VR-Barometer Ukraine

Die VerkehrsRundschau beleuchtet die Aussichten für die Märkte: VR 33-34: Tschechien/Slowakei suchen Anschluss an den Boom VR 35: Fußball-EM in der Ukraine: Chance für Transporteure? VR 36: Die Zukunft der Entsorgungsbranche VR 37: BVL-Logistikindikator: Weiter im Aufwind? VR-Barometer Ukraine Unerschlossene Chancen im Osten Deutliche Zuwächse, doch eine wankelmütige Zukunft – in der Ukraine agieren die Transportunternehmer zwischen Euphorie und Enttäuschung. Doch das Land birgt viel Potenzial, welches Mutige bereits erschließen. Vor einigen Jahren hochgejubelt, dann eingekracht und jetzt wieder auf dem Weg der Besserung: Diese Entwicklung nimmt derzeit die Ukraine – mit fast 50 Millionen Konsumenten einer der größten Märkte Osteuropas. Die Weltwirtschaft und insbesondere die Rohstoffmärkte, von denen das Land abhängig ist, erholen sich wieder. Folglich geht es den Transporteuren besser, die langsam wieder ihre Verluste vom Horrorjahr 2009 wettmachen. Damals schrumpfte die Wirtschaft des Landes um ganze 15 Prozent. Ein Ende der Krise ist aber nicht in Sicht. Für die richtigen Osteuropa-Kenner ist das kein Wunder – kann man diesen ehemaligen Sowjet-Markt, der von starren Behörden und autoritärem Denken geprägt ist, doch sowieso nicht mit westlichen Maßstäben messen. Wer in die Ukraine fährt, der kalkuliert mit großen Schwankungen und rechnet von vornherein mit Herausforderungen. Aufschwung kommt bei Speditionen an „Das laufende Jahr ist schon deutlich besser gelaufen“, zeigt sich Wilhelm Könntgen von der Kölner Spedition Emons im Gespräch mit der VerkehrsRundschau zufrieden. Der 60-jährige Geschäftsführer ist ein Urgestein in der Branche und lässt seine Transporte nach Russland, Weißrussland und auch in die Ukraine fahren. „Das Jahr 2010 dürfte wesentlich besser als 2009 werden“, sagt Könntgen. Bis Ende August wird sein Unternehmen so viel erwirtschaftet haben wie im gesamten Vorjahr. Die Rückgänge im vergangenen Jahr waren für Emons hart – „so etwa 35 Prozent“, erklärt Könntgen. Trotzdem bleibt für ihn das Land ein interessanter Markt mit großem wirtschaftlichem Potenzial. Dabei setzt der Manager nicht nur auf die Ukraine, sondern auch auf Russland und Weißrussland, wo Emons Tochtergesellschaften betreibt. „Osteuropa macht bei uns zehn Prozent am Gesamtgeschäft aus“, führt Könntgen aus. Damit ist es eine spürbare Größe im Konzern. „In der Ukraine gibt es einen riesigen Bedarf, der einfach gedeckt werden muss“, sagte der Manager. „Und das wird in langer Zukunft auch so bleiben – unabhängig von den Einbrüchen.“ Emons plant sogar, noch mehr Personal einzustellen. „Die Verkehre haben sich auch bei uns im ersten Halbjahr 2010 erfreulich entwickelt, nachdem sie 2009 auf sehr niedrigem Niveau liefen“, bestätigt ein Sprecher von DB Schenker Rail der VerkehrsRundschau. Das sei insbesondere ein Ergebnis der neuen Kooperation zwischen der polnischen Tochtergesellschaft DB Schenker Rail Polska und der Ukrainischen Bahn. Einbruch im Jahr 2009 Wie sich der Markt erholt, zeigen die Zahlen. Die ukrainischen Transporteure haben im schwierigen Jahr 2009 einen erdrutschartigen Einbruch bei der Tonnage um 21,9 Prozent hinnehmen müssen. Die Transportleistung ging sogar um 22,5 Prozent zurück. Bis Ende Mai erholten sich diese Volumina wieder: Die Unternehmen freuten sich über Zugänge in den Bilanzen von rund 14 Prozent. Dabei sind übrigens die Bahnen dominant – anders als in westlichen Märkten, wo der Großteil der Transportlast auf den LKW liegt. Das ist ein altes Relikt aus der Sowjet-Zeit, als die Kommunisten die Straßenwege vernachlässigten und die Schiene besonders förderten. Außerdem ist die Ukraine von Industriegütern geprägt, die auf Schienentransport angewiesen sind – insbesondere die Stahlproduktion, wo das Land einen der führenden Plätze weltweit einnimmt. Gerade die Stahlbranche profitiert vom globalen