Kiel. Die Verschiebung großer Verkehrsvorhaben durch den Bund aus Geldmangel hat in Schleswig-Holstein massive Kritik ausgelöst. Sowohl der ADAC als auch der Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig (SPD) beschwerten sich am Freitag vehement über die neuen Planungen, die Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Vortag präsentiert hatte.
"Unsere bedeutende Autobahnverbindung A 20 mit der Elbquerung westlich von Hamburg, die Schienen-Hinterlandanbindung für die feste Fehmarnbeltquerung, der Weiterbau der A 21 bis Kiel, der weitere Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals für die Bedarfe der Container-Schifffahrt, die auch für Güterverkehr von und nach Schleswig-Holstein wichtige Y-Bahntrasse von Hannover nach Hamburg und Bremen - alles muss warten", rügte die SPD-Landtagsabgeordnete Regina Poersch.
"Der Weiterbau der A 20, der seit vielen Jahren immer wieder versprochen wurde, ist auf 2015 verschoben", rügte der ADAC-Landesvorsitzende Max Stich. "Ehrlich wäre es gewesen, hätte man gleich den St.-Nimmerleinstag in den Investitionsplan hineingeschrieben." Schleswig-Holstein werde bei der Finanzierung der Infrastruktur nur noch als Randgebiet behandelt.
Ähnlich reagierte Kiels Oberbürgermeister auf die Verschiebung des Ausbaus der Bundesstraße 404 zwischen Klein Barkau und Kiel-Wellsee zur Autobahn 21 auf frühestens 2015: "Irgendjemand muss dem Bundesverkehrsminister erklären, dass Schleswig-Holstein nicht mehr Zonenrandgebiet, sondern Deutschlands Scharnier zur Entwicklung in Richtung Skandinavien und Osteuropa ist". Auch der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals müsse dringend beschleunigt werden, sagte Albig.
Aus Sicht des ADAC hat es Schleswig-Holstein versäumt, in Berlin für seine wichtigsten Vorhaben ausreichend Druck zu machen. "Andere waren da vermutlich cleverer", meinte Stich. Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) kündigte an, er wolle sich beim Bundesverkehrsminister intensiv darum bemühen, dass mit dem Weiterbau der A 20 auch in den mittleren Teilbereichen - von Wittenborn (Kreis Segeberg) bis Hohenfelde/Sommerland (Kreis Steinburg) - noch vor 2015 begonnen werden kann.
"Die A 20 gehört zu den Verkehrsprojekten Deutsche Einheit", betonte der CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jörn Arp. "Sie ist eine europäische Verbindungsstraße zwischen Polen und Holland. Der Anschluss an die A 7 ist unerlässlich." (dpa)