Alzenau. Der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (Elvis) fordert von der Bundesregierung, die Lkw-Maut während der Corona-Krise auszusetzen. Bereits am Freitag hat sich der Verbund deswegen in einem offenen Brief an den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gewandt. Darin wies Elvis auf das Risiko eines Zusammenbruchs der Lieferketten durch starke finanzielle Einschnitte für Transportunternehmen infolge der Pandemie hin. Die Entlastung von Logistikbetrieben würde einerseits die Versorgung der Gesellschaft weiterhin sicherstellen. Andererseits könne sie den Arbeitsplatzverlust von Millionen Beschäftigten verhindern.
Verzicht auf Lkw-Maut rückwirkend bis Anfang März gefordert
„Die finanziellen Auswirkungen auf die Transportbranche durch das bereits erfolgte Stilllegen einzelner Wirtschaftsbereiche trifft den margenschwachen Sektor (…) schnell und erheblich“, heißt es in dem Brief. Nach Einschätzung des Verbunds würden die bisher von der Bundesregierung eingebrachten Sofort-Maßnahmen nicht rechtzeitig bei den Logistikbetrieben ankommen.
Um Speditionen schnell finanziell zu entlasten, fordert Elvis daher auf die Erhebung der Lkw-Maut auf deutschen Fernstraßen rückwirkend zum 1. März zu verzichten. Nur so könne der wirtschaftliche Ruin insbesondere kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) verhindert und die Versorgung der Gesellschaft weiterhin gesichert werden. „Anderenfalls sei nicht absehbar, wie lange die Unternehmen der Lkw-Transportbranche ihre systemrelevante Leistung aufrechterhalten können“, mahnt Elvis.
IRU rechnet mit Einnahmenverlust von 738 Milliarden Euro
Mit der Forderung schließt sich der Verbund der Internationalen Straßentransportunion IRU an. Diese hatte bereits Mitte März Berechnungen zu den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für die Transportbranche angestellt. Demnach sei mit einem Rückgang der globalen Straßentransportaktivitäten um bis zu 20 Prozent in diesem Jahr zu rechnen. Daraus könne ein weltweiter Einnahmenverlust von 800 Milliarden Dollar (etwa 738 Milliarden Euro) resultieren.
Nikolja Grabowski, Leiter der politischen Kommunikation von Elvis, sagte: „Kommt es zu einem solchen ökonomischen Schock, stehen viele KMU vor dem Aus. Nur sofortige Unterstützung kann dies verhindern.“ Akut gehe es um die Aufrechterhaltung der Lieferketten, mittelfristig aber auch um die Sicherung zahlreicher Jobs. Mehr als drei Millionen Beschäftigte arbeiten in Deutschland in der Logistikbranche, deren Arbeitsplätze bei Unternehmenspleiten wegbrechen würden. (sn)
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