Innovatives für Aldi

Innovatives für Aldi Temperaturgeführter Transport optimiert: Exklusiv berichtet die VR über einen Auftrag von Aldi Süd. 2010 möchte der Discounter den CFK-Kühler auf der IAA stehen haben, 2012 oder 2013 Serientrailer kaufen. Dem Slogan "Wir handeln mit Verantwortung" lässt Aldi Süd Taten folgen. Bei der "The Team Composite" AG (TTT) gab der Discounter zwei Kohlefasermonocoque-Kühler in Auftrag, die 2010 auf der IAA stehen sollen. Parallel dazu hat Aldi schon eine erdgasbetriebene Econic-Zugmaschine bestellt. Erklärtes Ziel ist es aber, den CO2-Ausstoß zu halbieren und auf 500 Gramm pro Kilometer zu drücken. Entsprechend ist man im Kohlefaser-Kompetenzzentrum, dem "CFK-Valley Stade" tüchtig am Entwickeln. Das angegliederte Service Center ermöglicht dort die Ansiedlung weiterer Entwicklungspartner. Eine internationale Fachveranstaltung, die eigens errichtete Fachhochschule PFH Göttingen, Campus Stade, ein im Aufbau befindliches Recycling-Zentrum sowie ein geplantes Großforschungszentrum runden das Serviceangebot vor Ort ab. Branchenübergreifend deckt man dort alle Bereiche von der Konstruktion über die Fertigung bis hin zur Entsorgung von CFK-Strukturen ab. Hier läuft das Förderprojekt der TTT "zur Entwicklung eines CFK-Kühlsattelaufliegers, basierend auf patentierten Verfahren und Konstruktionen der TTT, zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs und Verbesserung der CO2-Bilanz", das Ende letzten Jahres durch das Land Niedersachsen bewilligt wurde. Mit im Boot sitzen außerdem das Fraunhofer Institut Fertigungstechnik Materialforschung in Bremen, Meierling, Thermoking, Sika und CTC, eine 100%ige-Airbustochter. TTT entwickelt dazu vorhandenes Know-how weiter und optimiert den Fertigungsprozess – immer noch der Knackpunkt der ganzen Geschichte. Dabei dient das patentgeschützte Monocoque als Basis, auf dem der Kühler aufgebaut wird. Das Ergebnis wird ein herstellerneutraler Mega mit maximaler Innen- bei vier Meter Außenhöhe sein, der im Doppelstock beladen werden kann. Neue Panele sollen eine deutlich bessere Isolierleistung bringen. Außerdem wird die Kühlmaschine von Thermoking den neuen Gegebenheiten angepasst – also aerodynamisch günstig in die Stirnwand integriert. Sika und das Fraunhofer-Institut übernehmen die Fertigungs- und Klebetechnik des Projektes. Die Anforderungsprofile erstellt das Fraunhofer Institut, wobei man die Wahl der richtigen Klebstoffe und die Dimensionierung der Klebeflächen bestimmt, sowie die Auswahl einer geeigneten Vorbehandlung vor der Verklebung. Dafür setzt man auf die Plasmatechnik, bei der die Kohlefaser durch Atmosphärendruck-Plasmadüsen für die Klebung vorbereitet wird. Die Klebetechnk ist essentiell für die Isolation und die Verbesserung des k-Wertes. "Für die Herstellung des Monocoque haben wir jetzt eine Temperkammer und damit optimale Bedingungen", freut sich TTT-Geschäftsführerin Ria Kaiser. Sika beherrscht alle drei Zyklen der Produktherstellung von faserverstärkten Bauteilen: Das Modell, die Form und das Fertigteil, darunter die Plattenwerkstoffe, die beim CFK-Kühler verbaut werden sollen. Grundlage sind neben den Fasern flüssige Biresin-Harzsysteme. Das Ganze wird dann mit Sika Klebstoffen zusammengefügt. Um die Kühlung kümmert sich Thermoking. Aktuell bevorzugt