Von Eckhard-Herbert Arndt
Hamburg. Der Hamburger Hafen setzt nicht nur auf neue Straßen. Moderne Datenautobahnen sollen ebenfalls einen wirksamen Beitrag dafür leisten, dass die Verkehrsabläufe im Hafen flotter verlaufen, was nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Terminals und der verschiedenen Verkehrsträger dient, sondern auch der Umwelt zugute kommt.
In die IT–Offensive bezieht die Hafenverwaltung HPA (Hamburg Port Authority) ausdrücklich alle Verkehrsträger mit ein, wobei sie bei der praktischen Umsetzung allerdings auf ein zeitlich gestaffeltes Vorgehen setzt. Den größten Handlungsbedarf erkannte die HPA im Straßenbereich. Immerhin benutzen täglich rund 30.000 Fahrzeuge die sogenannte „Haupthafenroute", also das den Hafen wie ein Lindwurm durchziehende Kernstraßensystem. Ein zentrales Element ist dabei die mehr als 35 Jahre alte Köhlbrandbrücke, die die HPA derzeit aufwändig saniert und die den östlichen und westlichen Hafenteil wie ein Scharnier zusammenhält.
Am Hafen-Gesamtverkehrsaufkommen hat der LKW heute bereits einen Anteil von rund 36 Prozent. Der könnte noch einmal ansteigen, wenn Ende 2012 die Freihafengrenze fällt und damit heute noch bestehende administrative Hürden wegfallen. HPA-Chef Jens Meier, nicht zuletzt aufgrund seines IT-Studiums ein begeisterter IT-Befürworter, ist sich im Klaren darüber, dass sich „der Straßenraum nicht mehr beliebig erweitern lässt". Daher muss zusätzlicher Bewegungsraum mit intelligenter Technik gewonnen werden. Aktuell gehören rund 130 Kilometer Straßen zum Bewirtschaftsbereich der HPA. Die letzten drei Jahre war die Hafenverwaltung intensiv damit beschäftigt, den gewaltigen Sanierungsstau zu beseitigen. Mit erheblichem finanziellen Einsatz ertüchtigt sie seit 2008 systematisch das Netz. Allein im laufenden Jahr fließen rund 20 Millionen Euro in den Straßenunterhalt.
Bund stellte rund vier Millionen Euro zur Verfügung
Schrittweise baute die Hafenverwaltung ab 2010 das neue „Port Road Management System" (PRM) auf. Auch der Bund half dabei mit, und zwar mit rund vier Millionen Euro. Gelder aus dem Weltwirtschaftskrisen-bedingten Sonderprogramm der Bundesregierung konnten dafür genutzt werden. Es war ein kleiner „Glücksfall" für die HPA, dass sie mit ihren Planungen für das nach eigenen Aussagen in dieser Form einmalige Verkehrs-Steuerungs-System schon sehr weit vorangekommen war, so dass Berlin die Mittel bewilligte. Für die Verkehrsteilnehmer ist die Präsenz des Systems an den großen Informationstafeln erkennbar, die in den vergangenen Monaten im weitläufigen Hafenbereich aufgestellt wurden. Bislang sind es 14 Digital-Tafeln. Abhängig von den gesammelten Erfahrungen könnten weitere dazukommen.
Die meterhohen und -breiten Tafeln sollen den straßenseitigen Hafennutzer über etwaige Störungen informieren und ihm Ausweichmöglichkeiten empfehlen. Die Informationsbausteine, die in die Anzeigen der Tafeln einfließen, werden über ein enges Netz von Detektoren, Kameras und Sensoren gesammelt, in einer neuen Verkehrsleitzentrale – dem Port Road Management Center - aufbereitet und schließlich in die Tafeln eingespeist. Über 300 solche Messpunkte wurden eingerichtet. Schrittweise wurde das System in den vergangenen Monaten hochgefahren und schließlich „scharf" geschaltet. „Es läuft sahnemäßig", freut sich Meier über die ersten Wochen. Wobei allerdings auch feststeht: Das System wird ja weiterentwickelt. Enger Partner des Systems – zunächst auf der reinen Informationsaustausch-Ebene – ist die Polizei und auch der Landesbetrieb Straßen und Brücken in Hamburg.
Auch Autohöfe und Rastanlagen sollen in den Datenfluss mit einbezogen werden
Vernetzung ist beim PRM ein entscheidendes Stichwort. So sollen in Zukunft auch die Terminalbetreiber für eine Mitwirkung gewonnen werden. Für LKW-Fahrer wichtig: Es soll eine Art Parkraum-Information mit eingearbeitet werden. Meier und seine Mitarbeiter denken aber auch über Hamburgs Grenzen hinaus. Ihre Idealvorstellung: Auf den großen, im Sogbereich des Hamburger Hafens gelegenen Rastanlagen und Autohöfen im Zuge der wichtigen Nord-Süd-Autobahnen A 1 und A 7 sollen Lkw-Fahrer bereits über die Verkehrssituation im Hafen informiert werden. „Wir führen dazu verschiedene Gespräche", berichtet er. „Ich bin da ganz zuversichtlich, dass wir eine interessante Lösung schaffen."