Transparente Rückgabe

Bei der Rückgabe gemieteter Nutzfahrzeuge birgt oft die unterschiedliche Beurteilung des Zustandes der Fahrzeuge Konfliktpotenzial. Schließlich sollte das Mietgut nach Rückgabe in einem Zustand zurückgegeben werden, der den Ausgabezustand - abzüglich von "ordnungsgemäßem Verschleiß" versteht sich - widerspiegelt. Um den Zustand von Lkw oder Trailer lückenlos und transparent zu dokumentieren, gehen immer mehr Vermieter dazu über, digitale Schadensprotokolle zu erstellen. "Der Übergabeprozess ist bei BFS schon seit vielen Jahren digitalisiert und seit 2010 vom TÜV zertifiziert", sagt etwa Jan Plieninger, Geschäftsführer BFS Business Fleet Services. Mittels Tablet und App werde der Zustand anhand einer Checkliste festgehalten, die Ergebnisse samt Fotos in die BFS-eigene Softwarelösung übermittelt. Die Kunden erhalten dann ein Protokoll der Übergabe. Bei Mercedes-Benz Charterway findet die Protokollerstellung ebenfalls digital statt. Die Protokolle werden mit einer Software erstellt und dann direkt per Mail an den Mieter versendet. Kontaktlose Rückgabe möglich Auch bei TIP/Pema erfolgt die Übergabe von Fahrzeugen digital via Tablet, mit dem der Zustand fotografiert und dem Mietfahrzeug zugeordnet wird. Danach erhält der Fahrer das Protokoll in Papierform, eine digitale Kopie wird automatisch per E-Mail zugesandt. Aktuell erfolgt die Rückgabe aus Coronagründen kontaktlos: Das Fahrzeug wird an der vereinbarten Niederlassung abgestellt, im Anschluss werden die Schäden durch einen TIP-Mitarbeiter aufgenommen und dem Kunden per E-Mail geschickt. Auf dem Weg zur KI-Schadenserkennung Einen weiteren Schritt in Sachen digitales Schadensmanagement geht der Mehrmarkenbetrieb Autodienst Hoppegarten, der neben Verkauf und Vermietung von Fahrzeugen auch Werkstattleistungen und einen Abschleppdienst anbietet. Seit November 2020 ist ein digitaler Fahrzeugscanner des Typs DVS (Digital Vehicle Scan) im Einsatz, in den insgesamt 300.000 Euro investiert wurden. Der Scanner, dessen Hersteller mehrheitlich zu TÜV SÜD gehört, funktioniert denkbar einfach: "Nachdem eine Kamera das Kennzeichen erfasst und mit unserem System abgeglichen hat, öffnet sich die Schranke und man fährt im Schritttempo durch den Scanner", erklärt Geschäftsführer Bernd Wulbusch. Das Fahrzeug samt Unterboden werde demnach mit rund 50 Kameras gescannt. Das dauere circa eine Minute. "Unsere Mitarbeiter können sich anschließend die Dokumentationen in Echtzeit im internen System anschauen", sagt Wulbusch. Gesichtet und ausgewertet müssten diese zwar aktuell noch händisch. "Wir arbeiten aber gemeinsam mit dem Hersteller daran, eine Künstliche Intelligenz zur Schadenserkennung zu entwickeln, welche die Vorher-Nachher-Bilder übereinanderlegt und so neu entstandene Schäden identifizieren kann", so Wulbusch. Diese neue Funktion solle voraussichtlich im Herbst 2021 fertig werden. Nur eine Handvoll Scanner im Einsatz Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: "Der DVS erspart uns Kosten und hilft, leidigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Die Behauptung 'Ich war das nicht' zieht nicht mehr", so Wulbusch. Die Anschaffung hat er im Zuge des umfassenden Neu- und Umbaus des Standorts übrigens schon lange vor Corona geplant. "Um während der Pandemie eine schnelle und kontaktarme Rückgabe zu ermöglichen, kam der Scanner aber natürlich wie gerufen", so Wulbusch. Als Nächstes sei der Aufbau eines Drittkundengeschäfts geplant. "Schließlich betreiben wir einen von derzeit nur einer Handvoll Fahrzeugscannern für Nutzfahrzeuge in ganz Deutschland", sagt Wulbusch. Mobile Scan-Variante in der Entwicklung Demnächst könnten es ein paar mehr werden. So steht auch am Mercedes-Benz-Stützpunkt Neu-Ulm ein DVS. Der Service beziehe sich aktuell aber noch nicht auf das Angebot von CharterWay, wie der Mercedes-Vermietarm mitteilt. Perspektivisch sei die Nutzung jedoch denkbar. BFS entwickelt derzeit eine mobile Version für Lkw in Zusammenarbeit mit TÜV SÜD. "Der DVS Trailer kann überall dort eingesetzt werden, wo Bedarf besteht und ist auch für Mietrückläufer vorgesehen. Im Laufe des Jahres wird er einsatzbereit sein", kündigt Plieninger an. Auch TIP/ Pema hält Fahrzeugscanner für "sehr interessant" und prüft den Einsatz. "Ich bin überzeugt davon, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft an manchen TIP-Standorten digitale Fahrzeugscanner haben werden", so Oliver Bange, Geschäftsführer bei TIP Trailer Services in der Zentralregion. Abwartend zeigt sich dagegen Euro- Leasing. "Wir arbeiten im Nutzfahrzeugbereich nicht mit digitalen Fahrzeugscannern, da sie nach dem derzeitigen Entwicklungsstandard keinen Mehrwert in unserer Prozesslandschaft darstellen", sagt Olaf Duden, Leiter Fleetmanagement Lkw. Er verweist unter anderem auf Aspekte bei der Begutachtung, "bei denen man schauen, hören und Festigkeitsprüfungen durchführen muss. Stichwort Bremsen, Druckluft, Sicherungen und Mechanik." Dies könne heute von Scannern noch nicht abgebildet werden. Man beobachte aber den Markt und die Möglichkeiten, so Duden. Mehr zum Thema finden Sie unter #Miete www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Ob per Tablet und Erfassungssoftware oder sogar per Fahrzeugscanner - die Digitalisierung kann den oft von teils emotionalen Diskussionen begleiteten Rückgabeprozess von Mietfahrzeugen beschleunigen und auch entschärfen. Welche Lösungen Nutzfahrzeugvermieter im Einsatz haben oder planen.

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