"Gut aufgestellt"

"Wir reden hier schon wie Landwirte in Hektar", sagt Gerhard Mahlmann beim Vor-Ort-Termin mit der VerkehrsRundschau beim Neumöbellogistiker Heinrich Mahlmann im westfälischen Steinheim. Seit 1999 lenkt der 54-Jährige in dritter Generation das 1945 gegründete Familienunternehmen, und seine beiden Söhne stehen bereits in den Startlöchern. Bereits 1990 war der jetzige Firmenchef nach Ausbildungen zum Kfz-Mechatroniker und zum Speditionskaufmann sowie ersten Berufserfahrungen bei einer anderen Spedition zunächst als Fahrer im heimischen Betrieb eingestiegen. Als Geschäftsführer baute er später als Erstes neue Büros und Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter. Damit nicht genug, entstand zwischen 2000 und 2008 eine neue Logistikhalle mit weiteren 20 Rampen auf dem ehemaligen Grundstück des Bauunternehmens Krekeler. Und schließlich errichtete Mahlmann 2011 auf dem 40.000 Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Schieder-Möbelfabrik ein neues Logistikzentrum mit über 100 Rampen in direkter Nachbarschaft zum bisherigen Firmenstandort. Mit den deutlich erweiterten Lagerflächen gründete das Unternehmen ein neues Geschäftsfeld: das Lagermanagement. 6500 RFID-Transponder im Lager Hier setzt Mahlmann auf digitale Prozesse: Seit 2014 helfen 6500 RFID-Transponder an den Ladungsträgern dabei, Kommissionierware schnell wiederzufinden. Bildschirme an den Rampen, vernetzt mit dem "Indoor Positioning System" (IPS), zeigen den Lagerort und jede Warenbewegung an. Intelligente Systeme unterstützen auch das Transportmanagement: Seit 2012 planen die Disponenten ihre Touren mit Telematik. Über ein Trackingtool können die Kunden des Möbellogistikers ihre Ware rund um die Uhr verfolgen. Mit 56 Lkw, fast alle von Mercedes-Benz, ein kleiner Teil von Volvo, und 130 Sattelaufliegern beliefert die Spedition den Möbel- und Fachhandel in der DACH- und der Benelux-Region mit Neumöbeln vornehmlich aus Osteuropa und Asien. Zwei Langauflieger für Großkunden Für Großkunden setzt Mahlmann seit Mai 2018 auch zwei Langauflieger vom Typ 1 ein. Die beiden Modelle von Weka Fahrzeugbau aus Rheda-Wiedenbrück mit angelenkter Achse bieten 1,10 Meter mehr Ladefläche als ein Standardauflieger und so sieben Kubikmeter zusätzliches Transportvolumen. Mahlmann ist begeistert: "Mit dem Lang-Lkw 1 hat man auf einem Sattelauflieger die gleiche Ladelänge wie auf einem Hängerzug, verbraucht aber durch das geringere Eigengewicht weniger Sprit", resümiert er. Mit 50.000 Euro seien die Langauflieger zwar etwas teurer als ein guter Standardauflieger für den Möbeltransport, der für 30.000 bis 35.000 Euro zu haben sei. Die Investition habe sich aber bereits amortisiert. 2020 will Mahlmann auch in die Elektromobilität einsteigen, aber nur mit einem kleineren Flottenfahrzeug, das sich über eine "Wallbox" aufladen lässt - eine spezielle Steckdose an der Wand. Unter den größeren Kalibern im Fuhrpark sind alternative Antriebe bislang nicht vertreten. "Mit Elektro-Lkw krieg ich meine Möbel nicht die Kasseler Berge hoch", meint der Firmenchef schmunzelnd. Zwar denke er über Flüssigerdgas (LNG)-Fahrzeuge von Iveco nach, hier hapere es aber noch am Tankstellennetz in Deutschland. Seit 2017 aktiv im Projekt "Ökoprofit" In Sachen Umweltschutz hat er sich jedoch weitere Ziele gesteckt, die sich leichter realisieren lassen. Dazu nimmt Mahlmann seit 2017 am Umweltberatungsprogramm "Ökoprofit" teil, das der Kreis Höxter und das Beratungsunternehmen