München. Laut der Studie "Von Nachhaltigkeit bis Digitalisierung: Challenges 2022" sind erst 35 Prozent der deutschen Unternehmen davon überzeugt, die Pflichten aus dem neuen Lieferkettengesetz pünktlich umsetzen zu können. Auch insgesamt ist der Handlungsbedarf beim Thema Supply Chain groß.
So kämpfen derzeit drei von vier Unternehmen mit erheblichen Lieferengpässen. Für die Studie hat die Produkt-Innovations-Plattform Aras mehr als 130 Top-Führungskräfte deutscher Unternehmen mit einem Umsatz von mindestens 100 Millionen Euro befragt.
Ob durch die Corona-Pandemie oder ein im Suezkanal havariertes Container-Schiff: "Die vergangenen beiden Jahre haben gezeigt, wie anfällig die Lieferketten im Welthandel für unvorhergesehene Ereignisse sind", sagt Andreas Müller, Senior Vice President bei Aras. Doch lange Lieferzeiten, Engpässe und steigende Rohstoffpreise haben das Problembewusstsein in vielen Unternehmen geschärft.
Drei Viertel der befragten Entscheider halten die Anforderungen an die Supply Chain für eine der wichtigsten Herausforderungen ihres Unternehmens in diesem Jahr. Insbesondere auch im Hinblick auf das Lieferkettengesetz.
Ab 2023: Neue Sorgfaltspflichten entlang der Supply Chain
"Jahrelang waren die weltweiten Beschaffungswege auf Effizienz getrimmt. Beim Durchleuchten der Supply Chain erkennen viele Unternehmen jetzt, dass sie im Hinblick auf Resilienz und Nachhaltigkeit hinterfragt werden müssen", so Müller weiter. Die Hälfte der Unternehmen plant zwar, künftig bei der Auswahl der Produktionsstandorte auf die Nähe zum Absatzmarkt zu achten. Doch das Lieferkettengesetz zwingt sie, zunächst verstärkt ihren Sorgfaltspflichten entlang ihrer aktuellen Supply Chain nachzukommen.
Ab 2023 sollen zunächst Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern sicherstellen, dass ihre internationalen Lieferanten die Menschenrechte beachten, sich an die Arbeitssicherheit halten und Auflagen des Umweltschutzes erfüllen. Ein Jahr später folgen dann auch Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern.
Lieferkettengesetz: Risikomanagement zur Gefahrenerkennung
"Um die Anforderungen des Lieferkettengesetzes in ihre Prozesse zu integrieren, müssen Unternehmen eine Reihe von organisatorischen und technischen Maßnahmen umsetzen", sagt Aras-Experte Müller. Doch für viele Befragte sind zu träge Prozesse im eigenen Unternehmen sowie veraltete IT-Systeme große Hürden bei der gesetzeskonformen Umsetzung. In zwei von drei Unternehmen gibt es daher klare Zweifel, ob man die Pflichten pünktlich erfüllen können wird.
"Die Vorbereitung auf das neue Gesetz dürfen Unternehmen nicht länger hinausschieben, um die Anforderungen des Lieferkettengesetzes noch rechtzeitig umsetzen zu können", ist Andreas Müller sicher. "Was viele jetzt benötigen, ist ein Risikomanagement, um die menschenrechtlichen und umweltbezogenen Gefahren entlang der Supply Chain zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren." (ste)