Berlin. Die finanziell angeschlagene Deutsche Bahn hofft auf einen besseren Geschäftsverlauf im nächsten Jahr. Sie plant für 2022 im laufenden Geschäft mit einem Gewinn von etwa 100 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit), wie aus Kreisen des Aufsichtsrats verlautete. Das Kontrollgremium tagte Mitte der Woche zur Finanzlage und zur Mittelfristplanung des Staatskonzerns. Mit knapp 1,9 Milliarden Euro dürfte in diesem Jahr der Verlust vor Zinsen und Steuern etwas geringer ausfallen als noch im Sommer befürchtet.
Stuttgart 21 frisst im Worst Case über 450 Millionen Euro mehr als geplant
Kritisch ist die Lage beim Bauprojekt Stuttgart 21, wie es im Umfeld des Aufsichtsrats hieß. Wegen stark steigender Baukosten und technischer Schwierigkeiten laufe eine Sonderprüfung, deren Ergebnisse im Januar erwartet werden. Zu den zuletzt erwarteten Kosten von 8,2 Milliarden Euro könnten im schlechtesten Fall bis zu 500 Millionen Euro hinzukommen, hieß es.
Über die Jahre hatte es für den Bau des unterirdischen Durchgangsbahnhofs und der Verbindung nach Ulm mehrfach Kostensteigerungen gegeben. Das Gesamtprojekt soll 2025 in Betrieb gehen.
Künftig wird dem Vernehmen nach wieder mit variablen Vergütungsbestandteilen für die Vorstände geplant. Sofern die Konzernziele erreicht werden, sollen für 2022 wieder Boni fließen.
Für 2021 und 2020 hatten die Spitzenmanager angesichts großer Finanzprobleme und einer Nullrunde beim Personal verzichtet.
Logistik-Tochter DB Schenker profitiert von stabilen Lieferketten
Zum etwas besseren Geschäftsverlauf in diesem Jahr trägt ein operativer Gewinn von deutlich über einer Milliarde Euro bei DB Schenker bei. Die internationale Logistik-Tochter profitiere vom hohen Bedarf an stabilen weltweiten Lieferketten, hieß es. Bei der Eisenbahn in Deutschland geht der Konzern von einem Minus von knapp drei Milliarden Euro aus. Hier belasteten unter anderem die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe im Sommer das Geschäft.
Lange diskutiert wurde im Aufsichtsrat auch über das Baustellenmanagement. Zuletzt waren im Güterverkehr Kundenbeschwerden laut geworden. Zu den Schwierigkeiten trügen Materialknappheit und Krankmeldungen in der Corona-Pandemie bei, verlautete aus Aufsichtsratskreisen. (ste/dpa)