Großraum- und Schwertransporte

Großraum- und Schwertransporte Titanen der Straße Großraum- und Schwertransporte sind logistische Meisterwerke und bedürfen genauer Planung. Wer die Transporte durchführt, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Ihre Ausmaße sind gewaltig: Gewichte von oft mehreren Hundert Tonnen, Längen bis zu 50 und Breiten bis zu 7 Metern. Auch die Ladung von Schwertransportern ist eindrucksvoll: Bagger, Radlader, Panzer, Trafos oder Brückenteile. Solche Transporte werden oft Monate vorher bis ins Detail geplant und sind ein Meisterwerk verkehrstechnischer Logistik. Und sie laufen innerhalb eines gesetzlich genau fixierten Schemas ab. Die genaue Zahl der Großraum- und Schwertransporte (GST), die auf Deutschlands Straßen abgewickelt werden, ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von circa 500.000 im Jahr aus. Dabei sind nicht nur spektakuläre Transporte mit Gewichten von 300 oder 400 Tonnen oder Längen von 50 oder 60 Metern erfasst; auch der „Kleintransport“ des Baggers einer Baufirma mit insgesamt um die 50 oder 60 Tonnen fällt darunter. Genau wie seine „kleinen Brü-der“ – zum Beispiel Sattelzüge mit 16,50 Metern Länge, LKW mit Anhänger mit 18,75 Metern, einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen – fährt kein Schwertransporter nur zum Spaß. Alle GST haben Auftraggeber aus der Wirtschaft: Kraftwerke brauchen Generatoren, Automobilwerke Pressen, Schwertransporter liefern Brückenträger, Großraumtransporter Windkraftanlagen oder Langholz – und auch der Kettenbagger fährt bequem auf seinem Tieflader zur nächsten Baustelle. Gäbe es die GST nicht, würde Deutschlands Wirtschaft lahmen. Was ist überhaupt ein GST? Eine gesetzliche Definition gibt es nicht. In der Praxis versteht man unter einem Großraum- und Schwertransport(er) jedes Fahrzeug/jede Fahrzeugkombination (LKW mit Anhänger, Sattel-KFZ), das/die die in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) festgelegten Abmessungen und Gewichte überschreitet und/oder jeden Transport, bei dem die für die Ladung festgelegten Abmessungen des § 22 Straßenverkehrsordnung (StVO) überschritten werden. Wie ein GST werden auch Fahrzeuge behandelt, in denen der Fahrer kein ausreichendes Sichtfeld hat (zum Beispiel Bagger wegen der Sichtfeldeinschränkung durch den Ausleger). Ist ein Fahrzeug oder eine Fahrzeugkombination bereits im unbeladenen Zustand zu breit, zu hoch, zu lang oder zu schwer, braucht es schon für Leerfahrten eine besondere behördliche Genehmigung: eine Ausnahmegenehmigung nach § 70 StVZO (sogenannte „70er“) und eine Erlaubnis nach § 29 StVO (sogenannte „29 er“). Ist das Fahrzeug ganz „normal“ und ragt nur die Ladung über die Fahrzeugsilhouette hinaus, braucht der Unternehmer eine Ausnahmegenehmigung nach § 46 Abs. 1 Nr. 5 StVO („46er“). Technisch sind die Fahrzeuge meist auf höhere Gesamtgewichte ausgelegt, als es die StVZO vorsieht – es muss ja auch eine Sicherheitsreserve bestehen. Für den Unternehmer wirtschaftlich wäre es, die Fahrzeuge auszulasten. Dem schieben aber Gesetz und Verwaltung einen Riegel vor: Jeder GST bedeutet auch eine zusätzliche Belastung für Straßen und Verkehr. Darum darf der Transport nur mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung rollen. Und für diese braucht man einen Ausnahmegrund. Bei GST ist dies die Ladung: Sie muss so groß oder so schwer sein, dass sie mit einem „normalen“ beziehungsweise mit mehreren „normalen“ LKW nicht gefahren werden kann. Und das bedeutet auch: Es ist notwendig, dass der Transport in einem Stück erfolgt. Ist eine Ladung ohne Schwierigkeiten teilbar, darf sie nicht auf einem GST befördert werden. Als unteilbar gilt hier eine Ladung, deren Zerlegung aus technischen Gründen unmöglich ist oder deren Zerlegung und der Zusammenbau unzumutbare Kosten verursachen würden. Müssen einzelne Ladungsteile aus statischen Gründen (zum Beispiel zwei Träger, die unverbunden brechen würden) zusammen transportiert werden, gelten sie ebenfalls als unteilbar. Welche