Cradle Campus: Weleda investiert 90 Millionen Euro in emissionsfreies Logistikzentrum

Wenn ein Oberbürgermeister in seinem Grußwort von einer "Kathedrale der Logistik" spricht, weist einiges darauf hin, dass es um keine 08/15-Logistikimmobilie geht. Das neue Logistikzentrum des Naturkosmetikherstellers Weleda hat denn auch wenig mit den von der Autobahnperipherie bekannten Standard-Logistikanlagen gemein, die weniger Chancen auf Architekturpreise haben dürften. Für den Bauherren ist es nicht weniger als ein "Leuchtturm der Nachhaltigkeit". Errichtet in weiten Teilen aus heimischem Holz und Lehm und betrieben mit Solarenergie und Geothermie, soll das neue Weleda-Logistikzentrum emissionsfrei laufen. Insgesamt 10.000 PV-Module wurden an Dächern und Fassaden verbaut. Nur 20 Prozent des 72.000 Quadratmeter umfassenden Areals wurden bebaut. Weleda hat sich seinen sogenannten Cradle Campus einiges kosten lassen: Mit einem Gesamtvolumen von 90 Millionen Euro ist er die größte Investition in der Unternehmensgeschichte. Autostore und FTS Mit dem Neubau wird die Vertriebslogistik, die bisher auf sechs Standorte verteilt war, zentral gebündelt. "Gestartet sind wir im Juli mit dem internationalen Geschäft, jetzt startet der Hochlauf für den DACH-Markt", sagt Daniela Trah, Projektleiterin Logistik bei Weleda. Im ersten Step seien knapp 50 Mitarbeitende im Einschichtbetrieb in der Lagerlogistik beschäftigt und rund zehn Mitarbeitende für administrative Prozesse. "Je nach Wachstumsdynamik sind wir aber dafür gerüstet, auch einen 24/7-Betrieb abzubilden", betont Trah. Im Hochregal habe man die Option, um drei Gassen zu erweitern. Das Funktionsgebäude könne zusätzlich auch Richtung Westen erweitert werden. Letzteres ist vierstöckig: Im Untergeschoss befindet sich die Haustechnik, im Erdgeschoss der Warenein- und -ausgang, im ersten Obergeschoss die Karton- und Lagenkommissionierung und im zweiten Obergeschoss ein automatisches Kleinteilelager vom Typ Autostore inklusive Kommissionierplätzen. Das ist nicht das einzige Automatisierungselement. "Im Warenausgang unterstützen uns fahrerlose Transportsysteme: Diese holen versandfertige Paletten selbstständig ab und setzen sie in ein Schwerlast-Durchlaufregal", erzählt Trah. Von dort aus werden sie dann manuell in die Lkw verladen. "Automatisierung und Digitalisierung sind neu für uns, an unseren bisherigen Standorten haben wir manuell gearbeitet", so die Projektleiterin. Weleda habe auch nicht vor, voll zu automatisieren. "Der Mensch soll weiterhin in die Prozesse eingebunden werden, da er flexibel ist und unseren Bedarf an Qualität erfüllt", betont sie. Eine Besonderheit ist das 30 Meter hohe Hochregallager mit seinen 60 Zentimeter dicken Stampflehmwänden. Das Hochregal ist aus Holz gefertigt. "Die fünf Regalbediengeräte von Kardex sorgen mit dafür, dass wir im Hochregallager keine Haustechnik verbauen mussten - durch die Bewegung der Regalbediengeräte in Verbindung mit den Lehmwänden entsteht eine Luftzirkulation", erklärt Trah. Die allermeisten der Weleda-Produkte dürfen zwischen 15 und 24 Grad gelagert werden. "Wir haben hier gleichbleibende Temperaturen zwischen 20 und 22 Grad", so Trah. Fall es zu kühl werden sollte, könne via Betonkerntemperierung ge-gengesteuert werden. Viel Wert wurde auf den Wohlfühlcharakter der Logistikanlage gelegt. Auf jedem Stockwerk steht ein sogenannter Cube - ein schallgeschützter Rückzugsort für die Mitarbeitenden. "Uns ist eine hohe Arbeitsplatzqualität für die Mitarbeitenden sehr wichtig", sagt die Projektleiterin. Dies zeige sich auch an der Vielzahl an Fenstern, durch die viel Tageslicht ins Gebäude kommt. Und was ist ihr persönlicher Lieblingsort im neuen Logistikzentrum? Ganz klar das Hochregallager: "Das fühlt sich fast an wie Waldbaden." "Einsatz von Elektro-Lkw noch zu kostspielig" Weleda hat keinen Eigenfuhrpark, bei der Transportlogistik arbeitet das Unternehmen seit vielen Jahren mit der ebenfalls in Schwäbisch Gmünd ansässigen Spedition Häberle zusammen. Während Fahrradstellplätze mit E-Ladestationen ausgestattet wurden, findet man Lademöglichkeiten für Elektro-Lkw auf dem Cradle Campus nicht. "Wir hatten dies während der Planungsphase andiskutiert, aber verworfen, da die Situation rund um die E-Lkw für die Zukunft intransparent ist", sagt Daniela Trah, Projektleiterin Logistik bei Weleda. Man prüfe zwar aktuell mit der Spedition Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß sowohl mit Fahrtenoptimierungen als auch mit E-Fahrzeugen zu optimieren. Noch kämen aber keine E-Lkw zum Einsatz, dies sei derzeit noch zu kostspielig. "Hier warten wir die nächste Entwicklungsstufe ab." Das Unternehmen sei aber im engen Austausch mit der Stadt Schwäbisch Gmünd, da gegebenenfalls in der Nachbarschaft grüner Wasserstoff produziert werde. "Auch diese alternative Energie wird im Umfeld der Transportlogistik erforscht. Wenn entsprechende Ergebnisse da sind, könnten wir aufsetzen", so Trah.

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