Paris. Jean-Yves Schapiro, seit sechs Jahren für die Container-Reederei CMA CGM mit Sitz in Marseille als Finanzchef verantwortlich, hat Anfang letzter Woche überraschend gekündigt und wird das Unternehmen Ende August verlassen. Die französische Wirtschaftspresse fragt sich, ob Jacques Saadé, der Gründer und Präsident der weltweit drittgrößten Container-Reederei, noch Herr der Situation oder dabei sei, sich auf ein riskantes Machtspiel mit seinen 63 Gläubigerbanken einzulassen.
Hintergrund ist nicht nur die Frage, wie Saadé die inzwischen auf bald sieben Milliarden Euro aufgelaufene Verschuldung abbauen will, sondern auch die Frage der Finanzierung von 24 Schiffsneubauten, die verbindlich in Auftrag gegeben wurden. Kostenpunkt: 1,6 Milliarden Dollar. Die Hälfte der neuen Transporter steht in diesem Jahr zur Lieferung an, der Rest bis 2012.
Die Rücktrittsaankündigung Schapiros erfolgte nur eine Woche, nachdem Jacques Saadé dem Rettungsanker-Angebot der Qatar-Holding zum massiven Kapitaleinstieg eine Absage erteilt hatte. Er scheint nunmehr alles auf die Karte des wieder florierenden Welthandels zu setzen, geht jetzt schon von einem Rekordjahr aus und hofft offenbar, die Finanzprobleme aus eigener Kraft bewältigen zu können, um nicht gezwungen zu sein, seine Machtposition mit Anderen teilen zu müssen.
Die Pariser "Les Echos" zitiert dazu jedoch einen der Finanzpartner der Reederei, der darauf hinweist, daß es mindestens einer 18 Monate langen ununterbrochenen Schönwetterperiode im Bereich des internationalen Warenaustausches bedürfe, damit Saadés Rechnung aufgehe. Solange der Reeder die Zinsen zahle, würden die Banken stille halten, meint ein Consulting-Spezialist. Außerdem seien sie zu zersplittert, um Saadé Paroli bieten zu können. (jb)