Saubere Lkw mit gutem Gewissen

Nachhaltigkeit wird bei der mittelständischen Speditionsgruppe Ihro mit Stammsitz im baden-württembergischen Neuenstein großgeschrieben: Über fünf Millionen Euro investierte das Unternehmen vergangenes Jahr in ein neues Firmengebäude, das neue Nachhaltigkeitsstandards setzen soll. So erzeugt eine Solarstrom-Anlage jährlich voraussichtlich etwa 120.000 Kilowatt Strom. "Wir werden für unser komplettes Firmengelände eine Stromautarkie durch Fotovoltaik und Blockheizkraftwerk von ungefähr 65 Prozent erreichen", sagt Geschäftsführer Kai Ihro (siehe auch Interview). Über die PV-Anlage mit Strom versorgt wird auch die Lkw-Waschanlage, die im Zuge des Werkstatt-Neubaus neu entstand und die auch von Fremdunternehmen genutzt werden kann. Einen sechsstelligen Betrag investierte Ihro in das nachhaltige Wassermanagement für die Lkw-Wäsche. "Hier haben wir gleich zwei Hebel angesetzt", erläutert Ihro. "Zum einen bereiten wir das Waschwasser über mehrere Stufen wieder auf. Von 100 Litern Frischwasser können wir damit 85 Liter für den nächsten Waschgang wiederverwenden, nur 15Liter gehen ins Abwasser." Zum anderen könne man für das Waschen in der Regel komplett auf Frischwasser verzichten, weil Regenwasser benutzt werde: Unter dem neuen Gebäude wurde dazu eine Zisterne gebaut, die 250.000 Liter fasst und das gesamte Regenwasser filtert und sammelt, das auf das Dach des neuen Gebäudes fällt. Wasserrückgewinnung setzt sich durch Bei der Lkw-Wäsche Frischwasser und Energie sparen - Waschanlagenhersteller haben ihre Anlagentechnik längst genau darauf getrimmt. "Wasserrückgewinnungsanlagen wie die 'AquaPur Modular' von WashTec senken den durchschnittlichen Frischwasserverbrauch einer Lkw-Wäsche mit Hochdruck von über 2000 Litern auf nur noch knapp 150 Liter. Sie sparen so über 90 Prozent Frischwasser", sagt etwa Thomas Brenner, Head of Global Marketing & CRM des Waschanlagenherstellers aus Augsburg. Waschanlagen, die den Frischwasserverbrauch auf ein Minimum reduzieren, sind übrigens keine Exoten mehr: In Deutschland werde mittlerweile die Mehrzahl aller neuen Lkw-Waschanlagen mit Wasserrückgewinnung installiert, weiß Brenner. "Dies ist zum einen durch strenge rechtliche Rahmenbedingungen und zum anderen durch die wirtschaftliche Rentabilität der Fall." Für vorhandene Einleitungen von Abwasser aus Anlagen, die vor dem 1. Juni 2000 rechtmäßig in Betrieb waren oder mit deren Bau zu diesem Zeitpunkt rechtmäßig begonnen worden ist, gelte laut Abwasserverordnung unter bestimmten Umständen aber eine Art "Bestandsschutz", so Brenner. "Ich denke, 60 Prozent aller Anlagen waschen bereits mit einer Wasserrückgewinnungsanlange", sagt Mirco Völkl, Geschäftsführer SVG Superwash und Vertriebsleiter Nutzfahrzeug-/ Sonderwaschanlagen beim Waschanlagenhersteller Otto Christ aus Benningen, und verweist ebenfalls auf Altrechte der Betreiber. "Nur bei einem Neubau der Halle muss eine Wasserrückgewinnungsanlage eingebaut werden", so Völkl. Wasserrecycling mit Mikroorganismen Dabei lohnt sich die Investition in nachhaltigere Waschanlagentechnik durchaus. Eine Wasserrückgewinnungsanlage für Lkw-Waschanlagen gebe es bereits ab 14.400 Euro, die sich - auch bei geringem bis durchschnittlichem Waschbetrieb - bereits nach zwei bis fünf Jahren amortisiere, rechnet Brenner von Washtec vor. SVG-Superwash-Geschäftsführer Völkl taxiert die Investition in eine Wasserrückgewinnungsanlage auf 15.000 bis 25.000 Euro, wobei es auch darauf ankomme, ob mit Kiesfilter oder einer biologischen Wasserrückgewinnung gearbeitet werde. Ein biologisches Wasserrecyclingsystem bietet auch die Firma Kärcher aus Winnenden an. Bei dem System "WRB Bio" erfolgt die Wiederaufbereitung des Wassers mithilfe von Mikroorganismen. In vier