Schwerin. Der Fahrermangel im Fernverkehr ist auch in Mecklenburg-Vorpommern spürbar. Aus Sicht der Unternehmensverbände ist hierbei keine Besserung in Sicht. „Alle Branchen, die direkt oder indirekt von intakter Logistik abhängig sind, werden zunehmend die Fachkräfteproblematik bei Fernfahrern zu spüren bekommen. Es wird vermutlich keine Branche davon verschont bleiben“, sagt Sven Müller, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern.
Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung geht davon aus, dass aktuell bereits 60.000 bis 80.000 Lkw-Fahrer in Deutschland fehlen. Für den Nordosten schätzt der Landesverband die Lücke zwischen 1500 und 2000 Fahrern, obwohl die Regionaldirektion Nord der Agentur für Arbeit im September nur rund 370 offene Stellen angab. Es werde von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da die Unternehmen zusehends an anderer Stelle nach Fahrern suchten. Und selbst bei den 350 von der Arbeitsagentur gelisteten Fahrern auf Jobsuche gebe es aus Probleme bei Region, Arbeitszeiten, Alter, gesundheitlichen Einschränkungen und fehlenden Zertifikaten. Das Bruttogehalt liege ohne Zuschläge Verbandsangaben zufolge aktuell zwischen 2000 und 2500 Euro.
Praxisbeispiel Neubrandenburg
Um zu verdeutlichen, dass sich Bedarf und Angebot im Land zusehends auseinanderentwickeln, verweist der Verband auf Informationen der Arbeitsagentur Neubrandenburg. Demnach kamen im Jahr 2011 auf 24 offene Stellen als Berufskraftfahrer noch 254 Arbeitslose mit dieser Qualifikation, im Jahr 2020 lag das Verhältnis hingegen nur noch bei 43 zu 103. Der Anteil der Fahrer aus anderen Ländern der EU sei zudem in den vergangenen Jahren gestiegen.
Aus Sicht der Geschäftsführerin des Unternehmerverbands Norddeutschland (Mecklenburg-Schwerin), Pamela Buggenhagen, wird sich diese Abhängigkeit von ausländischen Fahrern auch nicht ändern: „Wir sind dringend auf eine Zuwanderung, auch aus Drittstaaten, auch unqualifiziert - ausschlaggebend sollte der Arbeitsvertrag in Deutschland sein - angewiesen, um auch in der Zukunft die gewohnte zuverlässige Versorgung von Industrie und Handel sicherzustellen“. (ste/dpa)