Die deutsche Speditions- und Logistikbranche vermeldet für das vergangene Jahr erneut Rekordzahlen. So könnte für das Jahr 2021 ein Branchenumsatz von annähernd 120 Milliarden Euro zu erwarten sein. Das zeigten die Ausführungen von Axel Plaß, Präsident DSLV Bundesverband Spedition und Logistik, und DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster auf dem Pressegespräch anlässlich der Mitgliederversammlung des DSLV in Berlin.
Zum Vergleich: im Jahr 2020 könnte der Branchenumsatz für die Bereiche Spedition, Lagerhaltung und Logistik (ohne Transport) bei 114 Milliarden Euro gelegen haben – wobei dies statistisch noch nicht verbindlich gesichert sei. Zudem stieg in 2021 das Stückgut-Sendungsvolumen der Systemnetze um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Das ist neuer Rekord. Schon in 2020 hatten die Unternehmen mit 130 Millionen Sendungen Rekordmengen verzeichnet. Plaß wörtlich: „Trotz erheblicher Einschnitte und wachsender Kosten gehört die Speditions- und Logistikbranche nach aktueller Lage also nicht zu den Verlierern der Krise.“
Ein Blick ins laufende Wirtschaftsjahr
Ob diese positiven Entwicklungen in 2022 anhalten und ob die 38-Prozent-Wachstumsprognosen des Bundesverkehrswegeplans bezogen auf das Jahr 2030 Bestand haben, weiß man nicht. Dies sei derzeit ebenso wenig prognostizierbar, betonte Plaß, wie die derzeit mit erheblichen Unsicherheiten behafteten gesamtwirtschaftlichen Wachstumsaussichten. Der DSLV-Präsident wörtlich: „Die gestrigen (Mittwoch 22. Juni 2022) Ausführungen des Bundesfinanzministers, Deutschland drohe eine anhaltende Wirtschaftskrise, klingen alarmierend.“
Das Branchenwachstum negativ prägen auch die weiter anhaltenden Logistikkosten fürchtet Plaß – insbesondere getrieben durch die Engpässe bei Transportkapazitäten, den Fachkräftemangel, die hohen Energiekosten und die wachsenden Lagerbestände. Der DSLV-Präsident wörtlich: „Die Logistikbranche ist wie viele eingeklemmt zwischen Inflation, Energie- und Ressourcenknappheit, Überalterung und Dekarbonisierungs-Anstrengungen bei gleichzeitig steigenden Kundenerwartungen.“
DSLV wünscht breite Entlastung der gesamten Wirtschaft
Finanzielle Krisenunterstützungs-Maßnahmen des Staates wünscht der DSLV indes nicht. „Das steht nicht auf der Wunschliste“, so Plaß. „Anstelle häppchenhafter Unterstützungen bedarf es einer breiten Entlastung der gesamten Wirtschaft von zu hohen Steuern, Abgaben und Auflagen.“ Auch Maßnahmen wie Gewerbediesel und befristete Energiesteuersenkungen würden völlig falsche Marktsignale aussenden und am Ende dem Staat nur Geld kosten. Abgesehen davon fordert Plaß dringlich Investitionen in die Schiene. Sollte das Maßnahmenpaket des Masterplans Schienengüterverkehr einschließlich KV- und Gleisanschluss-Förderung nicht schnell umgesetzt werden, lasse sich der 25-Prozent-Modal-Split-Anteil in 2030 nicht erreichen, sogar die CO2-Reduktionsziele des EU-„Fit-for-55“-Pakets seien dann gefährdet. Wichtig ist den Speditionen der Flächenausbau alternativer Auflade- und Betankungsinfrastrukturen und natürlich deutlich schnellere Genehmigungsverfahren.
Steigende Kosten lassen sich preislich umlegen
Immerhin: Transport- und Lagerkosten haben für Industrie derzeit offenbar nicht mehr die höchste Priorität. Plaß spricht gar von einer „Phase der Marktumkehr.“ Mit dem Vorteil, dass Logistikdienstleister derzeit selbst sprunghaft steigende Kosten weitgehend überwälzen könnten. Wenngleich auch „zum Preis besorgniserregender Inflationstendenzen“. (eh/ste)