Klimaverbesserer

Den Lebensraum von Berggorillas in Ruanda retten, Menschen in Tansania solarelektrisches Licht schenken oder dafür sorgen, dass der Moorfrosch wieder geschützt durch das Königsmoor in Schleswig-Holstein hüpft. Das sind drei von vielen Dingen, die Klimaschutzprojekte bewirken. Finanziert werden diese Projekte über CO2-Zertifikate, die Unternehmen oder Privatpersonen kaufen, um ihre unvermeidbaren Treibhausgasemissionen auszugleichen. Unvermeidbar ist dabei das wichtigste Stichwort. Denn Emissionen einzusparen, sollte der Kompensation immer vorausgehen. "Als wir uns dazu entschlossen haben, unsere Dienstleistungen klimaneutral anzubieten, haben wir uns erst einmal die gesamte Firma angeguckt, um zu sehen, wo wir Emissionen vermeiden können", sagt Maximilian Baur von der Andreas Christ Spedition. Die Umzugs- und Möbelspedition mit sechs Standorten bietet ihren Kunden bereits seit 2008 sogenannte klimaneutrale Dienstleistungen an. Auf die Analyse des Betriebs folgten damals konkrete Maßnahmen: abschaltbare Stromleisten für die Arbeitsplätze, Ökostrom an den Standorten, Fahrerschulungen zum ökologischen Fahren, ... "Im Fuhrpark haben wir die Motoren den Nutzungszwecken angepasst und die Lkw schneller getauscht", ergänzt Baur. Schuhgröße des CO2-Fußabdrucks "Man kann diesen Prozess wie einen Kassensturz verstehen", sagt Dieter Niewierra vom Kompensationsanbieter ClimatePartner. "Wir listen dabei im Carbon-Footprint-Report Werte, die sich zum Beispiel aus dem Energieverbrauch im Unternehmen oder auch bei der Mitarbeiteranfahrt ergeben, aber auch Posten wie Büromaterialien sind Teil dieser Bilanz ", sagt er. Aus den Verbrauchswerten werden dann die jeweiligen CO2-Emissionen berechnet. Climate-Partner geht hier gemäß den Richtlinien des Greenhouse Gas Protocol vor, einem international anerkannten Standard für die Bilanzierung von Unternehmensemissionen. "Auf dieser Basis lassen sich Einspar- und Vermeidungspotenziale erkennen. Emissionen, die nicht vermieden werden können, werden durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen", erklärt Niewierra. Unternehmen kaufen dann Zertifikate. Ein solches Zertifikat steht dabei in der Regel für eine Tonne CO2, die ein Klimaprojekt an anderer Stelle einspart. Das Prinzip dahinter: Für das Klima ist es nicht entscheidend, an welcher Stelle Treibhausgase ausgestoßen oder vermieden werden. Deshalb lassen sich die Emissionen, die ein Lkw in Baden-Württemberg bei einem Transport ausstößt, zum Beispiel in Ruanda ausgleichen: Dort sorgen dann effiziente Kocher dafür, dass die Bevölkerung weniger Regenwald für Feuerholz abholzt. Schöner Nebeneffekt: Der Lebensraum der Berggorillas dort bleibt erhalten. "Die zentralen Kriterien, die ein Klimaschutzprojekt dabei erfüllen muss, sind Zusätzlichkeit, keine Doppelzählung und Dauerhaftigkeit. Außerdem sollten unabhängige Dritte die Projekte überprüfen", sagt Niewierra von ClimatePartner. Die Suche nach dem Richtigen Unternehmen, die auf diese Weise ihre Emissionen kompensieren wollen, sollten sich einen Anbieter suchen (Marktübersicht Anbieter unter www.verkehrsrundschau/plus/umwelt). Die verkaufen Zertifikate aus geprüften Klimaschutzprojekten oder entwickeln selbst welche. Neben kommerziellen Anbietern wie ClimatePartner gibt es gemeinnützige Organisationen wie etwa Atmosfair, Primaklima oder Myclimate. Letztere hat sich auf den B2B-Bereich spezialisiert. "Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben in den meisten Fällen keine eigene Corporate-Responsibility-Abteilung", sagt Janosch Menger von der Klimaschutzorganisation Myclimate. Vor diesem Hintergrund sei eine professionelle Beratung rund um CO2-Management und Ressourceneffizienz sehr wichtig. Doch woran erkennt man, einen seriösen Partner? "Bei der Auswahl des Anbieters sollte man sich darüber informieren, wie viel Geld in die Verwaltung und Co. fließt und wie viel tatsächlich bei den Projekten ankommt", rät Martin Cames, Leiter Bereich Energie & Klimaschutz beim Öko-Institut, einem