Leipzig. Als „generell kein gutes Jahr“ charakterisierte Wieland Richter, Präsident des Landesverbands des Sächsischen Verkehrsgewerbes (LSV) das Jahr 2012 zu Beginn der Mitgliederversammlung in Leipzig. Viele Mittelständler kämpften nach wie vor ums Überleben oder stürben leise, so Richter. Dieser Tenor zog sich auch durch die Lagebeschreibung der anderen Referenten.
Sachsen spürt Kabotagverkehre
In Randgebieten wie Sachsen sei das Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, stellte der Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV), Mathias Krage, ergänzend fest. Zudem wären diese Regionen durch die Maut extrem benachteiligt. In Sachsen sei auch die Zunahme der Kabotagebeförderung spürbar, erklärte Andreas Marquardt, Präsident des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG). Als Beleg nannte er die steigende Zahl osteuropäischer Transportunternehmen im Rückladungsverkehr von Hamburg in den Raum Sachsen. Er machte aber auch deutlich, dass es meist die deutschen Verlader seien, die den Auftrag vergäben und an der Kabotage verdienten. „Entscheidender Parameter ist und bleibt der Preis“, so Marquardt. Dass dieser nicht leistungsgerecht ist, die Unternehmen unter einem existenzbedrohendem Preisdruck stehen und Preiserhöhungen lediglich über die Dieselpreisgleitklausel realisiert werden, darin waren sich die Referenten einig.
Appell gegen Preisdumping
Die Auswirkungen auf das Gehaltsniveau der Mitarbeiter zeigte der LSV-Präsident auf: „Wir können die Leistungen des Fahrpersonals nicht angemessen honorieren, da sich am Markt keine vernünftigen Preise durchsetzen lassen. Die negative Ertragslage hindere die Unternehmen auch daran, Neu- und Erweiterungsinvestitionen zu realisieren. So ging in Sachsen die Zahl der Neuzulassungen von Fahrzeugen über 6 Tonnen 2012 um über 13 Prozent zurück. „Die Preise müssen rauf, verzichten Sie auf Aufträge. Es kann nicht sein, dass wir uns gegenseitig die Augen ausstechen und mit Preisen unterbieten“, so sein Appell.
Mauthöheverordnung als Unsicherheitsfaktor
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Preisgestaltung stand ebenfalls bei den Rednern im Manuskript: die neue Mauthöhenverordnung. Sollte an der LKW-Maut-Schraube gedreht werden, dann müsste dies seinen Niederschlag in kostenorientierten Preisen finden, erklärte Hans-Dieter Otto, Vizepräsident des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). Wer nicht über Preise und Kosten nachdenke, verschwinde vom Markt, so Otto. Seit der Wirtschaftskrise mussten zehn Prozent der mittelständischen Unternehmen ihren Betrieb schließen. Den Gedanken einer Mauterhöhung von 50 Prozent wie im Jahr 2009 geschehen, brachte Mathias Krage ein. „Vielleicht ist es besser, wir haben eine knallige Veränderung, die dann von jedem diskutiert werden muss, als einen schleichenden Prozess, bei dem die stille Geschäftsaufgabe geübte Praxis wird.“ Die Erwartungen des DSLV-Präsidenten, dass die neue Mauthöhenverordnung noch vor der Wahl umgesetzt wird, sind „nicht so hoch“. (bb)