E-Mobilität im Praxistest: Benjamin Ruß von EON über den "eTruckathon"

Wie war ihr Eindruck vom eTruckathon? Ben Ruß: Der Event zeigte sehr gut, was wir vorhaben – zunächst mal mit eTrucks auf die Mittelstrecke gehen, wobei die Langstrecke unser Ziel ist. Es sollte eine sportliche Aktion sein, die dennoch nicht in einen Wettbewerb ausufert. Uns ging es mehr um das Gemeinschaftliche. Die Teilnahme war das Ziel. Jeder der dabei ist, ist ein Gewinner. Das hat eine super Atmosphäre gebracht. Die Fahrer haben sich sehr wertgeschätzt gefühlt. Sie haben viel Aufmerksamkeit bekommen, überall Kameras, Drohnen, das war beeindruckend. Alle konnten sehen, dass E-Mobilität wirklich funktioniert. Insofern war alles total entspannt. Und alle sind ohne Probleme ans Ziel gekommen. Dass die eZugmaschinen funktionieren haben wir in unseren eigenen Tests bereits vielfach bestätigt. Das Handikap ist die Ladeinfrastrutur, oder? Das ist ein viel diskutiertes Thema. Aber da geht jetzt einiges voran. E.ON wird gemeinsam mit MAN 400 Ladepunkte an 170 Standorten in Europa realisieren, davon 125 in Deutschland. Aktuell ist unser erster nahe Berlin in Wildau, in Betrieb gegangen. Bis 2025 wollen wir rund 80 Standorte umsetzen - da ist echt viel im Gange. Auf der IAA hat MAN eine interaktive Karte mit den gemeinsam geplanten Standorten gezeigt. Da hat man gesehen, dass es allein schon durch unser Projekt sehr bald ein umfassendes Ladenetz gibt. Aber das passiert nicht von heute auf morgen. Ich denke, dass wir dadurch den Spediteuren viel Flexibilität bieten können. Wie wichtig wird denn das Megawattladen, bieten nicht schon 400 kW Lader ausreichend Potenzial? Das hängt sehr vom Kunden und vom Anwendungsfall ab. Wenn ein Spediteur nur seine eigenen Lkw über Nacht lädt, sehen, ist das Megawattladen eigentlich nicht notwendig. Das verkompliziert nur die technischen Herausforderungen im Hinblick auf den Netzausbau, was Geld und Zeit kostet. Operativ kann es aber auf manchen Speditionshöfen Sinn ergeben, die Stand- und Ladezeit soweit wie möglich zu minimieren (z.B. beim Mehrschichtbetrieb). Es gibt neben den operativen Gründen, aber eben auch eine emotionale, gefühlte Komponente. Zu wissen, dass man in Sondersituationen sehr schnell nachladen kann, ist sicherlich für viele Spediteure beruhigend. Ein 400 KW-Lader ist dann aber meist ausreichend. Megawattladen sehen wir hauptsächlich im öffentlichen Bereich (z.B. auf Rastanlagen und Autohöfen). Was empfehlen sie? Wie gesagt, das ist vom konkreten Fall abhängig. Prinzipiell gilt: es sollte nur so viel Ladeinfrastruktur aufgebaut werden, wie wirklich benötigt wird. Einen 400kW-Lader anstatt einem Megawatt-Lader ans Netz anzubinden kostet weniger und geht oft deutlich schneller. Wie sieht es mit dem Zeithorizont aus? Das eigentliche Aufstellen, Installieren und in Betrieb nehmen der Ladeinfrastruktur ist aufgrund unserer langjährigen Erfahrung im Pkw-Ladebereich Routine und erfolgt entsprechend schnell in wenigen Wochen. Voraussetzung ist aber der entsprechende Netzanschluss. Ich habe das Gefühl, dass die Behörden da mittlerweile flexibler und schneller agieren, damit wir künftig schneller in die Umsetzung kommen. Letztlich ist es immer eine sehr standortabhängige Frage. Es gibt zum Beispiel Standorte, die mal industrialisiert waren und wo noch viel Kabel im Boden liegt. Da geht es einfacher. In Gegenden ohne Industrialisierung, wo es schon viele Stromerzeuger oder Verbraucher gibt, kann es etwas länger dauern. Je nachdem sind es daher wenige Monate bis zu mehreren