Frankfurt/Main. Dank der schrittweise wieder anziehenden Nachfrage nach Flugreisen erholt sich die Lufthansa langsam vom Corona-Schock. Der deutsche Luftverkehrskonzern konnte im zweiten Quartal bei einem Umsatz von 3,2 Milliarden Euro (+ 70 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) seinen Verlust auf 756 Millionen Euro begrenzen. Das entspricht rund der Hälfte des Wertes aus dem Vorjahresquartal, das komplett unter dem Eindruck der Pandemie gestanden hatte. Das bereinigte Betriebsergebnis (Adjusted Ebit) belief sich auf minus 952 Millionen Euro - nach Konzernangaben eine Verbesserung von 43 Prozent gegenüber des Vorjahresquartals.
Für das erste Halbjahr 2021 steht ein Verlust von 1,8 Milliarden Euro in den Büchern, nach 3,6 Milliarden ein Jahr zuvor. Der MDax-Konzern kommt nach eigenen Angaben vom Donnerstag aber beim Personalabbau ebenso voran wie bei der Sanierung der finanziellen Basis.
Dazu wurden in dem Quartal weitere 1,5 Milliarden Euro Staatshilfe aus der stillen Beteiligung des Bundes in Anspruch genommen. Damit nutzt die Lufthansa nun 4 Milliarden der von vier Staaten angebotenen 9 Milliarden Euro. Weiterhin bereitet Lufthansa eine Kapitalerhöhung vor, mit der die Staatshilfen abgelöst werden sollen, wie Finanzvorstand Remco Steenbergen bekräftigte. Zum Quartalsende standen dem Unternehmen liquide Mittel in Höhe von 11,1 Milliarden Euro zur Verfügung.
Lufthansa Cargo weiter auf Rekordkurs
Positive Beiträge lieferte unter anderem Lufthansa Cargo. Für das 1. Halbjahr verzeichnete die Frachtsparte ein von Sondereffekten bereinigtes Ebit von 640 Millionen Euro (Vorjahr: 277 Millionen Euro) - dies sei das bislang höchste Ergebnis in diesem Zeitraum in der Geschichte von Lufthansa Cargo. Anhaltende, strukturelle Kapazitätsengpässe im weltweiten Frachtgeschäft sorgen nach Konzernangaben voraussichtlich auch in den kommenden Jahren für eine positive Erlös- und Ergebnisentwicklung im Frachtbereich.
Auch für die Lufthansa Technik mit ihrem wieder anziehenden Wartungsgeschäft sowie die zum Verkauf stehende Cateringtochter LSG mit ihrem außereuropäischen Geschäft lief es gut. Die wesentlichen Ergebnisverbesserungen kamen von den Airlines, die aber weiterhin deutlich in der Verlustzone unterwegs sind.
Mehr als 30.000 Mitarbeiter mussten gehen
Erstmals seit Beginn der Krise sind zudem mehr Barmittel in die Lufthansa geflossen als hinaus. Vor allem die Buchungen für die kommenden Monate sorgten für einen positiven operativen Cashflow in Höhe von 784 Millionen Euro. Vorstandschef Carsten Spohr lobte die Anstrengungen des Teams, die Kosten in allen Bereichen deutlich zu senken. „Dass uns dabei bislang über 30.000 Kolleginnen und Kollegen verlassen haben, schmerzt uns alle, ist aber für die nachhaltige Rettung der über 100.000 verbliebenen Arbeitsplätze unausweichlich“, sagte er.
Für das Gesamtjahr rechnet der Lufthansa-Chef weiterhin damit, dass die Lufthansa ihren bereinigten Verlust vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) im Vergleich zum Vorjahr verringern kann. Im dritten Quartal soll das Flugangebot auf etwa 50 Prozent des Vorkrisen-Niveaus steigen, nachdem es im zweiten Quartal erst 29 Prozent erreicht hatte. Im Schnitt des Gesamtjahres dürfte die angebotene Kapazität nur etwa 40 Prozent des Vor-Corona-Jahrs 2019 betragen. Entscheidend für den Geschäftsverlauf ist insbesondere die Öffnung des nordamerikanischen Marktes. Bislang gilt für EU-Bürger weiterhin ein corona-bedingtes Einreiseverbot in die USA. (dpa/sn)