Berlin. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) dringt auf eine zügige Zahlung angekündigter Finanzhilfen für die Deutsche Bahn. „Die Lage ist nach wie vor ernst und der geplante wirtschaftliche Aufschwung nicht eingetreten“, heißt es in einem Mitglieder-Rundschreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darin äußert Gewerkschaftschef Klaus-Dieter Hommel Zweifel an der Verlässlichkeit des Bundes. Von zugesagten Hilfen sei bisher so gut wie kein Geld bei der Bahn angekommen. „Derzeit stehen noch Zahlungen von mehr als acht Milliarden Euro aus, die natürlich dringend benötigt werden.“
Hommel sprach von einem Bruch des „Bündnisses für unsere Bahn“, das im vergangenen Jahr mit der Arbeitnehmerseite geschlossen worden war. Die EVG habe mit ihrem Tarifabschluss im vergangenen Jahr schon einen konkreten Beitrag geleistet, um die Krise zu bewältigen. Die Gewerkschaft hatte unter anderem eine Nullrunde in diesem Jahr in Kauf genommen.
Steigende Corona-Infektionszahlen und Gewerkschaftsstreits machen der DB zu schaffen
Am Mittwoch beriet der Aufsichtsrat des Staatskonzerns über die wirtschaftliche Lage. Nachlassende Infektionszahlen und zurückgenommene Corona-Maßnahmen haben zwar dazu geführt, dass im Sommer wieder deutlich mehr Menschen mit der Bahn reisten. Angesichts wieder steigender Infektionszahlen sind die Erwartungen für den Rest des Jahres aber zurückhaltend.
Schwer abzuschätzen sind auch die Folgen eines möglichen Tarifabschlusses mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Seit die GDL am Wochenende ein erweitertes Angebot der Bahn entgegennehmen konnte, hat sie nicht mehr mit Streiks gedroht. Weder die Bahn noch die GDL äußern sich derzeit zum Stand des Tarifkonflikts. Die EVG rechnet mit einem baldigen Abschluss und hat angekündigt, ihren Tarifvertrag per Sonderkündigungsrecht wieder aufzuschnüren, sollte die GDL für die Beschäftigten mehr herausholen als sie. (dpa/sn)