Baum Consult aus Hamm ins Leben gerufen haben. "In Summe sparen wir schon mehr als 36.000 Euro pro Jahr durch umgesetzte Maßnahmen", bilanziert Christian Einwohlt aus dem Bereich Controlling und Prozessoptimierung, der das Projekt mit zwei weiteren Kollegen betreut. Kleine Stellschrauben, große Wirkung Überrascht war der 28-Jährige vor allem von der Einfachheit vieler Ideen, die aber eine große Wirkung erzielten. "Ich bin gerade mal zwei Jahre hier im Unternehmen. Da merkt man, wie schnell man betriebsblind wird", berichtet er. Allein durch den Austausch von Einweggegen Mehrwegkaffeebecher spart Mahlmann jährlich rund 1000 Euro. Weitere Maßnahmen waren die Umstellung auf Ökostrom und Recyclingpapier sowie die Optimierung der Beleuchtungsanlagen und des Abfallmanagements mit Papier- und Plastikpressen. Bereits seit 2012 setzt das Unternehmen auch auf rollwiderstandsoptimierte Reifen. Und schon vor Jahren drosselte Gerhard Mahlmann alle Lkw auf 85 km/h. "Das spart fünf bis sechs Prozent Sprit. Der Fahrer fährt entspannter, ohne Überholstress", erklärt er. Nachdem sich bei einigen seiner 60 Trucker Widerstand regte, musste er die Sperre bei vielen allerdings wieder aufheben. Jagd und Holzhacken zum Ausgleich Dass sich seine Mitarbeiter wohlfühlen, hat für den Unternehmer oberste Priorität. "Ich sitze nicht in Etage 4 und hab da fünf Leute, die mir sagen, tritt dem mal ins Kreuz. Das ist nicht mein Ding. Ich will ein Chef sein, vor dem man nicht wegläuft. So fahre ich persönlich am besten", verrät er sein Erfolgsrezept. Privat ist der dreifache Familienvater ein begeisterter Jäger und Hundeliebhaber, sammelt und repariert Trecker sowie Landtechnikfahrzeuge und hackt mit Vorliebe sein eigenes Brennholz. "Ich bin schon oft im Blaumann auf dem Firmengelände erwischt worden, da hat man mir gar nicht angesehen, dass ich hier der Boss bin", verrät er. Seine Frau Andrea Mahlmann, die seit 2000 die Bereiche Finanzen, Controlling und Marketing leitet, ergänzt: "Dieses Miteinander, das ist uns wichtig. Das sage ich schon unseren Azubis: Wir müssen alle Mahlmänner werden", betont die 54-jährige gelernte Steuerfachgehilfin und Personalkauffrau. Mehr zum Thema im Dossier Unternehmensführung www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Mit einem Umweltprogramm sparte die Spedition Mahlmann im westfälischen Steinheim bereits mehr als 36.000 Euro pro Jahr. Daneben setzt der Neumöbellogistiker auf digitale Prozesse - und auf ein harmonisches Miteinander im Familienbetrieb, den Gerhard Mahlmann in dritter Generation lenkt. Seit 1945 im Geschäft Nach Kriegsende 1945 kauft Heinrich Mahlmann im westfälischen Steinheim einen Trecker mit Anhänger und fährt Holz, Steine und andere Rohmaterialien. 1948 spezialisiert er sich auf Neumöbeltransporte. Anfang der 1960er Jahre zieht das Unternehmen mit sechs Mitarbeitern und sechs Lkw ins Steinheimer Industriegebiet; der Gründer übergibt die Geschäftsführung an seinen Sohn Gerhard und dessen Frau. In den 70ern werden die Transporte mit 25 Fahrzeugen und 30 Mitarbeitern international. 1999 übernimmt Gerhard Mahlmann junior, seit 1990 im Betrieb tätig, die Geschäftsleitung. Bis 2008 entsteht eine neue Logistikhalle mit weiteren 20 Rampen. Die Mitarbeiterzahl steigt auf 100, 50 Lkw und 80 Sattelauflieger sind im Einsatz. 2011 startet das Unternehmen das neue Geschäftsfeld Lagermanagement. Heute arbeiten 145 Menschen für Mahlmann. akw

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