London. US-Flugzeughersteller Boeing wird sein jüngstes Produkt, die als Dreamliner bezeichnete Boeing 787-8, dem Markt nicht als eigenständige Frachterversion anbieten. Laut Marketingchef Randy Tinseth lägen dazu keine Konstruktionspläne in den Schubladen des Unternehmens. „Ich persönlich glaube, dass es statt eines 787-Frachterprogramms sinnvoller ist, unsere 767 oder auch den Airbus A330 von Passagier- zu Cargoversionen umzubauen, so der Markt dafür genügend Bedarf zeigt“, bekannte der Manager gegenüber der VerkehrsRundschau.
Dreamliner bietet viel Platz für Zuladung
Er bestätigte damit Einschätzungen von Boeings Vertriebschef in Asien, James Edgar. Dieser hatte kürzlich gegenüber Industrievertretern gesagt, dass es allenfalls „in zehn bis fünfzehn Jahren“ Sinn machen würde, über eine Cargoversion des Dreamliners ernsthaft nachzudenken. Tinseth wies zudem darauf hin, dass heutige Passagierflugzeuge wie etwa die Boeing 777 durch ihre hohe Zuladungskapazität für Frachtsendungen in den Unterflurkammern für Spediteure eine Alternative zur Nutzung von Vollfrachtern seien. Der 787-8-Dreamliner kann im Schnitt 13 Tonnen Fracht pro Start mitnehmen, abhängig von der Anzahl der Passagiere und deren Gepäckstücke.
A380 kommt nicht als Frachter
Keine Chancen auf absehbare Zeit für einen A380-Frachter sieht auch Hersteller Airbus. Es gebe zu wenig Marktbedarf, um eine Cargoversion des großen Doppelstock-Fliegers zu rechtfertigen, so Programmchef Tom Williams. Zumindest in den kommenden fünf Jahren werde sich seiner Meinung zufolge an dieser Haltung seines Unternehmens kaum etwas ändern. „Der Frachtmarkt ist in jüngster Zeit sehr kompliziert geworden, wie die stagnierenden Mengen und die sinkenden Margen der Airlines belegen“, sagte Williams. Diese wenig ermutigenden äußeren Bedingungen motivierten Airbus nicht, das Programm für eine Vollfrachter-Version der Mammut-A380 wieder zu reaktivieren.
Dieses wurde bereits vor Jahren eingemottet, als die Integratoren FedEx und UPS Festbestellungen für Dutzende A380F stornierten. Als Grund gaben die US-Paketflieger seinerzeit die gravierenden Verzögerungen beim Bauprogramm der A380 an. (hs)