Stufen wird demnach das Wasser recycelt: Im Schlammfang werden zunächst ungelöste Schwimmstoffe und grobe Feststoffe zurückgehalten und abgelagert. Im nächsten Becken befinden sich Mikroorganismen, die die gelösten organischen Stoffe, beispielsweise Öle, Fette oder Tenside, aus dem Wasser nahezu vollständig verstoffwechseln und abbauen. Im dritten Schritt wird das Wasser in die oberirdische Nachklärung eingeleitet, in der Reststoffe wie abgelöster mineralischer Überschussschlamm herausgefiltert werden. Das recycelte Wasser wird abschließend in einem Tank gesammelt und den nächsten Wäschen wieder zugeführt. So könne nahezu das gesamte Waschwasser wiederverwendet werden, verspricht Kärcher. Einen kleinen Nachteil haben biologische Aufbereitungssysteme aber dann doch: Im Gegensatz zu Sandfilter- oder Fliehkraft-Anlagen benötigen sie etwas mehr Energie, da die Mikroorganismen ständig mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden müssen. Mobile Wäsche mit Regenwasser Nicht nur Portal- auch mobile Bürstenwaschanlagen können umweltfreundlich betrieben werden. So besitzen alle 13 Grundmodelle des Herstellers Speedywash aus Landau an der Isar ein integriertes Wassersparsystem und können mit gefiltertem Regenwasser betrieben werden. Hierbei wird das in einer Zisterne gesammelte Regenwasser mithilfe einer Pumpanlage, die von Speedywash installiert wird, über einen Schlauch zur Waschanlage oder zu dem an Bord befindlichen Tank gefördert. Sechs Modelle sind bereits auch als Batteriemodelle erhältlich. Als Vorreiter der grünen Produktpalette nennt Speedywash die Modelle "Battery", "Battery Easydrive" und "Battery Xtra", die ausschließlich mit Gel- oder Lithium-Ionen-Batterien ausgerüstet sind. Wollen Unternehmen auf maximale Umweltfreundlichkeit setzen, lassen sich die Batterien auch mithilfe von Fotovoltaikanlagen aufladen. Beispiel Hans-Josef Stadler e. K. Brennstoffe: Der Brennstoff-Spezialist aus dem bayerischen Hauzenberg hat sich für das Speedywash-Modell "Tank Battery Easydrive" entschieden. "Wir brauchen pro Fahrzeug nur etwa 200 bis 250 Liter statt wie vorher mindestens 1000", freut sich Geschäftsführer Hans-Josef Stadler. Die Waschzeit liege bei ungefähr zehn Minuten statt gut einer Stunde mit dem Hochdruckreiniger oder zwei Stunden für einen Besuch in der Waschstraße. "Insgesamt sparen wir damit enorm Zeit und Geld, schonen neben der Umwelt auch den Geldbeutel und glänzen bei unseren Kunden stets mit einem sauberen Image", so Stadler. Fünf Wäschen mit einer Tankfüllung Auch Stark Reinigungsgeräte aus dem baden-württembergischen Jagstzell-Dankoltsweiler ist Spezialist für mobile Bürstenwaschanlagen. Zum 25. Jubiläum ist nun das neue Modell "SBTW E Silent Battery" erschienen. Mit einem bis zu 700 Liter vergrößerten Tankvolumen seien bis zu fünf Lkw-Wäschen mit nur einer Wassertankfüllung möglich, verspricht Stark. Sofern man Regenwasser und Solarstrom nutze, ergebe dies einen 100-prozentig ökologischen Betrieb. Aber auch was die Lebensdauer betrifft, führt Stark Nachhaltigkeitsaspekte an: So werde bereits bei der Konstruktion berücksichtigt, dass Verschleißteile problemlos einzeln gewechselt werden können. Dank Korrosionsschutz und hochqualitativer Bauteile und Komponenten sei je nach Fuhrparkgröße eine Nutzung von bis zu 20 Jahren möglich. Mehr zum Thema finden Sie unter #Waschanlagen www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Saubere Lkw sind die Visitenkarte jedes Unternehmens. Ob in der eigenen Waschanlage oder im Truck-Waschcenter - ressourcenschonend mutet die wöchentliche Lkw-Wäsche auf den ersten Blick nicht an. Die Hersteller von Waschanlagen tun aber viel, um den Frischwasserverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. "Auch wirtschaftlich die richtige