Das Lieferdienst-Unternehmen Gorillas aus Berlin entlässt die Hälfte seiner in der Verwaltung tätigen Mitarbeiter. Firmenchef Kagan Sümer gab am Dienstag, 24. Mai, bekannt, dass 300 Beschäftigte – und damit rund die Hälfte aller Verwaltungsangestellten im Unternehmen – entlassen werden. Der Stellenabbau zieht sich laut dem Magazin „Gründerszene“ durch alle Bereiche, bestätigte Entlassungen gab es unter anderem in der Finanz- und IT-Abteilung sowie vor allem im Personalbereich.
Außerdem will Gorillas das Lieferdienst-Geschäft in Zukunft auf Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande und die USA als bestehende Kernmärkte fokussieren. Wie es in Dänemark, Belgien, Spanien und Italien weitergeht, wo das Unternehmen ebenfalls vertreten ist, bleibt unklar, laut Sümer würden alle möglichen strategischen Optionen geprüft. Unter anderem löst das Unternehmen nach Informationen von „Gründerszene“ sein Global Office in den Niederlanden auf und zentralisiert die Verwaltung künftig in Berlin.
Profitabilität schlägt Wachstum
Der Firmenchef rechtfertigte nach Angaben von „Gründerszene“ die Entlassungen mit Verweis auf die veränderten Kapitalmärkte. Die Finanzierungssituation, insbesondere für noch nicht profitable Unternehmen wie Gorillas, habe sich in den vergangenen Wochen dramatisch verschlechtert, deshalb fokussiere sich das Unternehmen seit einer Weile darauf, profitabel zu werden, anstatt weiter zu wachsen. Im Oktober 2021 hatte Gorillas über eine Finanzierungsrunde 860 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt, Geld, das zunächst vorwiegend in die Ausweitung des Geschäfts geflossen war. Nach Angaben von „Gründerszene“ sollen einige Investoren abgesagt haben – die Entlassungen könnten ein Versuch seitens Gorillas sein, für die Geldgeber wieder attraktiver zu werden.
Im Herbst 2021 kam es an Standorten des Unternehmens in Berlin und Leipzig bereits zu Entlassungen in Reaktion auf wilde – also unabhängig von Gewerkschaften organisierte – Streiks unter den Fahrern für bessere Arbeitsbedingungen. Vom aktuellen Stellenabbau sind die Fahrer nach jetzigem Stand nicht betroffen. (jl/ste)