Berlin. Die Gewerkschaft Verdi fordert aktuell die regionalen Arbeitgeberverbände im deutschen Speditions- und Logistikgewerbe auf, tarifvertragliche Regelungen für Kurzarbeit zu vereinbaren, um den betroffenen Beschäftigten mehr als 60 Prozent des ausgefallen Nettolohn zukommen zu lassen. So viel übernimmt die Bundesagentur für Arbeit in der Corona-rise aktuell, wenn Unternehmen Kurzarbeit anmelden. Bei Arbeitnehmern mit Kindern sind es 67 Prozent. „Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt in der Branche, zu zeigen, dass der Schutzschirm, den wir alle gemeinsam finanzieren, auch über die Beschäftigten im Bereich Speditionen, Logistik, Paket- und Briefdienste gespannt wird“, sagte Andrea Kocsis, stellvertretende Verdi-Vorsitzende, am Donnerstag.
Die unterschiedlichen Wirkungen der Corona-Krise in den Betrieben seien kein Alleinstellungsmerkmal der Branche, sagte sie. Deshalb gelte es, einheitliche Regelungen zu schaffen, die den Beschäftigten in den kommenden Wochen finanzielle Sicherheit und Perspektive für sich und ihre Familien bieten. „Statt regelmäßig über das schlechte Branchenimage zu jammern, wäre hier ein deutliches Signal in Richtung der Beschäftigten und der Öffentlichkeit notwendig.“ Das Kurzarbeitergeld für die betroffenen Arbeitnehmer müsse von deren Arbeitgeber dringend und deutlich aufgestockt werden.
Wegen der Corona-Krise sind laut Verdi gerade auch die Beschäftigten in den Bereichen betroffen, in denen es zu deutlichen Frachtrückgängen kommt. Sei es im internationalen Warenverkehr, weil Unternehmen die Produktion runtergefahren haben, oder im nationalen Verkehr, weil Geschäfte nicht mehr öffneten, so Kocsis weiter. Der Staat helfe den Unternehmen mit sehr viel Geld, deshalb müsse die Erstattung der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung zwingend an die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes gekoppelt werden. Die Gewerkschaft setze sich weiter dafür ein, dass der Gesetzgeber dies als verpflichtende Vorgabe mache. (ag)
Ronny Klein