Maßnahme" Kai Ihro, Geschäftsführer Hans Ihro Ihre nachhaltige Waschanlage ist offen für Fremdunternehmen - refinanzieren Sie die Investition mit entsprechenden Preisaufschlägen? Unsere Waschanlage ist mit absolut wettbewerbsfähigen Preisen ohne Aufschlag auf dem Markt - denn dafür würde vermutlich niemand mehr bezahlen. Anders formuliert: Jeder kann ohne Mehrkosten sehr nachhaltig und umweltbewusst seinen Lkw bei uns waschen. Können Sie bereits ein erstes Fazit ziehen, wie viel Wasser Sie damit einsparen? Wir haben in den ersten sieben Monaten über 2,8 Millionen Liter Trinkwasser durch die Wasseraufbereitung und die Regenwassernutzung gespart. Das sind auf ein Jahr hochgerechnet rund 4,8 Millionen Liter - jedes Jahr! Der Großteil der Einsparung erfolgt durch die Wasseraufbereitungsanlage der Firma Wasserschmidt, durch die Regenwasserspeicheranlage sparen wir vermutlich rund 950.000 Liter Trinkwasser im Jahr. Wir benötigen für die Waschanlage nur noch 1,6 Prozent Trinkwasser. Und: Weitere ökologische Vorteile, wie der Regenrückhalteeffekt der Wasserzisterne zur Überschwemmungsvermeidung, sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Wann wird sich die Investition schätzungsweise amortisiert haben? Wir schätzen, dass sich das System in zehn bis 15 Jahren amortisiert, je nach Entwicklung der Wasserkosten. Langfristig sind wir davon überzeugt, dass man um solche Wassersparsysteme nicht mehr herumkommt - vielleicht wird man auch in ein paar Jahren entsprechend nachrüsten müssen, um Waschanlagen überhaupt betreiben zu können. Denn die kritische Betrachtung der Trinkwassernutzung wird auch in Deutschland in den nächsten Jahren an Gewicht gewinnen.Solche baulichen Nachrüstungen sind um ein Vielfaches teurer, als wenn man dies bei einem Neubau gleich mit einplant. Auch wenn das bei unseren Gegebenheiten alles andere als einfach war und am Anfang fast alle abgeraten hatten - wir waren hartnäckig und sind jetzt im Nachhinein absolut überzeugt davon, auch wirtschaftlich langfristig die richtige Maßnahme ergriffen zu haben. mh Waschchemie: Blick in die Rezepturliste Wasserersparnis ist das eine, wenn es um nachhaltige Fahrzeugwäsche geht. Auf der anderen Seite braucht es Waschchemie, damit der Lkw blitzt und blinkt. Auch hier bemühen sich die Hersteller um mehr Umweltverträglichkeit. „Ökologischere Produkte und bessere Waschperformance müssen kein Widerspruch sein“, sagt Christoph Maletz, Head of Product Unit Chemicals/ Water Treatment bei der WashTec-Tochter Auwa Chemie. „Wir haben tief in die Rezepturenkiste gegriffen, erfüllen strengste grüne Kriterien und liegen deutlich über den gesetzlichen Vorgaben“, betont Maletz. Auch bei der Auswahl der Rohstoffe sehe Auwa genauer hin. Bei neuen Formulierungen setzt man demnach Tenside auf biogener Basis in sogenannter Mass-Balance-Qualität ein. Die Tenside seien besonders leicht biologisch abbaubar und verzichteten zudem auf nicht notwendige Rohstoffe wie Farbstoffe, Polyphosphate und Mikroplastik. Bedenkliche Stoffe wie NTA, Halogensäuren, Mineralöle und SVHC-Stoffe setzt Auwa schon seit vielen Jahren nicht mehr ein. „In einem ersten Schritt werden wir im ersten Quartal dieses Jahres alle Reiniger, Schäume und Shampoos umstellen, ein Jahr später folgen Pflegeprodukte wie Wachse, Polish-Produkte und chemische Trocknungshilfen“, so Maletz. Um die grüne Ausrichtung nach außen zu transportieren und nicht zuletzt, weil es für die Waschbranche keine Kriterien eines internationalen Eco-Labels gibt, hat der Augsburger Waschchemiespezialist das hauseigene „Auwa Green Car Care“-Siegel ins Leben gerufen. Die eigenen Ansprüche in puncto Nachhaltigkeit werden vom SGS Fresenius Intitut überwacht und geprüft.

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