Jahren. Macht sich E.ON Drive Gedanken darüber, wo Lademöglichkeiten gebraucht werden und wo bereits passende Infrastruktur vorhanden ist bzw. neue gebaut werden muss? Netzausbauthemen sind im Energierecht geregelt. Das muss von anderer Seite kommen. Dann stellen wir die Frage anders. Wo genau ist denn der Need für Ladeinfrastruktur? Wir haben ein großes Interesse, öffentliche Ladeinfrastruktur da aufzubauen, wo Bedarf besteht - weil dann auch die Auslastung gewährleistet ist. Wir sehen uns in der Verantwortung und schauen natürlich, wo der meiste Verkehr und damit Bedarf ist. Prädestiniert sind unter anderem die Standorte der Serviceniederlassungen der Lkw-Hersteller. Denn die sind für die Kunden gut erreichbar. Darüber hinaus sehen wir einen großen Bedarf an Logistik-Knotenpunkten, also an Autohöfen, Raststätten und Industriegebieten. Nicht zu vergessen den Bedarf in der Fläche, der eine große Herausforderung darstellt. Deshalb muss für die Fläche die Politik die Rahmenbedingungen setzen. Wir haben jetzt im Rahmen der IAA noch mal mit unseren Kunden und Partnern gesprochen. Die signalisieren uns klar, dass es großes Interesse gibt, sich gegenseitig in Sachen Ladeinfrastruktur zu helfen. Ich spreche da auch eine Einladung an die Logistiker aus, einfach auf uns zuzukommen, wenn man sich mit dem Gedanken zum Aufbau von Ladeinfrastruktur befasst. Was heißt das konkret? Wir arbeiten an einem Konzept, Logistiker untereinander zu vernetzen. Wir wissen, dass das eine Herausforderung ist, dass die zusammenarbeiten. Aber wir gehen davon aus, dass wir als E.ON unparteiisch dafür sorgen können, dass da die eine oder andere Sorge genommen wird. Ladeinfrastruktur an einem Standort, wo man Netzanschluss hat, wo man günstig Strom generieren kann, kann ja durchaus ein Zusatzgewinn sein, um die Investition zu refinanzieren. Da kann ich nur dafür werben, dass sich die Logistiker gegenseitig die Hand reichen und sich unterstützen, indem sie Ladeinfrastruktur gemeinsam nutzen. Wie hoch wird den der Anteil des Depotladens sein? Ich gehe davon aus, dass überall da, wo es möglich sein wird, Kunden in DC-Infrastruktur auf ihren Speditionshöfen investieren. Die ersten 50 kW-Lader für das Übernachtladen der ersten Trucks kann man oft noch unterbringen. Für die ersten Fahrzeuge ist das ein guter Anfang. Bis 2030 werden dann aus meiner Sicht um die 50 Prozent der Speditionshöfe größer ausgebaut werden (müssen) - weil es operativ sinnvoll ist. Die Elektrifizierung des Betriebshofes hat signifikante Vorteile: Die Ladeinfrastruktur steht bei Bedarf zur Verfügung, und man kann den Strom selber einkaufen. Das wird dafür sorgen, dass immer mehr, vor allem mittlere und größere Speditionen, diesen Weg gehen. Gerade kleinere Speditionen werden aber viel auf öffentliches Laden setzen oder bei einem Partner laden. Nahezu alle First Mover in der E-Mobilität haben eigene PV Anlagen samt entsprechender Speicher. Ist das der richtige Schritt? Wir sehen den Bedarf und wir sehen das Potenzial, die Energiekosten zu senken. Die Kombination ist daher sehr sinnvoll. Wir liefern auch dafür das entsprechende Equipment und machen heute schon Angebote für kombinierte Anlagen für Ladestationen, Photovoltaik und Speicherbatterie und setzen um. Ob Kunden diesen Weg gehen, ist oft eine Typfrage. Manche betrachten Ladeinfrastruktur als betriebsnotwendige Infrastruktur und investieren. Dann wird es weiterhin welche geben, die beim Transport als Kerngeschäft bleiben. Aber die, die wollen, unterstützt E.ON unter anderem durch passende Geschäftsmodelle