Hamburg. Deutsche Reeder haben eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen Piraten am Horn von Afrika gefordert. „Wir sehen, dass die Piraten ausweichen, dass sie flexibel sind“, sagte der Hans-Heinrich Nöll, der Vorsitzende des Verbands Deutscher Reeder (VDR), am Freitag am Rande einer Tagung am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg der Deutschen Presse-Agentur dpa. Da der Einsatz von Kriegsschiffen vor der Küste Somalias erfolgreich sei, griffen Piraten nun Schiffe im Indischen Ozean an. Internationale Marineeinheiten müssten dort ebenfalls Begleitschutz anbieten. „Wir sehen es als notwendig an, dass der Schutzschirm erweitert wird“, sagte Nöll. Er forderte zudem eine bessere Koordination der Marine-Einsätze der verschiedenen internationalen Organisationen und Staaten. Man müsse der Piraterie mit einer „global koordinierten Operation“ begegnen. Für eine Blockade von Piratenstützpunkten an der somalischen Küste sprach sich Stefan Bülow von der Hamburger Reederei John T. Essberger aus. „Wir sind der Meinung, dass die Maßnahmen noch nicht ausreichen“, sagte der Geschäftsführer. Die Schifffahrt vor Somalias wird zunehmend durch Piraten- Überfälle bedroht. Die Zahl der Angriffe in dem Seegebiet hat sich nach Angaben des Piraterie-Beobachtungszentrums des „International Maritime Bureau“ im ersten Quartal dieses Jahres verglichen mit dem Vorjahreszeitraum von 6 auf 62 verzehnfacht. Dabei wurden 178 Seeleute als Geisel gehalten, zwei ermordet und fünf verschleppt. Im Rahmen der EU-Mission „Atalanta“ sind seit Dezember auch deutsche Marineschiffe in dem Seegebiet unterwegs, um gegen Piraten vorzugehen. Auch die Nato und mehrere andere Länder - darunter Japan, China und Malaysia - haben Kriegsschiffe entsandt. Deutscher Marine-Befehlshaber zufrieden Zufrieden über den bisherigen EU-Einsatz vor Somalia äußerte sich der Befehlshaber der deutschen Marine, Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker. Operation „Atalanta“ sei gemessen an ihren Zielen „bisher ein Erfolg“, sagte er der dpa. Kein Schiff, das das Seegebiet unter dem angebotenen militärischem Schutz passiert habe, sei angegriffen worden. Alle Überfälle hätten zuletzt „Einzelfahrer“ getroffen, die nicht zusammen mit den angebotenen Konvois unterwegs gewesen seien. Die Kooperation der Anti-Piraten-Einsätze von EU sowie NATO mit denen anderer Nationen könnte aber verbessert werden, sagte Stricker. Das Piratenproblem sei durch die Marine nicht zu lösen, betonte der Befehlshaber der Marine. Mit maritimen Operationen könne man „nur Zeit gewinnen“, um politische Lösungen voranzubringen. Als „Schritt in die richtige Richtung“ lobte Stricker die internationale Geberkonferenz für Somalia, bei der dem kriegszerstörten Land am Donnerstag in Brüssel 163 Millionen Euro zugesagt wurden. Mit dem Geld soll unter anderem eine nationale Polizei geschaffen werden. Scharfe Kritik an Befreiung von US-Kapitän Auf scharfe Kritik der Reeder stieß die gewaltsame Befreiung eines US-Kapitäns aus der Hand von Piraten, bei der Mitte April drei Seeräuber erschossen worden waren. „Wir halten solche Einzelaktionen für eine gefährliche Angelegenheit“, sagte Bülow. Es treibe die Eskalation voran und gefährde das Leben anderer Geiseln. Auch Lösegeldverhandlungen mit Piraten würden erschwert. (dpa)
Reeder fordern Ausweitung von Anti-Pirateneinsatz
Internationale Marineeinheiten für Indischen Ozean notwendig / Bessere Koordination der Einsätze angemahnt