Kassel. Nach rund 15 Jahren Planung, Gerichtsverfahren, EU-Prüfungen und Bau wurde an diesem Donnerstag der neue Flughafen Kassel-Calden eröffnet. Um 11 Uhr landete eine Boeing 737 der Germania. Rund zwei Jahre wurde gebaut, 271 Millionen Euro kostete das Projekt. Pro Woche stehen etwa ein Dutzend regelmäßige Flüge auf dem Flugplan: Es geht vor allem zu den klassischen Touristenzielen Mallorca und Antalya. Geplant sind aber auch Verbindungen nach Zypern, Reykjavik, Sardinien, Armenien und zur Seidenstraße (Usbekistan). Der erste reguläre Flug hebt am Nachmittag nach Antalya ab. Die Flughafenchefin Maria Anna Muller zeigte sich mit dem Start zufrieden. „Wenn ich alle Entwicklungen in die Waagschale werfe, bin ich froh über das Sommerflugprogramm“, sagte sie im Vorfeld der Eröffnung.
Zweifel an der Wirtschaftlichkeit von Kassel-Calden
Der Flughafen ist umstritten. Gegner des Projekts bemängeln vor allem eine zu geringe Auslastung und dauerhafte Landeszuschüsse. Die Grünen im hessischen Landtag reden vom „Millionengrab“. Der bisherige Regionalflughafen Kassel-Calden hatte lediglich eine 1500 Meter lange Piste, die für Geschäfts- und Sportflugzeuge ausreichte. Für größere Maschinen wie Charterflugzeuge war die Bahn jedoch zu kurz. Die Flieger landeten bislang entweder im rund 70 Kilometer entfernten Airport Paderborn-Lippstadt oder in Frankfurt und Hannover, jeweils knapp 200 Kilometer von Nordhessen entfernt. Etwa 17.000 Passagiere zählte der Kasseler Flugplatz 2011.
Um auch Kassel-Calden für den Charterflug interessant zu machen, wurde eine rund 2500 Meter lange Start- und Landebahn sowie ein neues Gebäude gebaut. Bis zum Jahr 2020 soll die Zahl der Passagiere auf 640.000 jährlich klettern. Die Befürworter hoffen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region und zusätzliche Arbeitsplätze. Kritiker befürchten Fluglärm und bezweifeln die Wirtschaftlichkeit eines größeren Flughafens. Die zunächst auf 151 Millionen Euro veranschlagten Investitionskosten kletterten auf 271 Millionen, die sich Land und Kommunen teilen. „Der Calden-Ausbau ist ein klassisches Beispiel für den fragwürdigen Umgang mit öffentlichen Mitteln“, sagte der Vorsitzende des Bund der Steuerzahler Hessen, Joachim Papendick. Es sei „mit dauerhaften jährlichen Verlusten zu rechnen“(dpa)