Genehmigungen sind nötig? Abweichungen von den Maßen und Gewichten der StVZO werden durch eine Ausnahmegenehmigung nach § 70 StVZO („70er“) zugelassen. Antragsbasis ist hier ein technisches Gutachten. Die „70er“ ist sozusagen die fahrzeugbezogene technische Zulassung des Fahrzeugs – es wird die technische Eignung überprüft. Theoretisch gibt es hier keine Obergrenzen – die setzt nur die jeweilige Straße. Denn auch der schönste sieben Meter breite Schwertransport kommt nicht durch eine Engstelle von vier Metern. Darum gibt es auch die straßenbezogene Erlaubnis nach § 29 Abs. 3 StVO („29er“). Hier wird die Strecke festgelegt, die der GST zwischen Abgangs- und Zielort zu befahren hat. Ist der GST „unspektakulär“, ist auch die Erlaubnis eher pauschal und auf längere Dauer („Dauererlaubnis“). Je „monströser“ der Transport, desto intensiver verläuft auch die Streckenprüfung. Hier kommt es auch mal vor, dass in einem behördlichen Anhörverfahren Alternativen hin und her erwogen werden und Baustellen für die Zeit des Transports geräumt werden müssen. Die „29er“ erfordert oft Millimeterarbeit und starke Nerven – auf Seiten der Behörden und des Unternehmers. Auch wenn es in der Regel schneller geht – der Gesetzgeber sieht hier eine regelmäßige Bearbeitungsfrist von zwei Wochen vor. Man sollte also rechtzeitig daran denken, einen Antrag zu stellen. Eine gültige „29er“ ist meist auch Bedingung für die Gültigkeit der „70er“: Fehlt die „29er“ oder deckt sie die vorhandenen Gewichte oder Abmessungen nicht ab, ist auch die „70er“ weg und der Unternehmer darf nur im Rahmen des gesetzlich Erlaubten transportieren. Erfordern nur die Abmessungen der überstehenden Ladung einen Großraumtransport, ist eine Genehmigung nach § 46 StVO („46er“) erforderlich. Kommen auch Gewichte mit ins Spiel, braucht man auch noch die „70er“ und die „29er“. Ausnahmen nach § 70 StVZO werden entweder vollständig in die Fahrzeugpapiere eingetragen (Feld 33 des Fahrzeugscheins oder Feld 22 der Zulassungsbescheinigung I) oder durch gesonderten Bescheid erteilt, auf den die Fahrzeugpapiere Bezug nehmen können. „29er“ und „46er“ werden immer mit gesondertem Bescheid erteilt. Unternehmen, die Schwertransporte durchführen, sind Profis, die nichts dem Zufall überlassen. Hindernisse werden schon vor Transportbeginn beseitigt. Hakt es dennoch einmal, etwa weil eine Ampel im Wege steht, muss eben der übrige Verkehr angehalten und die Ampel abgebaut werden. Große zeitliche Verzögerungen sind meist nicht drin. Die manchmal millionenschwere Fracht ist oft termingebunden. Und die Kosten für die Durchführung eines großen Schwertransports sind mit bis zu 50.000 Euro nicht ganz billig. ❙❚■ Adolf Rebler ist Regierungsamtsrat bei der Regierung der Oberpfalz in Regensburg und dort zuständiger Arbeitsbereichsleiter für den Straßenverkehr Großraum- und Schwertransporte sind oft Zentimeterarbeit Großraum- und Schwertransporte wichtige grenzwerte Wichtige Höchstlängen und Höchstbreiten nach § 32 StVZO Breite allgemein Höhe Länge KFZ Länge Anhänger 1) Länge Sattel-KFZ Länge Sattel-KFZ 2) Länge LKW m. Anhänger Länge LKW m. Anhänger 3) 2,55 m 4,00 m 12,00 m 12,00m 15,50 m 16,50 m 18,00 m 18,75 m Wichtige Gewichtsgrenzen nach § 34 StVZO Achslasten Einzelachse Einzelachse (angetrieben) Doppelachslast KFZ 5) Doppelachslast KFZ 6) Doppelachslast Anhänger 5) Doppelachslast Anhänger 7) Dreifachachslast 8) Dreifachachslast 9) zul. Gesamtgewicht Einzel-Fzg. KFZ/Anhänger mit nicht mehr als 2 Achsen KFZ mit 3 Achsen KFZ mit 3 Achsen 10) Kfz mit mehr als 3 Achsen zul. Gesamtgewicht Zug/ Sattel-KFZ Züge/ Sattel-KFZ mit 4 Achsen Fzg.-Kombination mit mehr als 4 Achsen 10,00 t 11,50 t 18,00 t 19,00 t 18,00 t 20,00 t 21,00 t 24,00 t 18,00 t 25,00 t 26,00 t 32,00 t 36,00 t 40,00 t Abmessungen mit Ladung – § 22 StVO Breite (Fzg. m. Ladung) Höhe (Fzg. m. Ladung) Ladungsüberstand hinten Ladungsüberstand hinten 4) Fzg./ Zug m. Ladung max. 2,55 m 4,00 m 1,50 m 3,00 m 20,75 m

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