Amsterdam. Die hundertprozentige KLM-Tochter Martinair trennt sich von fünf ihrer acht Frachtflugzeuge. Es handelt sich sämtlich um MD-11F, die jeweils 90 Tonnen pro Flug transportieren können. Ihre restlichen drei Boeing 747ERF, die wie die MD-11F in Amsterdam Schiphol stationiert sind, wird Martinair hingegen weiter betreiben. Die Ausflottung werde, sagte Eric Varwijk, der Frachtchef der Gruppe Air France-KLM-Martinair auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am KLM-Hauptsitz Amstelveen, sukzessive bis Ende 2016 erfolgen. Dem dadurch betroffenen Personal soll innerhalb der Gruppe ein neuer Job angeboten werden.
Schließung von Martinair wurde diskutiert
Nach Aussage Varwijks sei dies mit den Gewerkschaften, die in den Diskussionsprozess über die Zukunft von Martinair frühzeitig eingebunden worden seien, im Detail abgestimmt worden. Wie die Verantwortlichen betonten, seien alle Optionen durchgespielt worden, einschließlich der kompletten Schließung von Martinair. Dieser Radikalschnitt aber sei verworfen worden zugunsten der jetzt getroffenen kleineren Lösung.
Große Überkapazitäten am Markt
Als wesentlichen Grund für die Entscheidung nannten die Manager die nach wie vor existierenden großen Überkapazitäten am Markt aufgrund der hohen Anzahl von Vollfrachtern speziell der stark wachsenden Airlines in Nahost. Dadurch sei es kaum möglich, angemessene Transportpreise zu erzielen. Hinzu kommt die notorische Ertragsschwäche der Frachtsparte des franko-niederländischen Trio, die Maßnahmen unumgänglich gemacht habe. Drittens verfüge die Gruppe dank der umfangreichen Unterflurkapazität ihrer großen Passagierflotte über hinreichend Transportmöglichkeiten für Luftfracht. Lediglich auf besonders aufkommensstarken Strecken sollen die verbleibenden drei Martinair-Jumbo-Frachter künftig komplementär zu den Passagierflugzeugen eingesetzt werden.
Als Folge der Flottenreduzierung und weiterer Sparmaßnahmen erwartet die Frachtsparte eine deutliche Verringerung der Verluste im kommenden Fiskaljahr und das Überschreiten der Gewinnschwelle spätestens in 2016. Nicht betroffen von der Flottenenscheidung sind die beiden Boeing 777-Frachter, die Air France Cargo betreibt und die am Pariser Zentralflughafen Charles de Gaulle stationiert sind. (hs)