VR Index: Kommt endlich der Aufschwung?

Zu lange schon hatten die Wirtschaft und die damit direkt verbundene Transportbranche mit Sorgen und Nöten zu kämpfen. Gefühlt hat sich in den letzten Wochen die Lage zumindest ein wenig aufgehellt. Das spiegelt sich jetzt auch im VerkehrsRundschau-Index wider, der im ersten Halbjahr 2024 einen neuen Re-kordwert zu verzeichnen hat. Der Preisindikator für den Straßengüterverkehr notiert jetzt bei 154,1 Punkten. Das ist ein kräftiger Anstieg von fast drei Punkten oder 1,9 Prozent im Vergleich zum vorherigen Halbjahr. Allerdings muss man diesen Wert auch ein wenig in Relation setzen, denn in den vergangenen Monaten hat es unter anderem durch die Mauterhöhung und die gestiegenen CO2-Abgaben beim Diesel "naturgemäße" Kostentreiber gegeben. Insofern lohnt sich immer der Vergleich des VR Index von vor einem Jahr - und bezogen auf diesen Wert liegt der Anstieg sogar bei 4,2 Punkten oder 2,8 Prozent. Mehrkosten teils wettgemacht Es zeigt sich also, dass die Transport- und Logistikunternehmen offenbar in der Lage dazu sind, immerhin einen Anteil der gestiegenen Kosten an die Auftraggeber durchzureichen. Und mehr noch: Betrachtet man die Einzelsegmente, dann darf man sogar von einer kleinen Erholung ausgehen. Denn der größte Anteil der Preissteigerungen stammt aus dem Komplettladungssegment, das in dieser Erhebung mit starken 3,8 Prozent Plus im Vergleich zum vorherigen Halbjahr aufwartet. Ein Grund dafür könnten auch Nachholeffekte aus den vergangenen Jahren sein, in denen teils Laderaum aus dem Markt genommen worden war. Hier und da ist schon wieder von einer Knappheit zu hören. Erhebungsmethodik und Teilnehmer Seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau von dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Interrogare die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Bei der aktuellen Befragung haben 101 Unternehmen teilgenommen, wobei sich Verlader und Transportunternehmer ungefähr im Verhältnis 1 : 2 aufteilen. Die Frachtraten ergeben sich aus Transporten, deren Güter palettierbar sind und keine besondere Handhabung erfordern. ff Den Impuls für den neuerlichen Aufwärtstrend hat das zweite Quartal des Jahres gegeben. Denn in den ersten drei Jahresmonaten hatten sowohl Transportunternehmer als auch Verlader noch vorwiegend von einem rückläufigen oder gleichbleibenden Transportaufkommen berichtet - in Zahlen waren es über 80 Prozent aller Befragten. Im zweiten Quartal, das zur Erhebung des VR-Index noch nicht ganz zu Ende war, hellte sich die Lage etwas auf und mehr als jeder vierte Befragte berichtete von einem Auftragsplus. Langsame Normalität? Gestützt wird dieser Trend von anderen Marktindikatoren, die ebenfalls eine leicht zuversichtliche Stimmung verbreiten. Der ifo Geschäftsklimaindex ist seit Jahresbeginn um 4,7 Punkte gestiegen und auch die Geschäftserwartungen haben sich seither etwas verbessert. Der Lkw-Fahrleistungsindex sowie der Produktionsindex Verarbeitendes Gewerbe orientieren sich seit Jahresbeginn wieder etwas nach oben. Und auch die Import- sowie Exportzahlen zeigen seit Anfang 2024 eine positivere Entwicklung auf. Nicht zuletzt liegt die prognostizierte Inflationsrate in Deutschland im Mai bei 2,4 Prozent - das ist zwar 0,2 Punkte höher als im Vormonat, was sich aber Experten zufolge auf das Deutschland-Ticket zurückführen lässt, das seit einem Jahr mit 49 Euro auf dem Markt ist und deshalb die eigentliche Inflationsrate ein Jahr lang unbeabsichtigt "verfälschen" konnte. Zu Redaktionsschluss steht das nächste Ratstreffen der Europäischen Zentralbank an, in der vielleicht sogar die erste Zinssenkung seit 2015 bevorstehen könnte. Jene Hoffnung nährte auch Philip Lahne, Chefvolkswirt der EZB, als ihn das Handelsblatt unter Berufung auf die Financial Times mit den Worten zitierte, dass es genug Anzeichen gebe, um "Res-triktionen" zu entfernen, wenn es keine großen Überraschungen gebe. Dennoch ist der Weg aus der Krise weit und daran ändern auch die aktuellen Impulse nicht viel. Man hat eher das Gefühl, dass sich die Wirtschaft zaghaft aus der betäubten Lage heraustastet und bloß keine zu großen Erwartungen an die Zukunft haben möchte. So rechnet nur jeder fünfte Befragte beim VR-Index mit einem Wachstum des Transportaufkommens in den nächsten drei Monaten - die Transportunternehmer sehen dies übrigens etwas optimistischer (25 Prozent). Das Gros aller Befragten vermutet allerdings eine Stagnation. Interessanterweise gehen die Preiserwartungen deutlich auseinander: Nur zehn Prozent der Verlader glauben, dass in den kommenden sechs Monaten die Frachtraten steigen werden; dagegen halten 35 Prozent der Transportdienstleister. Die kommenden Monate dürften abermals aufregend werden. Sollte sich die EZB tatsächlich zu einer Zinssenkung entscheiden (die bei Weitem nicht unumstritten ist), hätte man erstmals seit langer Zeit nicht der Fed in den USA als Leitmarkt vertraut. Dort stehen nämlich aktuell die Zeichen auf Stagnation, da die Inflation noch nicht nachlässt. Und auch in Europa - so deuten es je-denfalls einige Experten an - wird man mit weiteren Zinssenkungen höchst vorsichtig umgehen, um den Status quo nicht zu gefährden. Denn auch wenn sich die Lage ein wenig beruhigt hat - stabil ist sie deshalb noch nicht. Dafür haben uns die letzten Jahre zu oft gelehrt, wie schnell sich die Ausgangslagen doch ändern können. Online Alle Kennzahlen Bei der Befragung zum VR-Index spielt die aktuelle Preisentwicklung, die hier dargestellt wird, nur eine Rolle. Ferner geben Transportdienstleister und Verlader auch an, wie sich ihr Transportaufkommen entwickelt hat oder mit welchen Erwartungen sie in die Zukunft gehen. Auf VerkehrsRundschau-Plus finden Sie alle Ergebnisse aus der aktuellen Index-Befragung.

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