub geben. „Es wird sicher weitere Umsatzverschiebungen hin zum Online-Handel geben“, sagte Stefan Hertel vom Handelsverband Deutschland (HDE) am Freitag, 3. Dezember, in Berlin. Dies werde wohl schon am zweiten Adventswochenende sichtbar werden, da in einer ganzen Reihe von Bundesländern die 2G-Regel bereits angewendet werde. Bei 2G haben nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu den Läden. Ausgenommen von der Verschärfung der Corona-Regeln sind Läden des täglichen Bedarfs, also etwa Supermärkte, Lebensmittelgeschäfte und Drogerien.
„Das ist noch einmal ein Riesenschub, um die letzten Kunden, die noch nicht im Internet einkaufen, dem Onlinehandel zuzuführen“, ist auch der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein überzeugt. „Aus dem Bauch würde ich sagen, das bisher für den Online-Handel erwartete Wachstum im Weihnachtsgeschäft dürfte sich mindestens verdoppeln.“
Logistik-Kapazitäten sollen steigende Nachfrage bewältigen können
Wie groß der Schub für den Online-Handel wirklich ausfallen wird, weiß natürlich noch niemand. Für Amazon, Zalando und Co. ist der zu erwartende Nachfrageschub angesichts der ohnehin hohen Verkaufszahlen vor Weihnachten auf jeden Fall eine Herausforderung, die Online-Händler zeigen sich aber zuversichtlich, die Bestellmengen bewältigen zu können. „Wir haben in den vergangenen, von der Pandemie geprägten Monaten bewiesen, auch mit stetig steigenden Bestellungen umgehen zu können. Das wollen wir so fortsetzen“, sagte Otto-Sprecher Martin Frommhold.
Der Online-Modehändler Zalando ist ebenfalls überzeugt, auch in den kommenden Monaten die Nachfrage der Kunden befriedigen zu können. Die Logistik-Kapazitäten seien so ausgelegt, dass potenziell steigende Nachfrage bewältigt werden könne, sagte eine Unternehmenssprecherin. Der Internethändler Amazon verwies bei einer Anfrage über mögliche Lieferengpässe darauf, dass er weltweit bis heute bereits rund 15 Milliarden Dollar (rund 13,3 Milliarden Euro) ausgegeben habe, um den Herausforderungen der Pandemie gerecht zu werden.
„Branche kann mit solchen Situationen umgehen“
Bei der Deutschen Post heißt es, man müsse damit rechnen, dass „die Paketmengen noch weiter ansteigen“, so ein Unternehmenssprecher. Doch lasse sich das Ausmaß noch nicht prognostizieren, weil unklar sei, wie viele Leute ihre Weihnachtseinkäufe schon erledigt hätten und wie die Geimpften auf die geänderte Situation reagierten.
Und der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Spedition und Logistik (DSLV), Frank Huster, sagte: „Die Branche kann mit solchen Situationen umgehen, das hat zuletzt der Black Friday gezeigt, als sich das Sendungsvolumen verdreifachte.“ Der Handelsexperte Gerrit Heinemann sieht das nicht anders. „Wenn eine Branche gewöhnt ist am Anschlag zu arbeiten und mit Engpässen klarzukommen, ist es der Online-Handel“. Die Bewältigung von massiven Wachstumsschüben gehöre „geradezu zur DNA der Branche“. (dpa/tb)