Der Tarifkonflikt um die Entlohnung von Hafenarbeitern zieht sich weiter in die Länge. Auch in der sechsten Verhandlungsrunde am Dienstag hätten sich die Gewerkschaft Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) nicht einigen können, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch mit. „Wir brauchen einen echten Inflationsausgleich, um die Beschäftigten in allen Betrieben nicht mit den Folgen der galoppierenden Preissteigerung allein zu lassen“, begründete Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth das Nein der Verdi-Tarifkommission zum Angebot der Arbeitgeber.
Nach Verdi-Angaben bieten die Seehafenbetriebe eine Erhöhung der Entgelte rückwirkend zum 1. Juni zwischen 5,18 Prozent für die Beschäftigten im Automobilumschlag und 8 Prozent für die Beschäftigten in Vollcontainerbetrieben sowie 3,5 Prozent für die beschäftigungsgesicherten Betriebe an. Ab dem 1. Juni 2023 sollen die Löhne dann dauerhaft um weitere 3,1 Prozent steigen, beziehungsweise um 2 Prozent für die beschäftigungsgesicherten Betriebe. Die Gesamtlaufzeit soll 24 Monate betragen. Der ZDS war laut dpa zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Verdi stört sich an der langen Laufzeit mit einer niedrigen Erhöhungsstufe im zweiten Jahr ohne die Möglichkeit der Nachverhandlung. „Wichtig wäre eine Reallohnsicherung auch in 2023, um für die Beschäftigten einen tatsächlichen Inflationsausgleich zu schaffen“, so Schwiegershausen-Güth.
Weitere Warnstreiks nicht ausgeschlossen
Sie sehe eine Lösung des Tarifkonflikts um die rund 12 000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Unternehmen in Hamburg, Niedersachsen und Bremen weiter am Verhandlungstisch. Eine Schlichtung wie von der Arbeitgeberseite vorgeschlagen lehne die Gewerkschaft ab. Gleichzeitig schloss sie weitere Warnstreiks nicht aus.
Vor knapp zwei Wochen hatten Hafenarbeiter mit Beginn der Frühschicht mit einem 24-stündigen Warnstreik die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen in Deutschlands großen Nordseehäfen weitgehend lahmgelegt. Betroffen waren die Häfen Hamburg, Emden, Bremen, Bremerhaven, Brake und Wilhelmshaven. Es war der zweite Warnstreik innerhalb von drei Wochen. Zuvor gab es bei den Hafenarbeitern viele Jahre lang keine Arbeitsniederlegungen. (dpa/mh)