Zagreb/Brüssel. Trotz wiederholter Bemühungen um einen reibungslosen Güterverkehr in der Viruskrise droht nach Auffassung der europäischen Industrieminister weiter eine folgenschwere Unterbrechung der Lieferketten. Das wurde bei einer Videokonferenz der Minister am Freitag deutlich, wie aus einer Erklärung des kroatischen EU-Ratsvorsitzes hervorgeht. Mehrere Mitgliedstaaten hatten in den vergangenen Wochen wieder Grenzkontrollen eingeführt, um eine weitere Ausbreitung von Covid-19 zu bremsen. Das behinderte jedoch den grenzüberschreitenden Güterverkehr stark.
„Die gemeinsame Botschaft war, dass jede Fragmentierung des Binnenmarktes den freien Güterverkehr weiter komplizieren und die Lieferketten unterbrechen würde“, teilte der Ratsvorsitz nach der stundenlangen Diskussion mit. Dabei sei es um die Wirksamkeit des gemeinsamen Marktes unter dem Druck äußerer Einflüsse gegangen. Die Minister hätten die Notwendigkeit der Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten und der Koordination auf EU-Ebene betont.
Schutz- und Medizinausrüstung fehlt
Die Mitgliedstaaten tauschten sich auch darüber aus, wie genügend Schutzausrüstung und Medizintechnik für alle Länder hergestellt werden kann. „Wir müssen daran arbeiten, unsere Kapazitäten zur Produktion persönlicher Schutz- und Medizinausrüstung zu erhöhen“, sagte der kroatische Wirtschaftsminister Darko Horvat. „Die Solidarität aller Mitgliedstaaten ist hier wesentlich. Wir brauchen schnelle Antworten und konkrete Ergebnisse.“ EU-Kommissar Thierry Breton forderte die Minister auf, alternative Möglichkeiten zur Produktion der nötigen Waren zu prüfen.
Zwei europäische Organisationen gaben unterdessen ihre Normen für medizinisches Material frei, damit Unternehmen ihre Produktion schneller auf dringend benötigtes Material umstellen können. Die Europäischen Ausschüsse für Standardisierung (CEN) und für Elektrotechnische Standardisierung (CENELEC) entsprachen damit nach eigenen Angaben einer Bitte der EU-Kommission. Die nunmehr frei verfügbaren Normen sollten dafür sorgen, dass neue Medizin- und Schutzausrüstung schneller und reibungsloser auf den Markt komme. (dpa/ag)