und verschiedenste technische Lösungen. Wir sehen uns als Dekarbonisierungspartner für die Logistik. Dazu gehört nicht nur der Lader, sondern auch Tiefbau, Installation, PV, Batterien sowie Trafostationen und Stromnetzanschluss. Wenn ich mich also als Unternehmer mit dem Thema beschäftige, kann ich mich an euch wenden, ihr macht eine Analyse und sagt mir welche Transporte ich elektrifizieren kann und was die beste Versorgungslösung für mich ist? Da möchte ich ein bisschen differenzieren. Wir sehen uns als Standortberater für die Elektrifizierung. Transportanalysen können die Fahrzeughersteller besser als wir. Normalerweise lässt sich der Kunde eine Routenberatung samt TCO-Analyse für seine Fahrstrecken vom Fahrzeughersteller geben. Damit kommt er an den Punkt zu wissen, welche Routen er elektrifizieren kann. Dann kommen wir dazu und analysieren den oder die Standorte. In einem ersten Gespräch gibt’s eine Analyse, was grundsätzlich möglich ist. Wir schauen gemeinsam wie der Betriebshof aussieht, sehen welche Infos es zu den Netzanschlüssen bereits gibt. Grob gesagt analysieren wir, was vorhanden ist. Im zweiten Schritt kommt unser Projektmanager zum Standort für eine detaillierte Vor-Ort-Analyse. Es folgt ein verbindliches Angebot und dann bekommt der Kunde im Prinzip von uns das Gesamtkonzept von der Ladestation bis hin zu Wartung und zum Betrieb aller Komponenten. Das geht vom kleinen Lader über mobile Lader bis hin zum Gesamtdepot - also wirklich alles, was der Spediteur braucht. Geht E.ON auch einen Wachstumsprozess mit? Ja! Wir sind die letzten, die dem Kunden die Maximallösung empfehlen. Auch weil wir sehen, was der Netzanschluss erlaubt und wofür dieser erweitert werden müsste. Wir bauen dann beispielsweise eine Trafostation und lassen zusätzliche Abgänge frei oder bauen eine Zweikammer-Station und setzen erstmal nur einen Trafo rein. Das gleiche gilt für die Ladestationen: hier kann man z.B. tiefbauseitig schon für eine Erweiterung planen. Und je nach Wachstum kann man später ausbauen und erweitern. Das ist kostenoptimiert und beschleunigt für unsere Kunden den Prozess. Gibt es denn bei der Ladeinfrastruktur noch Fördergelder? Hin und wieder, meist auf Landesebene. Wir unterstützen auf Wunsch Kunden bei den Förderanträgen. Was würden sie sich von der Politik wünschen, um das Thema E-Mobilität beim Lkw schneller auf die Straße bringen? Planungssicherheit ist ganz wichtig! Und das über die Wahlen hinaus. Die Politik muss Sicherheit für die Industrie gewährleisten. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass die Politik bei den Logistikern über die richtigen Anreize Eigeninteresse zu erzeugt – dann folgen auch die Investitionen. Wie das funktionieren kann, sieht man im Busbereich. Der hat sich sehr gut entwickelt in Richtung Ladeinfrastruktur. Viele Depots sind voll elektrifiziert. Warum sollten das nicht auch die Logistiker hinkriegen? Und was wäre ihre Empfehlung an die Transportunternehmer zum Thema E-Mobilität? Rufen Sie uns an und lassen Sie uns sprechen. Denn oft sind die Sorgen größer als die tatsächlichen Herausforderungen – die Lösungen lassen sich oft im Beratungsgespräch herausarbeiten. Die Umstellung geht für viele natürlich nicht von heute auf morgen. Aber einen 50-kW-Lader zum Ausprobieren kriegt man eigentlich immer leicht unter. Mein Appell: Scheuen Sie sich nicht davor in die Zukunft zu investieren und suchen Sie den Austausch. E-Lkw von verschiedenen Herstellern fuhren beim "eTruckathon" mit

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