Europas drei größte Häfen – Antwerpen, Rotterdam und Hamburg – gehören laut Europol „zu den Hauptzielen von krimineller Unterwanderung“. Dies geht aus einem Bericht hervor, den Europol am Mittwoch, 5. April, in Den Haag veröffentlichte. Die Banden würden Hafenbeamte oder Mitarbeiter von Firmen bestechen, Komplizen einschleusen und zunehmend auch die digitalen Sicherheitscodes von Containern knacken.
Erstmals hatten Sicherheitsexperten die Risiken der großen Seehäfen von Antwerpen, Rotterdam sowie Hamburg und Bremerhaven analysiert. Internationale Banden nutzen demnach vor allem den Containerverkehr, um Kokain in die EU zu schleusen. Die Drogen würden zwischen legalen Waren wie Autoteile oder Bananen versteckt und dann in den Häfen wieder herausgeholt. Haupteinfuhrhäfen seien Antwerpen und Rotterdam. Allein im vergangenen Jahr hatten Zollfahnder dort die Rekordmenge von insgesamt rund 200 Tonnen Kokain sichergestellt. Nach den Analysen der Ermittler ist dies nur ein Bruchteil der tatsächlich geschmuggelten Drogen.
In den Seehäfen der EU kommen nach Angaben der Behörde jährlich rund 90 Millionen Container an. Doch nur ein kleiner Teil kann auch auf illegale Waren kontrolliert werden.
Sicherheitscodes für Container als Einfallstor
Die Verbrecher-Netzwerke setzen dem Bericht zufolge vor allem auf Korruption von Hafenmitarbeitern. Doch die Bestechung von vielen Einzelpersonen und damit Mitwisser stelle für sie auch große Risiken dar. Daher würden die Banden inzwischen auf neue Methoden setzen.
So zielten der Analyse der Experten zufolge die Kriminellen zunehmend auf die digitalen Sicherheitscodes für See-Container. Mit diesen Codes könnten sie Container öffnen, aber diese auch problemlos aus den Sicherheitsbereichen der Häfen schaffen. Um an die Codes zu kommen, müssten nur weniger Mitarbeiter bestochen werden oder Computersysteme gehackt werden.
Banden schleusten auch selbst professionelle Teams ein, um die Waren aus den Containern zu holen. Dabei nutzten sie laut Europol die „Methode Trojanisches Pferd“. Professionelle „Rausholer-Teams“ würden auf das Hafengelände eingeschleust und bekommen nach Schätzungen von Europol zwischen sieben und 15 Prozent des Wertes der illegalen Ladung – oft hunderttausende Euros. (tb/dpa)