Neue Zeiten bei Dachser

In Kürze Dachser hat im Geschäftsjahr 2022 kräftige Umsatz-zuwächse verzeichnet - auch aufgrund der pandemie-bedingten Turbulenzen in den Lieferketten. Doch die Zeiten werden rauer. CEO Burkhard Eling erklärt, wie sich das Speditions- und Logistikunternehmen darauf einstellt und was es von seinen Frachtführern erwartet. Die Hochkonjunktur in der Logistik ist zu Ende, doch Dachser-CEO Burkhard Eling gibt sich für 2023 hoffnungsfroh: "Wir bleiben auf Kurs. Wir haben unser Zielbild klar vor Augen", betonte er auf der Bilanzpressekonferenz des Kemptener Speditions- und Logistikunternehmens. Zahlen sorgen für Rückenwind Er gehe aber auch davon aus, sagte Eling, "dass nach zwei Jahren außergewöhnlichen Umsatzwachstums wieder ein Stück Normalität in der Logistik und in unserem Geschäft einkehrt." Derzeit rechnet er für das laufende Jahr mit einem Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich - auch dank Preisanpassungen. 300 Millionen werde Dachser 2023 investieren, kündigte er an: "Signifikant in die IT-Transformation, den Klimaschutz, den Netzausbau und die Mitarbeiter." Rückenwind dürften Eling seine glänzenden Unternehmenszahlen im Geschäftsjahr 2022 geben (siehe Kasten Seite 19). Um knapp 15 Prozent, also um eine Milliarde Euro, stieg der Dachser-Gesamtumsatz auf 8,1 Milliarden Euro. Und auch mit dem Ergebnis war Eling "sehr zufrieden", ohne aber Zahlen zu nennen. Im Geschäftsjahr 2021 erzielte Dachser laut Bundesanzeiger ein EBIT von 571,8 Millionen Euro und einen Konzerngewinn von knapp 403 Millionen Euro. Mittelfristig aber hat Eling deutlich mehr vor - seine Ambitionen für den Familienbetrieb sind groß: "Klares strategisches Ziel ist es für Dachser, der weltweit integrierteste Logistikdienstleister zu werden." Um das zu erreichen, habe das Unternehmen sechs Strategien definiert. Drei Strategien umfassen die Weiterentwicklung der Geschäftsfelder Road Logistics (Stückgutgeschäft und Lebensmittelgeschäft) sowie Air & Sea Logistics und deren Verzahnung. Weitere drei Strategien gehen auf die Mega-Trends Digitalisierung, Klimaschutz und Personalentwicklung ein. Vollautomatische Erfassung im Eingang Zwei konkrete und wegweisende Digitalisierungs-Projekte kann Dachser schon vorweisen. Erstes Beispiel ist das Projekt @ILO gemeinsam mit dem Fraunhofer IML: Dachser hat in seinen Niederlassungen Öhringen und Unterschleißheim zwei Pilotanlagen errichtet, die es ermöglichen, dass dort alle Packstücke vollautomatisch im Eingang von optischen Scanner-Hallen erfasst und in einem digitalen Zwilling des Umschlags abgebildet werden. "Dadurch beschleunigen und vereinfachen sich viele Prozesse signifikant", so Eling. Bereits in diesem Jahr wird das Projekt deshalb auf drei weitere Dachser-Standorte ausgeweitet, und Mitte des Jahres soll entschieden werden, wie @ILO an allen Dachser- Standorten in Europa ausgerollt werden kann. Beispiel zwei: Mittlerweile hat Dachser 8500 Wechselbrücken mit energieeffizienten Ortungsgeräten ausgerüstet und kann so laut Eling Ankunftszeiten der Fernverkehrs-Lkw auch im Stückgutgeschäft exakt ermitteln. Außerdem baut das Unternehmen derzeit seine "E-Logistik-Plattform" für die Auftragserteilung und Sendungs-verfolgung einer integrierten digitalen Kundenplattform weiter aus. Schon in wenigen Wochen sollen erste Testkunden aufgeschaltet werden. "Unsere Digitalisierungs-Strategie umfasst also alle relevanten Themen", erklärte der CEO. "Digitaler Zwilling, Telematik, Künstliche Intelligenz, digitale Kundenportale und autonome Fahrzeuge - alles mit dem Fokus, dadurch unsere Mitarbeiter besser zu unterstützen." Ambitionierte Ziele hat Eling Dachser auch im Klimaschutz gesetzt, um den CO2-Ausstoß zu senken. Wobei er auch klipp und klar sagt, was in diesem Bereich derzeit im Güterverkehr aus technischer und wirtschaftlicher Sicht machbar ist. "Bis die Diesel-Technologie wirklich vollumfänglich in Europa abgestellt werden kann, ist noch viel zu tun", unterstrich der Dachser-Chef. "Die vollständige Transformation hin zu Null-Emissions-Lkw wird aus unserer Sicht noch mindestens zwei Jahrzehnte in Anspruch nehmen." Eine Aussage, mit der Eling für Furore sorgen dürfte. Frachtführer sind auch in der Pflicht Wobei Dachser aufgrund umfassender Analysen sehr genau wisse, betonte Eling, dass nur zwei Prozent der CO2-Emissionen durch die eigenen Dachser-Anlagen und -Fahrzeuge entstehen (sogenannte Scope1- und Scope2-Emissionen). Dort werde das Unternehmen auch zuerst ansetzen. Ziel sei es, "schnellstmöglich auf null zu kommen" - insbesondere dank emissionsfreier Fahrzeuge und erneuerbarer Energien. "Und natürlich sind uns auch die TreibhausEmissionen unserer Transportpartner wichtig", machte der CEO klar. "Als Scope3-Emissionen machen diese 95 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks von Dachser aus." Entsprechend deutlich war Elings Botschaft: "Wir wollen daher Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung unserer Servicepartner und Dienstleister nehmen." Was Dachser da konkret plant, lesen Sie auf www.verkehrsrundschau-plus.de. Daten und Fakten Wachstumssprung im Geschäftsjahr 2022 Dachser präsentierte für das abgelaufene Geschäftsjahr neue Rekordzahlen. So stieg der Umsatz des Speditions- und Logistikunternehmens um knapp 15 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Dies sei auch auf die hohen Frachtkosten und die hohe Inflation zurückzuführen, erläuterte Dachser-CEO Burkhard Eling. Größter Umsatzbringer mit 5,7 Milliarden Euro (+14,2 Prozent) war erneut die Sparte "Road Logistics (Stückgutgeschäft und Food Logistics). Die Sparte "Air & Sea Logistics" machte einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro (+16,7 Prozent). 2023 dürfte der Umsatz von Dachser laut Eling nurmehr im einstelligen Prozent-bereich wachsen. eh

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