Mit Blick auf Umbrüche bei den großen Reedereien stellt sich der Hafenlogistiker HHLA mittelfristig auf einen Abzug von Containerladungen aus dem Hamburger Hafen ein. Insbesondere die Auswirkungen der angekündigten Allianz von Hapag-Lloyd und Maersk unter dem Namen "Gemini Cooperation" seien noch nicht abzusehen, sagte HHLA-Chefin Angela Titzrath. "Wir befinden uns gerade erst am Anfang der Gespräche, auch mit unserem Kunden Hapag-Lloyd." Sie verwies auf bestehende Verträge und darauf, dass die HHLA ein geschätzter Dienstleister der Reedereien sei.
Hapag-Lloyd und Maersk hatten ihre Kooperation im Januar bekanntgegeben. Ab Februar 2025 wollen die beiden Containerreedereien mit Teilen ihrer Flotten als Partner auf den Meeren unterwegs sein und geben dafür Anfang kommenden Jahres ihre Partnerschaften mit anderen Reedereien auf. Die Schiffe der neuen Allianz sollen vorrangig Häfen anlaufen, an denen Hapag-Lloyd und Maersk Terminals besitzen oder kontrollieren - in Deutschland etwa Bremerhaven und Wilhelmshaven. Daher wird voraussichtlich weniger Fracht in Hamburg umgeschlagen. Hapag-Lloyd kündigte einen Ladungsrückgang von zehn Prozent am Hamburger Hafen an.
Auch auf weitere Verschiebungen bei Schifffahrtsbündnissen muss sich die Hamburger Hafen und Logistik AG einstellen. Die derzeit geltende europäische Gruppenfreistellungsverordnung ("block exemption rule") läuft zum 25. April aus. Sie ermöglicht Schifffahrtsunternehmen weniger strenge Wettbewerbsregeln bei Kooperationen. "Wir stehen mit den Reedereien in einem engen Austausch, um uns auf die Veränderungen im Markt bestmöglich vorzubereiten", sagte Titzrath. Die Branche befinde sich in einem grundsätzlichen Umbruch.
Umsatzanstieg erwartet
Vor dem Start der Gemini-Allianz hofft die HHLA in diesem Jahr zunächst auf eine Stabilisierung des Geschäfts. Auf Konzernebene werde ein moderater Umsatzanstieg und ein Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) in einer Bandbreite von 85 Millionen bis 115 Millionen Euro erwartet, teilte der Konzern mit. Titzrath wies darauf hin, dass die Prognose viele Unsicherheiten beinhalte - neben den Neuausrichtungen bei den Reedern wirkten auch die geopolitischen Spannungen und der Krieg in der Ukraine auf das Geschäft ein.
Im vorigen Jahr blieb die HHLA beim Ergebnis hinter den eigenen Erwartungen zurück. Das Ebit halbierte sich etwa auf 109,4 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 20 Millionen Euro - nach knapp 93 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 8 Cent je Aktie erhalten. Zuvor waren es 75 Cent.
Für dieses Jahr rechnet die HHLA mit Investitionen von 400 Millionen bis 450 Millionen Euro, ein Großteil davon im Bereich der Hafenlogistik. Schwerpunkte seien die Automatisierung und Erweiterung von Terminals sowie der Ausbau der Schiene.
Auswirkungen des MSC-Einstiegs unklar
Große Veränderungen für den Hafenlogistiker dürfte auch der geplante Einstieg der Reederei MSC bringen. Die Stadt Hamburg will die HHLA gemeinsam mit der weltgrößten Reederei führen. Die Stadt soll dabei eine Mehrheit von 50,1 Prozent halten. Neben einer Erhöhung des Eigenkapitals der HHLA um 450 Millionen Euro ist geplant, dass MSC das Ladungsaufkommen bis 2031 auf eine Million Standardcontainer zusätzlich im Jahr steigert. Was das für den Umschlag in diesem Jahr bedeute, sei noch unklar, sagte Titzrath. Im Moment gebe es lediglich einen Vorvertrag.
Der rot-grüne Senat will mit dem MSC-Einstieg nach eigenen Angaben die Zukunft des Hafens sichern. Gegen den Deal gibt es erhebliche Widerstände vor allem von Hafenarbeitern, Betriebsräten, der Gewerkschaft Verdi und von der Opposition in der Bürgerschaft. "Wir sehen die Sorgen und Bedenken in der Belegschaft und nehmen diese ernst", sagte Titzrath. Perspektivisch biete der Deal Chancen für das Unternehmen. Über das Geschäft soll das Parlament voraussichtlich Ende Mai abschließend entscheiden.