Stuttgart. Mehrere namhafte Unternehmer aus Baden-Württemberg haben am Mittwochabend deutlich Position für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm bezogen. Das teilte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Stuttgart mit. Die Vorstandschefs, Geschäftsführer und Inhaber bekannter baden-württembergischer Betriebe betonten demnach im Vorfeld der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 die Wichtigkeit des Bahnprojekts für die Zukunft des Landes.
Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstands von Daimler sagte: „Wer bewahren will, der muss verändern – und Stuttgart 21 ist notwendig, wenn Baden-Württemberg bleiben soll, was es ist: eine der zukunftsträchtigsten Regionen in Europa." Das Land sei nicht deshalb so stark, weil man immer den Status quo zementiert habe. "Stillstand bedeutet Rückschritt", warnte Zetsche. Am nächsten Sonntag werde über weit mehr abgestimmt als nur über einen Bahnhof. "Wir entscheiden über die Verlässlichkeit demokratisch getroffener Beschlüsse und über die Handlungsfähigkeit Deutschlands als wichtigster Volkswirtschaft Europas." Deshalb lautet sein Appell: "Lassen Sie uns auch in Zukunft ein Land sein, in dem sich die Menschen dafür engagieren, etwas zu bewegen statt zu blockieren. Stimmen wir in vier Tagen ab - mit ‚nein'!"
Auch Hans-Peter Stihl, Beiratsvorsitzender bei Stihl sagte laut IHK: "Um im internationalen Standortwettbewerb nicht zurückzufallen, braucht wir ein modernes Verkehrsnetz."
Hans-Georg Härter, Vorstandsvorsitzender von ZF Friedrichshafen begründete seine Fürsprache für Stuttgart 21 auch mit der geographischen Lage seines Unternehmens. „Friedrichshafen ist auf dem Landweg nicht gut zu erreichen. Für die Region ist deshalb die Anbindung per Schiene besonders wichtig." Dabei könne Stuttgart 21 mit einer enormen Verkürzung der Fahrzeit von Ulm zum Flughafen Stuttgart und in die Innenstadt einen wichtigen Beitrag leisten, die Infrastruktur entscheidend zu verbessern. "Für die Region Friedrichshafen und die ansässigen Großunternehmen ist eine leistungsfähige Infrastruktur geradezu eine Daseinsbedingung", sagte Härter.
Die vor kurzem durchgeführte Telefonumfrage der Industrie- und Handelskammern Region Stuttgart, Ulm, Nordschwarzwald und Heilbronn-Franken zeigte laut Herbert Müller, Präsident der IHK Stuttgart, noch mal eindeutig die Haltung der Unternehmer zu dem Ausstiegsgesetz: Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmer hielten die Entscheidung über Großprojekte für die Aufgabe gewählter Parlamente. Wenn sich Unternehmer nicht mehr darauf verlassen könnten, dass bereits abgeschlossene Verträge gültig seien, schade das dem Ansehen der gesamten Region. Auch Müller forderte die Bürger auf: "Gehen Sie am Sonntag zur Volksabstimmung und stimmen Sie mit ‚nein'."
Die Vollversammlung der IHK Stuttgart spricht sich mit großer Mehrheit für S 21 und die Neubaustrecke nach Ulm aus. Für und Wider des Projektes wurden bei diesem Entscheidungsprozess gründlich abgewogen. Im Kreis der Mitgliedsunternehmen der IHK gibt es auch gegenteilige Positionen. Die Homepage der IHK www.stuttgart.ihk.de ermöglicht den Zugang zu Argumenten Pro und Contra. (jko)