Leipzig. Zahlreiche Gegner der Ausbaupläne des Flughafens Leipzig/Halle haben in der Nacht zu Samstag auf dem Airportgelände demonstriert. Rund 50 Aktivisten der Initiative „CancelLEJ“ hatten die Zufahrt zum Logistikzentrum von DHL blockiert, wie dpa unter Berufung auf einen Sprecher der Polizei berichtet. Mehrere Lastwagen stauten sich vor der Einfahrt und mussten durch ein zweites Tor umgeleitet werden. Die Protestierenden fordern nach eigenen Angaben einen Ausbaustopp des Frachtflughafens, ein Nachtflugverbot und eine Verkehrswende.
DHL habe Anzeige erstattet, weil durch die Blockade einige Maschinen erst mit Verspätung abfliegen konnten und dadurch ein Schaden in Millionenhöhe entstanden sei, erläuterte der Polizeisprecher. 52 Aktivisten seien auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Leipzig zur Wache gebracht worden, um deren Identitäten festzustellen. Viele hatten die Nacht im Polizeigewahrsam verbracht. Die Proteste verliefen insgesamt aber friedlich.
Die Ausbaupläne des Flughafens müssten dringend auf Eis gelegt werden, betonte am Samstag der Sprecher für Klimaschutz- und Mobilität der Links-Fraktion im Sächsischen Landtag, Marco Böhme. „Es muss endlich über eine nachhaltige Entwicklung des Flughafens im Einklang mit den Pariser Klimaschutzzielen gesprochen werden. Dazu zählt auch eine sozial-ökologische Mobilitätswende und eine deutlich diversifizierte und zukunftsfähige Gestaltung der Wirtschaftsstruktur am Standort Leipzig/Halle.“ Kein anderer Flughafen mit nächtlichem Frachtflugverkehr sei so nah an bewohntem Gebiet im Dauerbetrieb und gefährde die Gesundheit von Hunderttausenden Anwohnern.
Der Flughafen Leipzig/Halle soll erheblich ausgebaut werden. Unter anderem plant DHL die Erweiterung des Logistikhubs von 60 auf 100 Stellplätze. Das würde zu einer deutlichen Zunahme von Starts und Landungen führen. Der Airport ist inzwischen der zweitgrößte Frachtflughafen in Deutschland, hinter Frankfurt/Main. Im vorigen Corona-Jahr hatte der Airport mit 1,38 Millionen Tonnen Fracht ein Rekordergebnis erzielt und rechnet mit einem weiteren Wachstum. In Frankfurt waren es 2020 gut 1,9 Millionen Tonnen. (dpa/mh)