Aufschwung, gibt der gesamten ukrainischen Wirtschaft einen Schub und somit den Transporteuren: So produzierten die Stahlkocher bis Ende Juli zwischen 11 und 14 Prozent mehr Stahl als noch zwölf Monate zuvor, wie der einheimische Fachverband Metallurgprom mitteilt. Insgesamt sehen die Prognosen von Branchenexperten für das gesamte Jahr hier ein zweistelliges Wachstum voraus. Dies wirkt sich auf die Gesamtwirtschaft aus: „Sogar vier Prozent Wirtschaftswachstum könnte es im laufenden Jahr geben“, sagt Ihor Schumylo, der Sprecher der ukrainischen Notenbank. Eigentlich war bisher immer nur von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,7 Prozent die Rede. Jetzt sollen es ein paar Prozentpunkte mehr werden. „Im ersten Halbjahr betrug das Wachstum bereits mehr als fünf Prozent“, begründete Schumylo seine neuen Prognosen. Diese Aussagen zeigen, dass sich die Stimmung in der Ukraine aufhellt. Das Land ist stark auf die Unterstützung internationaler Geldgelder angewiesen. Derzeit ist die Ukraine der zweitgrößte europäische Schuldner des IWF – gleich nach Griechenland. Dies spürt auch die Transportbranche: „Das Land hat weiterhin ein Liquiditätsproblem“, bestätigt Könntgen. Viele Industriekunden hätten insbesondere im vergangenen Jahr Aufträge geschlossen, die jedoch nicht umgesetzt wurden, weil den Unternehmen das Geld gefehlt habe. „Es sind dabei auch einige Frachtführer vom Markt verschwunden“, sagt der Emons-Manager. Die Folge sind Kapazitätsengpässe im Transportmarkt. Trotzdem haben sich die Preise dieser neuen Situation nicht angepasst. Nach Aussagen von Könntgen sind sie sogar weiter gefallen. Enttäuschung nach der Revolution Vor sechs Jahren, als die orangefarbene Revolution stattfand, hatten viele westliche Investoren die Ukraine als ein Land mit großem Wachstumspotenzial gesehen. Mit dabei waren viele Deutsche. Sie sind nach wie vor eine der größten Investorengruppen im Land. Die Hoffungen wurden jedoch großteils enttäuscht. Ein wichtiges Ereignis, das der Ukraine wieder Investitionen und internationales Ansehen bringen soll, ist die Fußball-EM 2012, die die Ukraine gemeinsam mit Polen ausrichten wird. „Die Vorbereitung auf die EM verläuft gut“, hieß es in deutsch-ukrainischen Geschäftskreisen. Die Modernisierung der 550 Kilometer langen Hauptstrecke Lemberg-Kiew-Charkow-Donezk komme immer besser voran. Letztlich wird die EM 2012 nicht direkt die Transportunternehmen betreffen, sondern hauptsächlich den Tourismus und den Personenverkehr befördern. Die Speditionen können lediglich die Ausrüstung heranschaffen, die etwa für den Bau der Infrastrukturprojekte notwendig sind. Nach Aussagen von Logistikern sind diese Aufträge aber schon weitestgehend vergeben. Eine der wichtigsten Fragen – wann nämlich die Krise endlich vorbei sei – lässt sich einfach nicht beantworten. Denn hier herrschen etwas andere Gesetze als im Westen. Das Land ist im Umbruch und muss sich finden. „Für einen Transporteur heißt das: Er muss mit hohen Schwankungen rechnen“, erklärte Könntgen. Und sein Budget darauf einstellen. ❙❚■ Sebastian Becker, freier Journalist Dank der Fußball-EM wird die Infrastruktur in der Ukraine modernisiert Erholung ohne Stabilität Der ukrainische Markt holt langsam die herben Einbrüche vom Vorjahr wieder auf. Die Tonnage und Verkehrsleistung steigen mit zweistelligen Zuwächsen. Die Sowjet-Mentalität und das Liquiditätsproblem blockieren allerdings eine gesunde Marktregulierung. Die Preise haben sich für die LKW-Unternehmen noch nicht gebessert. Dabei bleiben das marktwirtschaftliche Potenzial und der Bedarf für die Transporteure interessant. Die Fußball-EM 2012 spielt für die Frachtunternehmen kaum eine Rolle. bec Fazit

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

VR-Barometer Ukraine

HASHTAG

#Ukraine

Raben-Gruppe: Weiteres Wachstum in der Ukraine

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER