Ein Blick in die Zukunft

Am vergangenen Donnerstag ging die 67. IAA Nutzfahrzeuge zu Ende. Das Motto der diesjährigen Messe lautete "Driving tomorrow". Und wenn man sich auf dem Messegelände in Hannover umsah, wurde deutlich, dass die Themen Zukunft und Innovation bei fast jedem Aussteller die Hauptrolle spielten. Und es schien, als hätte die Branche nun ihren Respekt vor neuen Technologien abgelegt und würde die Herausforderungen, die es zu meistern gilt, als Chance wahrnehmen. Deshalb durften sich die Veranstalter auch über etliche Rekordzahlen freuen. Mit 2174 Ausstellern aus insgesamt 48 Ländern präsentierten sich mehr Unternehmen als je zuvor auf der IAA Nutzfahrzeuge. Deshalb musste auch die Ausstellungsfläche auf 282.000 Quadratmeter wachsen. Viel Platz also für viel Neues. Und da besonders Zukunftsthemen wie alternative Antriebe, Digitalisierung und Vernetzung im Fokus standen, konnten die Besucher auch ganze 435 Weltpremieren bestaunen. Es lag also tatsächlich so etwas wie Aufbruchstimmung in der Luft. Eher das Gegenteil zu der IAA Nutzfahrzuge vor zwei Jahren, als bei den Herstellern noch eher Zögerlichkeit in Hinblick auf die neuen Technologien zu spüren war. In diesem Jahr brannten alle vielmehr darauf, ihre Entwicklungen herzuzeigen. Das Ende des Diesels? Eines der Hauptfelder für Neuerungen waren natürlich die alternativen Antriebsformen. Der Trend ging ganz klar hin zur Elektro-Mobilität, aber auch zu LNG/CNG oder Hybridlösungen. In Zeiten von CO2-Obergrenzen sollen die Antriebe möglichst klimaneutral laufen und müssen dennoch gleichzeitig alltagstauglich bleiben. Das hat sich zum Beispiel Scania auf die Fahnen geschrieben und neue Plug-in-Hybrid-Modelle speziell für den Stadt-, Verteilerund Baustellenverkehr vorgestellt, die kurze Fahrten auch rein elektrisch absolvieren können. Viele Hersteller, darunter Daimler, MAN und Renault, präsentierten außerdem neue E-Modelle, die besonders im städtischen Liefer- und Verteilerverkehr zum Einsatz kommen sollen. Da hier die Ladeinfrastruktur - wenn auch langsam - wächst, kristallisiert sich der E-Antrieb als die kommende Antriebsart für leichte Nutzfahrzeuge für das städtische Umfeld mehr und mehr heraus. Trotzdem bedeute das nicht, dass das Ende des Diesels bereits eingeläutet ist. Das machte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), in seiner Rede während der Eröffnunsgsfeier deutlich: "Elektromobilität ist nicht für jeden Einsatzzweck die beste Wahl. Dafür sind die Anforderungen zu unterschiedlich, zum Beispiel im schweren Langstreckenverkehr. Darum treiben wir die Effizienz von modernen Dieselmotoren weiter voran." Mit der neuen Euro-6-Norm sollen laut Mattes zudem die Stickoxidemissionen um 80 Prozent sinken. Man dürfe deshalb den Diesel also noch lange nicht abschreiben. Kaffee zur Eröffnung Die Eröffnungsfeier am 20. September überraschte die geladenen Gäste mit einem eher ungewöhnlichen Ambiente. Auf der Bühne hinter dem Rednerpult war eine Barista-Kaffeebar aufgebaut, an der die Gastredner nach ihrem Vortrag Platz nahmen und sich beim Kaffee die nächste Rede anhören konnten. Neben dem VDA-Präsidenten Mattes sprachen Bernd Althusmann, Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung in Niedersachsen, sowie UPS-Flottenchef Carlton Rose. Schlussredner war Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der ironischerweise mit der Bahn angereist war und deutlich zu spät kam. Während der Reden auf der Eröffnungsfeier wurden die Gemeinsamkeiten, aber besonders auch die gegenseitigen Forderungen von der Politik auf der einen und der Industrie auf der anderen Seite deutlich. Bernhard Mattes appellierte an die Gesetzgeber, die CO2-Regulierung nur in einem gesunden Maß anzusetzen und dabei leichte und schwere Nutzfahrzeuge nicht in einen Topf zu werfen. Althusmann sah die Zukunft der Automobil- und der Nutzfahrzeugindustrie nicht allein in der Antriebstechnik, sondern im Bereich Connectivity und Telematik. Ein Problem stelle hier der Breitbandausbau dar, denn in Deutschland seien nur fünf Prozent aller Leitungen Gigabit-fähig. Damit liege Deutschland mit seiner Internetgeschwindigkeit weit hinter seinen europäischen Nachbarn. Althusmann betonte, die Industrie brauche die digitale Infrastruktur, und versprach die Unterstützung der Politik. Nach einer Performance der Poetry Slammerin Sandra Da Vina hielt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer eine Rede, um die IAA offiziell zu eröffnen. Er stellte den Herstellern in Zukunft noch höhere Förderbeträge in Aussicht, verlangte im Gegenzug jedoch weiterhin viele Ideen und zügige Entwicklungen, damit das Messemotto "Driving tomorrow" auch in möglichst naher Zukunft wahr wird. Im Anschluss trat Scheuer seinen Rundgang über die Messe an, um sich selbst ein Bild von den technischen Neuerungen der Hersteller zu machen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "IAA" www.verkehrsrundschau.de/dossiers