man dort das auf der IAA präsentierte Green Cryo Tech Trailer Konzept, das den Frachtraum mit CO2 kühlt. Wenige bewegliche Teile sollen Lebensdauer und Wartungskosten optimieren. Ansonsten arbeitet Cryo-Tech mit der gleichen Luftumwälzung wie herkömmliche Systeme, wodurch man das sogenannte "Topfreezing" vermeiden und die frischen Waren entsprechend sensibel kühlen will. Da man nur wiedergewonnenes CO2 als Kältemittel verwendet, will man die Treibhausgase um 90 Prozent reduzieren. Die Abgase gehen direkt ins Freie, so dass sie nicht mit der Fracht im Aufbau in Berührung kommen. Befüllt wird das System über schnell zu bedienende Wegfahr-Sicherungsverschlüsse, um Leckagen zu vermeiden. Befüllt würden die Tanks mit einer von Silenci entwickelten Schnelltankanlage, die dazu sechs bis acht Minuten benötigen soll. Neben dem kastenförmigen Trailer denkt man schon über eine aerodynamisch optimierte Version nach, wie sie die MAN- Studie auf der IAA vorschlug, respektive DHL sie in Großbritannien einsetzt: Dort ist der "Teardrop" genannte Sattel von Don Bur Realität – allerdings nicht mit vier Metern Außenhöhe. Jetzt muss das Puzzle nur noch zusammengesetzt werden. Aldi dürfte dafür sorgen, dass den Beteiligten das bis 2010 gelingt. ❙❚■ Gregor Soller Der Ist-Stand: Aldi-Sattel mit Thermoking-Aggregat, Ifam-CFK-Fügetechnik, Don-Bur-Teardrop-Sattel in Großbritannien, TTT-Kohlefaser-Kühler (v. l.) Gar keine so ferne Zukunft mehr: Aldi strebt einen Kühlzug, ähnlich einer MAN-Studie von der IAA an, der nicht mehr als 500g CO2 ausstoßen soll Schritt für Schritt zur Kohlefaser-Serie: TTT-Geschäftsführer Hans Lange und Ria Kaiser "Wir müssen Synergien finden" Interview mit Cord Krumsiek, Geschäftsführer bei Meierling Fahrzeugbau, über den Kohlefaserkühler. Meierling und der Kohlefaserkühler. Wie geht das zusammen? Cord Krumsiek: Leichtbau ist unsere Kernkompetenz. Auch wenn uns die Kühlerthematik nicht direkt betrifft, wollen wir unseren bereits erworbenen Erfahrungsvorsprung weiter ausbauen, zumal der Inhaber an wesentlichen Patenten beteiligt ist. Die Anwendung dieser Patente wollen wir natürlich unterstützen. Welche Zukunft geben Sie metallischen Werkstoffen? Die Gewichtsreduktion bei Alu, respektive Feinkornstahl ist unserer Ansicht nach weitgehend ausgereizt. Man wird hier noch das eine oder andere Kilo holen. Um aber einen Quantensprung zu erreichen, müssen wir andere Werkstoffe ins Kalkül ziehen. Da bin ich vom Material CFK absolut überzeugt. Wo liegt dann das Problem bei der Serienfertigung? CFK wirft meiner Meinung nach zwei prinzipielle Fragestellungen auf. Erstens: Kann das Material überhaupt funktionieren? Das würde ich nach unseren bisherigen Erfahrungen ganz klar mit Ja beantworten. Zweitens: Kann ich einen CFK-Trailer überhaupt wirtschaftlich bauen? Hier brauchen wir jetzt den nächsten Entwicklungsschritt, um dann in die Serie gehen zu können. Und das wollen wir natürlich fördern. Also wird eines Tages auch der CFK-Kipper kommen? Am Ende wird auch hier ein Monocoque-Baukasten für die am stärksten gefragten Grundmuster stehen. Aufgrund der hohen Werkzeugkosten müssen höchstmögliche Synergien über mehrere Fahrzeugtypen gefunden werden. Doch wenn der Kipper soweit steht, wird Meierling das Fahrzeug in Serie umsetzen. gs Cord Krumsiek Interview