Eine verhaltener Kostenanstieg

Um 0,7 Prozent haben die Stückkosten in der Sammelgutspedition im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zugenommen. 0,7 Prozent: Das hört sich zunächst mal nicht nach viel an. Womöglich war das auch ein Grund, warum der DSLV (Deutscher Speditions- und Logistikverband) seine Meldung zur Entwicklung der Kosten mit der Überschrift versehen hat, dass die Kosten der Stückgutlogistik national um bis zu 2,4 Prozent gestiegen sind. Doch bei den "bis zu 2,4 Prozent" hatte der Verband die Dieselkosten ausgeklammert und nur die Personal-, Maut- und Sachkosten berücksichtigt. Da jedoch die Dieselkosten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 12,72 Prozent gesunken waren, sind die Gesamtkosten für die Sammelgutspedition "nur" um 0,7 Prozent und nicht um 2,4 Prozent gestiegen. Niedrige Sachkosten im ersten Halbjahr Vergleicht man das erste Halbjahr 2016 mit dem zweiten Halbjahr 2015, so ergibt sich sogar ein leichter Rückgang der Gesamtkosten um 2,0 Prozent (siehe Grafik Seite 32). Auch, weil die Dieselpreise im ersten Halbjahr 2016 niedriger gewesen sind im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2015. Aber auch deshalb, weil die Sachkosten im zweiten Halbjahr 2015 höher waren. "Dass die Sachkosten im zweiten Halbjahr höher sind als im ersten, ist ein Phänomen, das generell in der Stückgutspedition zu beobachten ist", sagt sagt Ingo Hodea, Referent für Stückgutlogistik und KEP-Dienste im DSLV. Als Grund, warum die Dieselkosten ausgeklammert wurden, nennt Forlogic in der Analyse, dass Treibstoffkosten im Vergleich zu den anderen Kostenbestandteilen starken Einflüssen von außen unterliegen. Deshalb hätten "die meisten Spediteure mit ihren Auftraggebern gemeinsam Floatermodelle entwickelt, mit denen die Schwankungen bei den Treibstoffkosten separat betrachtet und verrechnet werden", heißt es in der Interpretation. Wobei nicht bekannt ist, in welchem Ausmaß Floatermodelle tatsächlich zur Anwendung kommen. Aber in der Tat, wenn ein Dieselfloater vereinbart ist und dieser auch vollständig und zeitnah umgesetzt wird, stellen die Treibstoffkosten für die Speditionen einen durchlaufenden Posten dar: Kostenerhöhungen oder -senkungen werden dann 1:1 weitergegeben. Der Gesamtkostenindex für systemgeführte Sammelgutverkehre setzt sich aus vier Kostenkategorieren zusammen: Kosten für Personal, Treibstoff, die Maut und Sachaufwendungen. Am stärksten verteuert haben sich die Kosten für die Maut. Hier gab es im ersten Halbjahr 2016 einen Anstieg um satte 34,4 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Für diese Kostenexplosion gibt es einen triftigen Grund: Bei der Lkw-Maut wurden einige Änderungen vorgenommen. Zum 1. Juli 2015 müssen die mautpflichtigen Fahrzeuge auf weitere 1100 Kilometer Bundesstraßen eine Abgabe errichten. Und zum 1. Oktober 2015 wurde zudem die Mautpflicht für die Fahrzeuge von 12 auf 7,5 Tonnen abgesenkt. Vor allem die Absenkung der Gewichtsgrenze dürfte einen wesentlichen Anteil an der Verteuerung haben. Denn im Vor- und Nachlauf einer Sammelgutspedition kommen viele kleinere Fahrzeuge zum Einsatz, heißt es in einer Studie zu den Folgen der Mauterhöhung auf den Stückgutverkehr, die ebenfalls Forlogic im Auftrag des DSLV erstellt hat. Doch trotz der um ein Drittel gestiegenen Mautkosten hatten diese auf die Gesamtkostenentwicklung im Sammelgut nur einen geringen Einfluss. Denn die Mautkosten machen nur 2,4 Prozent der Gesamtkosten aus. Somit haben die Veränderungen bei der Maut die Kosten für eine Sammelgutsendung um nur 0,83 Prozent erhöht. Stärker hat sich der Anstieg der Kosten für Personal bemerkbar gemacht. Diese haben sich im ersten Halbjahr 2016 um 2,24 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 2015 verteuert. "Da sind womöglich noch die Nachwirkungen des Mindestlohngesetzes spürbar gewesen", sagt Hodea. Da die Personalkosten in der Sammelgutspedition mittlerweile über 50 Prozent aller Kosten ausmachen, haben sie eine Erhöhung der Gesamtkosten um 1,12 Prozent bewirkt. Flächen- und IT-Kosten gestiegen Die sendungsbezogenen Sachkosten sind im ersten Halbjahr 2016 um 0,59 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum geklettert. Der Anteil der Sachkosten an den Gesamtkosten beträgt laut den Berechnungen von Forlogic 35,85 Prozent. Somit haben sie mit 0,21 Prozentpunkten zum Gesamtkostenanstieg von 0,69 Prozent beigetragen. Zurückzuführen war diese Zunahme laut Forlogic vor allem auf Steigerungen der Flächen- und IT-Kosten. "Der Index zeigt, dass trotz gravierender Kostenrückgänge bei Treibstoff im ersten Halbjahr 2016 die Gesamtkosten in der Sammelgutspedition dennoch gestiegen sind", fasst Hodea ein zentrales Ergebnis aus Sicht des DSLV zusammen. Neben der Entwicklung der Kosten hat Forlogic im Rahmen der Erhebungen auch Angaben zu den durchschnittlichen Sendungen ermittelt. So beträgt das Durchschnittsgewicht einer Sendung 337 Kilogramm und die Hauptlaufentfernung durchschnittlich 357 Kilometer. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Stückgut www.verkehrsrundschau.de/dossiers Wie der Kostenindex erstellt wird 10 Millionen Sendungen berücksichtigt Zur Ermittlung des Kostenindex konnten Professor Dirk Lohre und sein Team von Forlogic auf Daten von 10,1 Millionen Ausgangssendungen und 9,8 Millionen Eingangssendungen zurückgreifen. Folgende Unternehmen haben die Werte zur Verfügung gestellt: 24plus Systemverkehre, Cargoline, Emons Spedition, IDS Logistik, ILN International Logistic Network, Online Systemlogistik, Schenker Deutschland, System Alliance, VTL Vernetzte-Transport-Logistik.Dabei wurden folgende Abwicklungsstufen analysiert:- Transport: Vorlauf, Hauptlauf, Nachlauf- Umschläge: Ausgangs- und Eingangsumschlag- Administration: Ausgangs- und eingangsseitige Steuerung und Administration. cd