Erkrath. Trotz verstärkter Corona-Maßnahmen konnte der Transportmarkt im vierten Quartal weiter zulegen – so lautet das zentrale Ergebnis von Timocom nach Auswertung seines Transportbarometers.
Gegenüber dem Vorquartal wurden von Oktober bis einschließlich Dezember 2021 insgesamt neun Prozent mehr Frachten im System von Timocom eingestellt, informierte das Unternehmen. Vor allem November und Dezember seien europaweit durch das Vorweihnachtsgeschäft wieder sehr starke Monate für Spediteure und Transportunternehmen gewesen: 88 Prozent legte demnach das Frachtangebotsvolumen auf dem Spotmarkt im November gegenüber dem Vorjahreswert zu. Im Dezember stiegen die Frachteingaben gegenüber des Vergleichsmonats 2020 um 52 Prozent.
Delle im Oktober
Während im Oktober im Vergleich zum Vormonat die Frachtangebote um zehn Prozent einbrachen, erholte sich der Transportmarkt im November wieder und stieg um acht Prozent, schreibt Timocom. Trotz eines erneuten Abflachens im Dezember von minus fünf Prozent bleibt unterm Strich ein Plus.
Europaweit enormer Zuwachs an Frachtangeboten
Länderübergreifend wurde in Europa laut Timocom insgesamt ein Zuwachs von 51 Prozent Frachtangeboten gegenüber dem vierten Quartal 2020 generiert. Die beständige Entwicklung einer steigenden Nachfrage sei als Signal für eine Erholung der Wirtschaft zu werten, obwohl der Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland im Dezember bei 94,7 lag. Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen hätten sich weiter verschärft und die Stimmung in der Industrie sowie im Einzelhandel gedämpft. Doch der Transportbedarf lag laut dem Betreiber der Frachtenbörse im vierten Quartal 2021 auf einem hohen Niveau.
Nachfrage an Transportkapazitäten in Deutschland ungebrochen
Der innerdeutsche Transportmarkt habe laut Timocom nach einem übermäßig starken September (+60%) im Oktober 18 Prozent weniger Frachten als im Vormonat generiert. Gegenüber dem bereits rückläufigen dritten Quartal (-18%) konnten die Frachtangebote aber wieder um zwei Prozent zulegen. Das vierte Quartal liege damit 37 Prozent über dem Vorjahresquartal. Der November sei auch in Deutschland der Monat mit den meisten Frachtangeboten im vierten Quartal gewesen und lag 87 Prozent über Vorjahresniveau.
Die Entwicklung des Transportpreises kommentierte Gunnar Gburek, Logistikexperte und Head of Business Affairs bei Timocom wie folgt: „Der Transportpreis ist durch Kostensteigerungen bei Kraftstoffen und Fahrzeugkosten unter Druck geraten. Hinzu kommen jetzt auch noch erhöhte Personalkosten, CO2-Abgaben und zusätzliche Servicegebühren, zum Beispiel für Entlade- und Wartezeiten“, so der Unternehmenssprecher. „Wichtig ist es, die knappen Kapazitäten nicht langfristig zu blockieren, denn das unnötige Reservieren von Lkw reduziert den verfügbaren Laderaum und steigert zusätzlich den Preis am Markt.“
Fazit und Ausblick
Insgesamt ging die Erholung des europäischen Straßengüterverkehrs, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 begonnenen hatte, im Jahr 2021 voran, analysiert Timocom. Das vergangene Jahr sei dennoch als eine Folge der Pandemie vor allem von Kapazitäts- und Lieferengpässen geprägt gewesen - nicht zuletzt durch den eklatanten Fahrermangel in Europa.
Hinzu seien die erhöhte Inflation und steigende Kosten für Rohstoffe und Sprit gekommen, die die Logistik auch im neuen Jahr beschäftigen würden. Dennoch sieht Gburek die Versorgungssicherheit nicht in Gefahr. Es könne jedoch europaweit zu weiteren Lieferverzögerungen kommen. „Im Straßengüterverkehr werden vor allem Spezialtransporte, wie Kühltransporte, nicht immer kurzfristig verfügbar sein. Bei Standardtransporten besteht eher die Chance, auf dem Spotmarkt fündig zu werden“, so Gburek.
Hintergrund
Mit dem Transportbarometer analysiert das Freighttech-Unternehmen Timocom seit 2009 die Entwicklung von Transportangebot und -nachfrage der im Smart Logistics System integrierten Frachtenbörse in 46 europäischen Ländern. Mehr als 135.000 Nutzer generieren täglich bis zu 800.000 internationale Fracht- und Laderaumangebote laut Timocom. (sn)