unabhängigen, privaten Umweltforschungsinstitut. Myclimate garantiert beispielsweise, dass mindestens 80 Prozent jeder Spende in Klimaschutzprojekte fließt. "Bei unseren Mitbewerbern sind es teilweise nur 50 Prozent", sagt Menger. Darüber hinaus gibt es Standards, an denen man sich orientieren kann. Geeignete Indikatoren sind zum Beispiel der Verified Carbon Standard (VCS) oder der Gold Standard. Zusammengefasst: vertrauenswürdigen Partner finden, Klimabilanz erstellen, Maßnahmen zur Emissionsminderung festlegen, diese umsetzen und den Rest kompensieren. Klingt nach viel Einsatz gerade für kleine und mittelständische Unternehmen. "Wir kennen die Herausforderungen, die mit Klimaschutz und CO2-Emissionsminderung verbunden sind, und den Aufwand, der für Unternehmen dahintersteckt", sagt Menger. Myclimate arbeite daher zwar streng wissenschaftsbasiert, aber auch marktorientiert. "Gemeinsam mit unseren Partnern suchen wir pragmatische Lösungen, um eine messbare Wirkung zu erzielen", sagt er. So nutze Myclimate für die Berechnung von CO2-Bilanzen beispielsweise die Primärdaten, die ein Unternehmen zur Verfügung stellt. Sind einzelne Werte beim Berechnungszeitpunkt noch nicht vorhanden oder unbekannt, kann man aber auf Ökobilanzdatenbanken zugreifen, um Daten schnell und einfach verfügbar zu machen. Oder man verkleinert den CO2-Fußabdruck Schritt für Schritt. "Gerade für Logistiker, für die das Thema neu ist, kann es ein guter Anfang sein zunächst den Transport mit Myclimate klimaneutral umzusetzen", sagt Menger (siehe Kasten). Darauf aufbauend könne sich ein Unternehmen mittel- und langfristig durch weitere Maßnahmen sukzessive steigern. Grün mit einem Mausklick Bei der Andreas Christ Spedition hat es etwa ein Jahr gedauert, bis der erste klimaneutrale Umzug stattfinden konnte. Er ging von Heilbronn nach Wustrow, 1,4Tonnen CO2 mussten damals kompensiert werden. Aber das war 2008: "Heute würde der ganze Prozess schneller gehen", versichert Baur. Vieles, was damals Pionierarbeit war, ist heute Standard. Wenn ein Kunde einen klimaneutralen Transport wünsche, sei das inzwischen nur noch ein Klick extra und der Versand eines Zertifikates. So versucht auch ClimatePartner es Unternehmen möglichst einfach zu machen. "Wir stellen in unserer Lösung Schnittstellen bereit, über die die Firmen die CO2-Berechnung und Bilanzierung zum Beispiel in ihr ERP-System integrieren können", sagt Niewierra. Ziel sei, dass der Kunde eine Lösung hat, bei der der Prozess von Anfang an mitgedacht ist: von der Bilanz über das Tracking bis zur Urkunde. Die Andreas Christ Spedition sparte durch die Effizienzverbesserungen an den eigenen Standorten und im Fuhrpark sogar Geld für Strom und Diesel. Die Emissionen, die direkt bei den Umzügen anfallen, kompensiert Christ nur, wenn der Kunde dies wünscht. Die Kosten gibt die Spedition dann eins zu eins an ihre Auftraggeber weiter. 23 Euro setzen die Kompensationsanbieter in etwa für eine Tonne CO2 an. "Der Preis ist auch ein Indikator für Qualität. Bei sehr günstigen Anbietern habe ich Vorbehalte, dass die Projekte nicht zusätzlich sind oder die Zertifikate sogar doppelt gezählt werden", warnt Cames vom Öko-Institut. Wer über eine Non-Profit-Organisation wie Myclimate kompensiert, kann die Kosten sogar von der Steuer absetzen. Mehr zum Thema finden Sie unter #GrueneLogistik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Wer klimaneutrale Transportdienstleistungen anbieten will, kann Emissionen über Klimaschutzzertifikate kompensieren. Zuerst sollten sich Unternehmen aber ein Treibhausgas-Sparprogramm verordnen. Mit der richtigen Strategie und einem seriösen Partner muss das weder aufwendig noch teuer sein. Online - Darf's noch mehr sein? Auf unserer Profiplattform VerkehrsRundschau plus haben wir - gratis für VerkehrsRundschau-Abonnenten - ein Klimapaket geschnürt. Unter anderem finden Sie dort eine Marktübersicht mit CO2-Kompensationsanbietern. kswww.verkehrsrundschau.de/plus/umwelt

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